Kapitel 5

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Jisung POV

Jeongins Geburtstag ist nun schon drei Wochen her. Heute habe ich aber viel vor. Felix und ich gehen in die Stadt und kaufen uns ein paar neue Klamotten. Danach haben wir eine Rudelbesprechung. Bei dieser habe ich aber ein komisches Gefühl. Irgendwas wird dort passieren, dass mir nicht gefallen wird. Ich weiß aber nicht, was es sein könnte. Somit muss ich mich wohl überraschen lassen. Jetzt muss ich mich aber langsam mal fertig machen. Denn Felix holt mich in zehn Minuten ab. Er ist noch mit Changbin unterwegs. Ich würde auch gerne mal was mit Minho machen, aber er hat zu viel vor. Vielleicht hat er ja morgen Zeit. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Schnell ziehe ich mir frische Klamotten an und gehe dann runter ins Wohnzimmer. Dort wartet mein bester Freund schon auf mich. Kurz verabschieden wir uns noch von den Anderen und machen uns dann auf den Weg ins Dorf. Leider werden wir von allen Seiten komisch angestarrt, aber das sind wir mittlerweile schon gewöhnt.

Nach drei Stunden haben wir viele Sachen gefunden, die uns gefallen. Hoffentlich mögen unsere Mates unsere neuen Outfits auch. Aber darüber mache ich mir nicht wirklich große Sorgen. Denn Felix und ich haben schon immer einen guten Geschmack gehabt, wenn es um Mode ging. Am späten Nachmittag machen wir uns also wieder auf den Weg nach Hause. Dort werden wir auch schon in Beschlag genommen. Unsere neue Familie möchte wissen, was wir uns alles gekauft haben. Stolz machen wir eine kleine Modenschau und bringen dann die Klamotten in die Waschküche. Später sollten wir die Maschinen mal einschalten. Dann können wir bald unsere neuen Sachen anziehen. Die Anderen waren von unserer Auswahl begeistert. Leider war Minho nicht anwesend. Das macht mich irgendwie traurig. In den letzten Wochen habe ich ihn fast nie zu Gesicht bekommen. Dabei brauche ich ihn doch so sehr. Aber bei der Versammlung wird er sicher nachher dabei sein.

Schnell gehe ich duschen und ziehe mir frische Kleidung an. Die Andere habe ich komplett vollgeschwitzt und ich will gut aussehen, wenn ich meinen Mate begegne. Hoffentlich weiß er das auch zu schätzen. Aber das tut er sicher. In einer Stunde findet die Versammlung statt. Somit mache ich mich schlau, um was bei dieser gehen wird. Leider will mir aber keiner etwas verraten. Irgendwie macht mich das etwas stutzig. Warum will mir keiner etwas verraten? Felix scheint genau das Gleiche zu denken. Er hat sich etwas von Changbin entfernt und schmollt. Dabei sieht er echt niedlich aus. Plötzlich kommt Minho in den Raum. Er würdigt uns keines Blickes. Das macht mich traurig. Ich bin doch sein Mate. Warum schenkt er mir dann keine Beachtung? Eine Träne lauft mir über die Wange. Ich wische sie aber schnell wieder weg. Hoffentlich hat es niemand mitbekommen. So scheint es auch zu sein. Was ist heute in diesem Haus los? Normalerweise sind alle gut gelaunt und reden miteinander. Es gibt immer einen der rumalbert und somit die Anderen zum Lachen bringt. Heute ist dem aber nicht so.

Eine Stunde später werden wir in einen großen Raum gebracht. Dort sitzen schon viele Mitglieder des Rudels. Dadurch werde ich nervös. Sie schauen mich schon wieder so komisch an. Schnell setze ich mich in die Reihe, auf die Chan zeigt. Er, Changbin und Minho gehen auf die Bühne. Dort setzen sie sich an einen großen Tisch. Somit kann die Versammlung wohl anfangen. Minho erhebt seine Stimme und begrüßt alle. Danach stellt er Felix und mich dem Rudel vor. Somit wissen sie nun endlich, wer wir sind und was wir hier zu suchen haben. Endlich ändern sich die Blicke der restlichen Rudelmitglieder. Sie sehen jetzt eher interessiert aus. Plötzlich ändert sich aber die Stimmung rasant. Alle scheinen ziemlich ernst zu sein. Was ist denn jetzt los? Minho gibt mir sofort eine Antwort auf meine Frage. Diese schockiert mich. Er will allen Ernstes, dass wir erzählen, was in unserem alten Dorf vorgefallen ist. Dazu bin ich aber noch nicht bereit. Ich kann nicht darüber reden. Zum Glück steht Felix auf und betritt kurze Zeit später die Bühne. Dann beginnt er auch schon zu erzählen.

"Jisung und ich hatten kein gutes Leben bisher. Wir wurden in unserem alten Dorf verachtet und immer wieder psychisch misshandelt. Am Anfang war es noch auszuhalten. Dann bauten sie aber einen Kerker. Diesen benutzen sie, um uns Beide einzusperren. Unsere Hände wurden an die Wand gekettet und wir haben tagelang nichts zu essen bekommen. Öfters waren wir fast eine Woche dort eingesperrt. Dadurch wurden wir in der Schule immer schlechter. Das passte ihnen nicht. Somit wurden wir wieder eingesperrt. Deswegen schauen wir jetzt auch so aus. Wir haben fast nie etwas zu essen bekommen. Für sie waren wir Abschaum und nichts wert. Nur weil wir männliche Omegas sind. Unsere Familien haben uns sehr schnell verstoßen. Somit hatten wir nur uns. Wir sind wie Brüder und geben uns gegenseitig Halt. Es ist eine glückliche Fügung, dass unsere Mates im gleichen Rudel sind. Somit mussten wir uns nicht trennen. Hoffentlich wird von nun an unser Leben besser und wir müssen uns nicht mehr so viele Sorgen machen."

Alle im Raum scheinen sehr geschockt zu sein. Damit haben sie wohl nicht gerechnet. Aber wer würde das auch schon? Changbin knurrt ständig und bekommt sich fast nicht mehr ein. Er kann nicht glauben, dass das jemand seinem Mate angetan hat. Minho hingegen sitzt ruhig da und bewegt keinen Muskel. Ich wünsche mir gerade so sehr, dass er mich ansieht. Denn ohne ihn kann ich mich nicht beruhigen. Fehlanzeige! Langsam kann ich spüren, wie die Panik meinen Körper einnimmt. Immer mehr Tränen laufen mir über die Wangen. Es scheint noch keiner bemerkt zu haben. Mir wird schwindelig und ich kann nicht mehr richtig sehen. Eine Panikattacke bahnt sich an und ich muss hier dringend weg. Somit stehe ich schnell auf und laufe aus dem Saal. Danach ziehe ich mir meine Schuhe an und verlasse das Haus. Die kühle Luft beruhigt mich etwas. Aber leider geht es mir immer noch schlecht. Wo soll ich denn nur hin? Hier gibt es sicher keinen wunderschönen Garten! Ich könnte zumindest mal nachschauen.

Ich laufe nun schon seit einer halben Stunde durch die Gegend. Langsam werde ich müde und mein Körper will nicht mehr. Die Panikattacke hat mich immens geschwächt. Plötzlich sticht mir aber etwas ins Auge. Ein riesiger Baum erstreckt sich vor mir. Unter seinem Blätterdach kann ich Blumen entdecken. Schnell betrete ich die schöne Wiese. Dann fällt mir etwas auf. Es sieht hier genauso aus, wie in unserem alten Dorf. Ob mir die Wiese wohl gefolgt ist? Oder gibt es mehrere davon? Ich sollte mich mal darüber schlau machen. Plötzlich kann ich Schritte hinter mir hören. Schnell drehe ich mich um und blicke in die Augen von meinem Mate. Dieser kommt langsam auf mich zu. Seine Anwesenheit beruhigt mich. Ich laufe auf ihn zu und werfe mich in seine Arme. Seine Nähe spendet mir Kraft und Trost. Endlich kann ich mich komplett fallen lassen und beruhige mich schnell. Kurze Zeit später wird mein Gesicht in zwei Hände genommen. Dann legen sich plötzlich zwei Lippen auf meine. Mein Herz fängt an zu rasen. Mein Mate küsst mich gerade und ich will mich nie wieder von ihm lösen. Nachdem wir unseren Kuss gelöst haben, gehen wir wieder zurück nach Hause. Ich werde diesen Ort aber sicher bald wieder besuchen.

My little Baby -MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt