Kapitel 15

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Minho POV

Die Ansprache von Woojin hat mir wirklich die Augen geöffnet. Ich hätte für Jisung da sein sollen. Hoffentlich kann er mir verzeihen. Wir müssen dringend darüber sprechen. Dabei muss ich aber auch ehrlich sein. Denn sonst wird er mir sicher keine zweite Chance geben. Langsam mache ich mich auf den Weg zum Gästezimmer. Immer wieder gehe ich im Kopf alles durch, was ich ihm sagen will. Ich werde sicher alles vergessen, aber einen Versuch ist es wert. Dann stehe ich auch schon vor der Tür. Dahinter kann ich keine Geräusche wahrnehmen. Also wird er sicher schlafen. Irgendwie will ich ihn nicht aufwecken. Aber wir müssen dringend alles wieder in Ordnung bringen. Dann können wir uns gemeinsam über unser Kind freuen und die Zukunft planen. Somit hole ich einmal tief Luft und klopfe an die Tür. Es rührt sich aber nichts. Immer wieder mache ich auf mich aufmerksam. Dann kann ich endlich was wahrnehmen.

Plötzlich wird die Tür aufgerissen. Ein wütender Jisung steht in dieser und funkelt mich böse an. Da muss ich jetzt aber durch. Schnell sage ich ihm, dass wir reden müssen und drücke ihn wieder in den Raum. Er wehrt sich zu meiner Verwunderung nicht. Ich drücke ihn leicht aufs Bett und setze mich dann neben ihn. Er rutscht etwas weiter von mir weg. Ich kann ein Ziehen im meiner Brust spüren. Aber was habe ich auch erwartet? Dass er sich sofort in meine Arme wirft und mir verzeiht? So einfach wird er es mir sicher nicht machen. Immerhin habe ich ihn sehr stark verletzt und das muss ich jetzt wieder gerade biegen. Ich schaue ihn stumm an und versuche herauszufinden, wie ich das Gespräch starten soll. Währenddessen würdigt er mich keines Blickes. Es tut wirklich weh. So muss es ihm vorher gegangen sein. Ich atme einmal tief durch und fange dann an zu reden.

"Jisung. Ich weiß, dass ich ziemlich große Scheiße gebaut habe. Ich war einfach überfordert mit der Situation. Dafür musst du aber den Hintergrund verstehen. In meiner Vergangenheit hatte ich es nicht leicht. Mein Vater war ein riesen Arschloch. Er hat mich ständig verprügelt. Für ihn war ich nie männlich genug. Meine Mutter hat immer nur zugeschaut. Geschwister hatte ich keine und meinen Freunden konnte ich nicht davon erzählen. Somit war ich alleine. Ich habe nie wirklich Liebe bekommen. So ging es eine lange Zeit. Dann bin ich einfach von Zuhause weggegangen. Ich habe mit meinen Freunden ein Rudel gegründet. Somit hatte ich endlich eine Familie. Diese hat mich so akzeptiert, wie ich bin. Leider tue ich mir immer noch schwer, meine Gefühle zu zeigen. Somit weiß ich nicht, ob ich ein guter Vater werde. Aber ich will es unbedingt mit dir versuchen. Gemeinsam schaffen wir es sicher. Also was sagst du? Gibst du mir noch eine Chance? Zwar hätte ich sie nicht verdient, aber ich hoffe trotzdem drauf."

Eine halbe Stunde später hat er immer noch kein Wort gesagt. Somit bilden sich Tränen und fließen über meine Wangen. Ich stehe langsam auf und schaue Jisung noch einmal an. Dieser würdigt mich noch immer keines Blickes. Er wird mir sicher nicht verzeihen. Somit ist wohl nun alles vorbei. Ich habe meinen Sinn zum Leben verloren. Schnell laufe ich aus dem Zimmer. Ich muss hier unbedingt weg. Überall werde ich an Jisung erinnert. Es schmerzt, dass er mich nicht mehr als seinen Mate haben will. In meiner Brust brennt es und ich bekomme kaum noch Luft. Mein Herz zieht sich immer wieder schmerzhaft zusammen. Ich habe ihn verloren und das wird mein Untergang sein. Langsam laufe ich nach draußen und steuere auf den Wald zu. Ich brauche dringend etwas frische Luft. Vielleicht werden dann die Schmerzen besser. Ich erblicke einen umgefallenen Baum und setze mich auf diesen. Immer wieder laufen mir Tränen über die Wangen.

Ich sitze wahrscheinlich schon Stunden hier. Leider werden die Schmerzen nicht besser, sondern eher schlimmer. Mittlerweile bekomme ich fast keine Luft mehr und schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen. Ich werde langsam müde und will einfach nur noch schlafen. Wenn ich aufwache ist sicher alles besser. Somit gebe ich mich langsam der Dunkelheit hin. Ich nehme kaum noch etwas war. Als hätte mich jemand betäubt. Fühlt sich so das Ende an? Ich habe schon mal von diesem Phänomen gehört. Der abgewiesene Mate stirbt und der Andere überlebt. Es kommt aber nur selten vor. Vielleicht ist es jetzt auch so. Ich will nicht, dass Jisung und unser Kind sterben. Sie haben es nicht verdient. Er ist unschuldig. Vielleicht wird es ihnen in der Zukunft besser gehen. Besonders wenn ich nicht mehr da bin. Was kann ich ihm auch schon bieten? Ich kann ja nicht mal meine Gefühle zeigen. Das hat er nicht verdient. Es wäre bestimmt besser, wenn ich nie mehr zurückkomme. Mit diesem Gedanken wird alles schwarz. Ist es jetzt endlich vorbei?

Jisung POV

Panisch laufe ich durch das Haus. Irgendwas stimmt nicht. Ich habe extrem starke Schmerzen. Es sind aber nicht meine. Sie sind von Minho. Aber wo ist er. Ich treffe auf Woojin und frage ihn, ob er meinen Mate wo gesehen hat. Dieser verneint aber. Auch die Anderen stoßen zu uns und wissen nichts. Dann hat Bang Chan aber eine Idee. Ich soll ihn mit seinem Geruch suchen. Somit konzentriere ich mich und habe diesen auch bald schon ausfindig gemacht. Schnell laufe ich auf die Haustür zu. Was er wohl da draußen will? Plötzlich werden die Schmerzen noch schlimmer und ich bekomme fast keine Luft mehr. Was habe ich nur gemacht? Er muss denken, dass ich ihn als Mate nicht mehr will. Dabei war ich nur überfordert mit der Situation und wusste nicht, was ich sagen soll. Ich muss das dringend wieder in Ordnung bringen. Denn sonst wird er sterben! Somit lege ich noch einen Zahn zu und versuche die Schmerzen zu verdrängen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit wird sein Geruch immer stärker. Er muss also in der Nähe sein! Ich gebe den Anderen Bescheid. Aufmerksam suchen wir den Wald ab. Leider können wir ihn aber noch nicht finden. Plötzlich hören die Schmerzen auf. Dann passiert etwas, dass mich zu tiefst schockiert. Ich kann seine Gedanken hören und diese sind zum Fürchten. Ich will nicht, dass Jisung und unser Kind sterben. Sie haben es nicht verdient. Er ist unschuldig. Vielleicht wird es ihnen in der Zukunft besser gehen. Besonders wenn ich nicht mehr da bin. Was kann ich ihm auch schon bieten? Ich kann ja nicht mal meine Gefühle zeigen. Das hat er nicht verdient. Es wäre bestimmt besser, wenn ich nie mehr zurückkomme. Wie kann er nur so etwas denken? Als ob ich ihn jemals vergessen könnte. Er ist mein Mate. Ohne ihm würde mein Leben keinen Sinn mehr haben. Unser Kind braucht seinen Vater. Er darf jetzt aber nicht aufgeben. Ich kann spüren, dass er ganz in der Nähe ist.

Verzweiflung macht sich in mir breit. Denn ich kann plötzlich seine Präsenz nicht mehr spüren. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät. Dann kann ich plötzlich etwas erkennen. Minho! Schnell laufe ich auf den umgefallenen Baum zu. Dort befindet sich mein Mate. Er scheint aber nicht mehr bei Bewusstsein zu sein. Schnell rufe ich die Anderen. Diese sind sofort an meiner Seite. Woojin drückt mich etwas weg, um Minho untersuchen zu können. Er hat keine Farbe mehr im Gesicht. Seine Haut ist eiskalt. Ist er tot? Plötzlich kann ich eine Stimme wahrnehmen. Er ist noch nicht tot. Aber kurz davor zu sterben. Er hat seinen Lebenswillen verloren. Immerhin denkt er, dass du ihn als Mate abgelehnt hast. Du musst ihm das Gegenteil beweisen. Sonst hat er keine Chance. Ich weiß, dass diese Stimme zu seinem Wolf gehört. Denn die Anderen können sie nicht hören. Schnell setze ich mich auf den Boden und lege meine Lippen auf Minhos. "Du darfst mich nicht verlassen. Ich brauche dich und unser Kind auch. Also musst du kämpfen. Ich werde dich niemals als meinen Mate verstoßen. Das musst du mir glauben. Ich liebe dich!"

My little Baby -MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt