Erst einige Tage später wurde die Tür zu Beomgyus Zimmer wieder geöffnet. Nur, dass diesmal Soobin nicht wirklich normal aussah.
Er wirkte trauriger.
Hoffnungsloser.
Und trotzdem setzte er ein mildes Lächeln für Beomgyu auf, als er meinte: »Wir sind heute den ganzen Tag alleine. Möchtest du herauskommen?«
Beomgyu fühlte sich wie ein Hündchen, der als Strafe hungern musste. Tage lang hatte er nichts gegessen und getrunken und lag auf diesem Bett, als könnte er nicht einmal mehr aufstehen. Er blinzelte den Hochgewachsenen aus trägen Augen an, öffnete die spröden Lippen nur ein bisschen, aber bewegte sich keinen Millimeter. In der Embryohaltung hatte Beomgyu schon eine ganze Weile gelegen und geschlafen, weshalb seine Knochen durch die Schwäche nur schwer zu motivieren waren.
Soobins schlechtes Gewissen ließ ihn die Lippen zusammenpressen und er ging auf das Bett zu, um Beomgyu hochzuheben. Es war seine Schuld, dass es dem langhaarigen Jungen jetzt so schlecht ging, denn wäre er vorsichtiger gewesen, dann hätte sein Partner ihm nicht verboten Beomgyu zu sehen.
»Es tut mir leid«, flüsterte Soobin mehrmals leise, obwohl er wusste, dass es dem Gefangenen nichts brachte.
Schließlich legte er Beomgyu auf der Couch im Wohnzimmer ab und lief direkt los, um ihm ein großes Glas Wasser zu bringen. Langsam richtete sich der Langhaarige auf der Couch auf und ließ sich von Soobin helfen, aus dem Glas zu trinken. Dabei nahm der Junge sich Zeit, seinen Blick durch den Raum schweifen zu lassen. Ein paar Bilder hingen an der Wand, doch auf keinem dieser Fotos waren Gesichter zu sehen. Nur Landschaften, Sprüche oder skurrile Muster. Ein Fernseher hing auf der Wand, wurde umrahmt von zwei Bücherregalen und automatisch fragte sich Beomgyu, wann er das letzte Mal ferngesehen hatte. Bestimmt eine halbe Ewigkeit nicht mehr. Sein Blick war neugierig, weil er das erste Mal im Wohnbereich saß. Als er fertig getrunken hatte, stellte Soobin das Glas auf den kleinen Couchtisch.
»Ich hab wirklich Hunger«, murmelte Beomgyu und rieb sich den bereits schmerzenden Bauch. Seine Stimme war nur ein Hauch, weil er sie länger nicht mehr benutzt hatte.
»Ich weiß, das Essen ist aber noch nicht fertig«, murmelte Soobin leise und blickte kurz zur Küche. Er hatte schon alles hergerichtet, bevor sein Partner gegangen war, doch sobald dieser die Wohnung verlassen hatte, hatte Soobin nur noch daran gedacht, Beomgyu aus dem Zimmer zu holen. »Ich schneide dir ein paar Apfelstücke zurecht, die du in der Zeit essen kannst. Du musst einiges aufholen. Kannst du aufstehen?«, fragte der hünenhafte Schwarzhaarige vorsichtig nach.
Beomgyu grummelte wie eine erschöpfte Katze, hielt sich an der Polsterung des Sofas fest und versuchte sich mit all der Kraft, die noch übrig war, auf die Beine zu ziehen. Es entpuppte sich als eine schwierige Aufgabe, doch mit Soobins Unterstützung blieb der Junge auf seinen wackeligen Beinen stehen. Der Duft des Essens verbreitete sich im Raum und brachte Beomgyus Magen lautstark zum Grummeln.
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✔ ENCEPHALON: You Blow Me Away
Mystery / Thriller🅱🅴🅾🅼🅹🆄🅽 Der Femboy Choi Beomgyu wacht in einem kleinen Zimmer auf. Es ist dunkel. Gefesselt und geknebelt, bricht er in Panik aus. Bald muss er herausfinden, wer hinter der Entführung steckt. Und dass er nicht allein ist. Doch wer ist diese o...