"Gleich fängt die Amtsübergabe an!", sagte Sam als er sich mit Miri neben mich und Runa setzte.
"Was wollte Shay eigentlich von dir?", fragte er und ich konnte einen Hauch Abscheu in seiner Stimme erkennen.
"Geht dich das was an?", fragte ich zickig.
"Könnt ihr aufhören, euch jedes Mal zu streiten?", mischte sich Miri nun ein.
"Ich kann nichts dafür, dass Sam so ein Arsch ist."
"Ich dachte, ihr versteht euch endlich."
"Wir tolerieren uns. Das ist ein Unterschied!", korrigierte ich.
"Sie hat Glück, wenn ich überhaupt ein Wort mit ihr wechsle, Babe."
"Du hast Glück, dass meine Faust keine Bekanntschaft mit deinem Gesicht macht."
"Och man, haltet endlich die Klappe! Alle beide! Und Sam, heute gehe ich allein ins Bett. Neela ist meine Freundin und solange du das nicht akzeptierst, schlafen wir nicht mehr zusammen."
"Miri!"
Ich streckte Sam meine Zunge heraus und grinste überglücklich. Tja, das Leben konnte schön sein.
"Neela Torryn?", hörte ich meinen Namen rufen.
Ich blickte nach oben und sah einen Werwolf, der alles andere als glücklich war.
"Ja?"
"Ich habe eine Nachricht für dich. Dein Bruder erwartet dich draußen, hinter der Halle."
"Hat er auch gesagt, weshalb?"
"Nein, er schien ungeduldig zu sein."
"Gleich ist die Ankündigung. Du solltest hier bleiben!", sagte Runa.
Ich stand auf und strich mir über mein rotes Samtkleid, welches bis zur Hälfte meiner Oberschenkel reichte.
"Ich bin in Kürze wieder da!", sagte ich zu Runa und verlies die Halle.
Der hintere Bereich war kaum beleuchtet und der Wald da hinter schien einen Horrorfilm zu ähneln.
"Alec?", rief ich seinen Namen als ich nah genug war.
"Er wird nicht kommen."
Erschrocken drehte ich mich um und entdeckte einen halb angetrunkenen Brent. Ich wollte schnell wieder in die Halle, doch er packte mich grob am Handgelenk und zog mich zurück.
"Nimm deine dreckigen Finger von mir, du verdammter Hund."
"Nenn mich nicht so, Schlampe."
"Brent, du hast getrunken. Lass mich rein."
"Wieso willst du mich nicht?", flüsterte er leise und drückte meinen Körper nah an seinen. Ich versuchte ihn von mir wegzudrücken, jedoch hatte ich keine Chance gegen einen Werwolf.
Er legte seinen Kopf auf meine Halsbeuge und schnupperte dran. Sein Körper war nah. Zu nah.
"Hier könnte ich dich markieren und dann hast du keine andere Wahl, als mich zu wählen."
"Hör auf und lass mich los!", sagte ich und versuchte vergeblich mich zu wehren.
Er zeriss mir den Träger und fing an mit seiner rechten Hand über meinen Hintern zu streicheln.
"Bitte! Hör auf!", sagte ich verzweifelt. Tränen flossen über meine Wange und ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Dann erinnerte ich mich an Alecs Worte. Ich hatte keine Chance gegen einen Werwolf, doch jeder hatte eine Schwachstelle. Also nahm ich meine ganze Kraft zusammen und trat Brent mit meinem Knie in seine empfindliche Stelle.
Er lies mich direkt los und keuchte vor Schmerz. Ich wusste nicht weshalb ich nicht zurück in die Halle rannte und stattdessen den dunklen Wald wählte, um zu fliehen. Doch meine Beine trugen mich durch das feuchte Gras und es fühlte sich so an, als ob die Bäume meinen Namen riefen. Ich rannte und rannte und sah nicht ein einziges Mal zurück. Wenn ich Glück hatte, würde mich Brent nicht verfolgen.
Außer Atem stützte ich mich an einem riesigen Baum ab und keuchte laut auf. Ich hatte überhaupt keine Ausdauer und konnte nicht so weit rennen, wie ein Wolf. Dann blickte ich mich um. Es war dunkel. Ich war mitten im Wald und ich frierte in dem dünnen Kleid. Das schlimmste an der Sache war, dass ich keine Ahnung hatte, wo genau ich war. Ich machte mich auf den Weg zurück, doch je mehr ich rannte, desto mehr verlor ich meine Orientierung.
Zu meinem Glück, fing es jetzt auch an zu regnen. Mir wurde von Sekunde zu Sekunde immer kälter und ich spürte meine Fingerspitzen kaum.
Als ich meine Stirn an dem Baumstamm anlehnte und versuchte mich zu beruhigen, um eine Panikattacke zu vermeiden, hörte ich hinter mir Schritte. Mein ganzer Körper spannte sich an und ich merkte am Geruch, dass mir diese Person nicht vertraut war. Obwohl hinter mir ein Fremder stand, duftete er mehr als nur angenehm.
"Hallo, kleine Wölfin."

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Blood Moon (Camden & Neela)
WerewolfNeela verabscheut alles, was mit Werwölfen zu tun hat. Schlimm genug, dass sie selbst ein Werwolf ist und ihr Gefährte kein anderer als der berüchtigte Alpha Camden ist. Sein blutrünstiger Ruf eilt ihm voraus und jegliche Flucht vor ihm scheint zwec...