Kapitel 18

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Bereits von weiten konnte ich Cam schreien hören, weshalb ich etwas abseits vom Korridor stehen blieb und das Gespräch belauschte. Ich hoffte nur, dass Cam mit seiner Wut genug beschäftigt war und meine Anwesenheit nicht wirklich bemerken würde.

"Camden du entscheidest das nicht. Raven ist ihr Gefährte."

"Sie geht nicht mit ihm mit!", schrie mein Gefährte und schlug womöglich auf einen Glastisch, da ich Glas bersten hörte.

"Wie willst du ihm das erklären? Es wird nicht einfach werden!", sagte seine Mutter ruhig.

"Sie darf dies selbst entscheiden! Jeder hat eine verdammte Wahl und ich denke nicht, dass Kira einen Vergewaltiger als Gefährten will. Wenn sie nicht bei ihm bleiben möchte, dann wird sie das nicht! Das muss er akzeptieren."

"Es wird Krieg geben!", sagte Aurela im normalen Ton.

Ich keuchte erschrocken auf und rannte so schnell ich konnte ins Zimmer zurück. Gott, war ich eine Idiotin. Eine dumme, kleine Idiotin die beinahe den größten Fehler überhaupt gemacht hatte.

...

Am Abend klopfte es an der Tür und Camden erschien durch den Türspalt.

"Tut mir leid, es hat länger gedauert, als ich dachte."

Ich nickte nur und sah wieder aus dem Fenster. Es wurde langsam dunkel und der Wald sah immer beängstigender aus. Hinter mir hörte ich Camden's schweren Schritte, aber ich wollte ihn nicht ansehen. Ich konnte es einfach nicht.

"Ist alles in Ordnung?", erkundigte er sich besorgt.

Wieder nickte ich, diesmal jedoch als Bestätigung. Ich hatte keine Lust mich mit ihm zu unterhalten.

Cam setzte sich neben mich auf dem Fensterbank und starrte mich an.

"Was ist passiert? War es wegen Raven? Er wird dir nichts tun. Das lasse ich nicht zu."

Ich schüttelte meinen Kopf, als Antwort.

"Neela, würdest du mich bitte ansehen und mit mir reden?", flehte er.

Ich drehte meinen Kopf zu ihm und musterte ihn. Seine Augen waren wunderschön und für mich sah er jeden Tag attraktiver aus. Doch ich konnte ihn nicht ansehen. Nicht mehr.

"Was ist los? Ist etwas geschehen? Bist du verletzt? Hast du Schmerzen?"

"Nein."

"Dann sag mir bitte, was passiert ist!", flehte er schmerzlich.

"Ich habe nachgedacht!", sagte ich kalt.

"Über uns."

Camden blickte mich hoffnungsvoll an und wartete darauf, dass ich weitersprach.

"Ich will es nicht. Ich möchte kein gemeinsames Leben mit dir."

"Wieso...wir können darüber reden. Wenn du noch Zeit brauchst, dann gebe ich sie dir."

"Ich brauche nicht mehr Zeit!", sagte ich streng. Ich wurde langsam wütend.

"Neela, du kannst in Ruhe darüber nachdenken."

"Lieber bin ich deine Gefangene als deine Geliebte!", sagte ich und stand schließlich auf. Camden folgte mir direkt und hielt mich am Arm auf.

"Das meinst du nicht so."

"Ich möchte nicht mit einem egoistischen Arschloch zusammen sein. Ich möchte nicht mit dir zusammen sein. Niemals."

"Was ist geschehen?", forderte Cam auf zu wissen.

"Du bist ein Heuchler, Cam! Ein verdammter Heuchler. Jedes Mal sagtest du zu mir, dass ich keine Wahl habe. Dass ich nicht weggehen kann und hier bleiben muss. Ich habe das nicht zu entscheiden, da wir Gefährten sind. Wieso also, mischt du dich in Kiras Angelenheiten ein? Findest du es fair, dass sie eine Wahl hat und ich nicht? Dass sie nicht mit ihm mitgehen muss, wenn sie nicht will? Ich aber schon?"

In Camden's Augen blitzte etwas auf. Er fuhr sich verzweifelt durch seine Haare und stieß einen langen Atemzug aus.

"Du verstehst das nicht, Neela. Raven ist ein Vergewaltiger. Kira verdient etwas besseres."

Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten und ignorierte die Tränen, die über meine Wangen liefen.

"Und du bist ein brutaler Mörder. Verdiene ich etwa einen Mörder? Denkst du, du wärst das Beste für mich? Wenn das so ist, dann muss ich auf dieser Welt der schlimmste Mensch auf Erden sein, wenn ich so einen Gefährten wie dich bekommen habe!", schrie ich aus vollem Halse.

Camdens Blick erstarrte und ein emotionsloser Ausdruck ersetzte seinen verzweifelten Gesichtsausdruck.

"Sobald ich deine Sicherheit garantieren kann, kannst du nach Hause zurück!", sagte er emotionslos und stürmte aus dem Raum.

Weinend lies ich mich auf meine Knie zu Boden fallen und schluchzte laut auf. Ich vergrub mein Gesicht in meine Hände. Ich wünschte, dass ich nie auf diesen Ball gegangen wäre. Ich wünschte, ich hätte Camden niemals kennengelernt.

Blood Moon (Camden & Neela)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt