Kapitel 24

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Piep. Piep. Piep.

Nicht schon wieder dieses nervtötende Piepsen. Wo war ich? Was ist geschehen? Ich versuchte mich zu erinnern, jedoch pochte mein Kopf schmerzhaft.

Denk nach. Denk nach.

Wie aus dem Blitz geschossen, richtete ich mich im Bett auf und bereute es sogleich.

"Ah!", sagte ich schmerzlich und fasste mir an den Kopf.

"Warte, ich hole den Arzt."

Zwei Hände berührten sanft meine Schultern und ich versuchte meinen Kopf zu heben. Als ich in silberfarbene Augen blickte, bereute ich es. Angst und Panik durchfluteten mich.

"Bitte, hab keine Angst vor mir."

Er legte seine Handflächen auf meine Wangen und obwohl ich die Berührung genoss, versuchte ich ihn von mir wegzustoßen. Leider war ich viel zu schwach dafür.

"Bitte, lass mich in Ruhe!", sagte ich leise. Ich erkannte meine Stimme kaum.

"Ich schwöre, ich werde dir alles erklären."

Die Tür ging auf und der Arzt kam rein. Zwar hatte Camden gesagt, er holt ihn aber er hatte den Raum nie verlassen. Erst da wurde mir bewusst, dass er womöglich per Mind-Link kommuniziert hatte.

"Wie geht es dir, Luna?", fragte der Rudelarzt.

Ich war zu schwach um mit ihm darüber zu diskutieren, dass ich alles andere als eine Luna war.

"Wir haben eine Bluttransfusion benötigt. Du hast eine sehr seltene Blutgruppe. B Negativ. Wir haben Glück, dass Alpha Camden die Blutgruppe Null Negativ hat. Er dient als Universalspender. Also konnte er dir Blut spenden."

Ich nickte nur und versuchte Camden meine Hand zu entziehen, die er gerade festhielt.

"Dein Handgelenk ist bereits verheilt, aber eine Narbe bleibt immer.

"Verheilt?", fragte ich und blickte auf mein Handgelenk. Er hatte Recht. Dort wo ich mich geschnitten hatte, zierte eine blasse, weiße Linie mein Handgelenk.

"Ich wusste nicht, dass Werwolfsblut heilende Kräfte besitzt."

"Das tut es auch nicht. Aber dein Wolf hat dich geheilt."

"Mein...Mein Wolf?"

Hatte ich das gerade richtig verstanden?

Camden streichelte beruhigend über mein Handgelenk und sagte: "Dein Wolf ist aufgetaucht. Als du kurz davor warst zu...zu sterben, ist er an die Oberfläche gekommen, um zu kämpfen. Das passiert öfters mit Halbwölfen. Manchmal taucht der Wolf schon mit drei Jahren auf. Wenn man beispielsweise vom Fahrrad stürzt. Oder man hat keinen. Da dein Wolf bisher verborgen blieb, dachten wir alle, du besitzt keinen."

"Was bedeutet das?", fragte ich langsam.

"Ich werde dir hierbei helfen. Anfangs ist es schwer sich zu verwandeln. Aber je öfter du es tust, desto leichter wird es dir fallen. Das Problem ist nur, dein Wolf ist jetzt verschwunden. Ich denke, sie möchte sich verstecken. Als du in Lebensgefahr warst, ist sie aufgetaucht."

Ich blickte ihn verzweifelt an. Mein Wolf versteckte sich. Dies bedeutet, sie versteckte sich schon die ganze Zeit. Aber vor wem? Welche Gefahr sieht sie? Wusste sie, dass Camden mein Gefährte werden würde? Versteckte sie sich vor ihm?

"Wir kriegen das zusammen hin. Ich verspreche dir, dass du deinen Wolf bald kennenlernen wirst!", sagte Cam beruhigend.

Der Rudelarzt räusperte sich, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

"Alpha, ihr geht es gut. Sie steht nur etwas unter Schock. Es ist besser, wenn ich nun zurück zum Rudelhaus gehe."

"Natürlich. Ich danke dir."

Als er weg war und Cam und ich allein waren, blickte ich ihn an. Wenn ich bis jetzt nicht dachte, dass wir Gefährten wären. Dann jetzt. Ich spürte, wie mein Wolf innerlich nach ihm schrie. Ich fühlte es klar und deutlich.

"Tu mir das nie wieder an!", hörte ich seine besorgte Stimme.

"Wie konntest du denken, das würde helfen? Neela, ich...ich dachte für einen kurzen Moment, dass ich dich verloren hatte. Was hast du dir dabei gedacht?", fragte er vorwurfsvoll.

"Ich dachte, es wäre die einzige Möglichkeit dich zu schwächen. Ich dachte, so würdest du keine Rudel mehr angreifen."

Er stieß frustriert seinen Atem aus und fuhr sich verzweifelt über seine Haare.

"Ich...ich hätte dich niemals so belügen dürfen. Ich hätte von Anfang an ehrlich zu dir sein müssen."

"Ehrlich? Womit?", fragte ich und versuchte meine Wut zu zügeln.

"Meine Gefühle dir gegenüber."

"Welche Gefühle, Camden? Du hasst mich? Das hast du mir klar und deutlich gemacht."

Er schüttelte hektisch seinen Kopf.

"Nein, verdammt. Meine Gefühle dir gegenüber wollte ich dir nie zeigen. Jedenfalls nicht am Anfang. Erst wenn ich weiß, dass du in Sicherheit bist und wir in Ruhe zusammen sein können."

"Ich verstehe dich nicht."

"Neela, ich empfinde viel für dich. Seitdem ich dich zum ersten Mal gesehen habe."

Mein Herz klopfte wie wild in meiner Brust. Im tiefsten Unterbewusstsein wollte ich dies die ganze Zeit. Ich hatte mir immer gewünscht, dass mein Gefährte mich liebt. Doch nach alldem was geschehen war, wusste ich nicht mehr, ob ich es hören wollte.

"Das hast du mir gezeigt!", sagte ich sarkastisch.

"Du kamst zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt in meinem Leben. Lass mich dir alles erklären. Dann verstehst du mich."

Blood Moon (Camden & Neela)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt