#2 - Keep it Professionell

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Ich schloss die Augen, um mich zu fokussieren und mich in einen Zustand der inneren Ruhe zu versetzen. Ich atmete tief durch, ehe ich die Augen wieder öffnete. Auf Mission zu sein bedeutete immer viel Anspannung, aber dafür war ich ausgebildet und trainiert worden – um die Anspannung unter Kontrolle zu haben. Es war nicht meine erste Mission – mit Nichten – aber es war ebenfalls naiv und töricht zu glauben, dass man dafür eine Routine entwickelte und irgendwann gar keine Nervosität mehr verspürte. Im Gegenteil, denn die Nervosität war ein ständiger Begleiter, immer wieder aufs Neue. Man wurde mit der Zeit und Erfahrung lediglich geübter darin, die Angespanntheit zu unterdrücken und gar sich zu Nutze zu machen.

Ethan hatte einst zu mir gesagt, es sei völlig normal und legitim nervös zu sein, als ich ihn fragte, ob er denn nie Anspannung verspürte, weil er stets einen so professionellen Eindruck machte. Er hatte gelächelt und gesagt, dass er die Anspannung durchaus verspürte, und dass es genau genommen sogar etwas Positives war. Er hatte gesagt, dass es uns menschlich machte und wir uns somit von jenen unterschieden, vor denen wir die Welt beschützten, und dass es uns vor Übermut bewahrte. Eine gewisse Anspannung erinnerte uns daran, weshalb wir das taten, was wir nun mal tun, hatte er gesagt.

Dennoch bei Missionen, wie dieser, fühlte ich mich besonders unwohl. Was daran lag, dass ich kein großer Fan von derartigen Veranstaltungen war. Wir waren nämlich auf dem Weg auf eine Gala. Ich trug ein rotes, langes Seidenkleid, das links einen langen Schlitz fast bis zur Hüfte aufwies, während der Stoff hingegen über mein rechtes Bein wie eine lange, feurige Kaskade fiel. Dazu diese schwarzen High-Heels, die sich mit Schnüren um meine grazilen Beine wickelten. Ich fühlte mich in solchem Schnickschnack nicht wohl und total fehl am Platz. Ich war es gewohnt Lederjacken, Jeans und Sneaker zu tragen, denn darin fühlte ich mich wohl. Eben Kleidung, in der ich mich gut bewegen konnte, was als Agent eben vorteilhaft war, denn Verfolgungsjagden in High-Heels und engem Kleid waren nicht gerade von Vorteil. Aber manchmal verlangte der Job eben auch eine feine Garderobe, denn ich hatte unmöglich in meinem sonstigen Fummel hier auftauchen können. Ethan schien damit weit weniger ein Problem zu haben, aber er sah im Anzug auch umwerfend aus, wie ich nicht umhinkam, zu bemerken.

Er parkte den orangen Lamborghini direkt vor dem Eingang. Ein Chauffeur kam direkt zu uns, öffnete uns die Türen und nahm die Schlüssel entgegen, um einen Parkplatz für den Wagen zu suchen.

Ich rückte mein rotes Kleid ein letztes Mal zurecht und glättete den Stoff, ehe ich zu Ethan aufschloss, der mir bereits den Arm hinhielt, wie es ein Gentleman nun mal tat. Ich hakte mich bei ihm ein und sah nun empor der großen Eingangsstufen, die rauf zu dem altertümlichen Gebäude führten. Ein altes Museum in London war Schauplatz des Geschehens.

Ethan lächelte leicht, denn ihm schien mein Unbehagen nicht entgangen zu sein. Er lehnte sich leicht zu mir rüber und flüsterte: „Keine Sorge, du siehst hinreißend aus", versicherte er mir ermutigend. Er wusste, dass ich mich in solch einem Fummel nicht wohl fühlte.

„Danke", sagte ich leicht räuspernd und versuchte die seichte Röte auf meinen Wangen zu ignorieren. „Konzentrieren wir uns einfach auf das, weswegen wir hier sind. Umso schneller bin ich das Kleid und die verdammten Schuhe wieder los."

Wir erklommen die Stufen zum Eingang. Einer vom Personal fing uns ab, um zu prüfen, ob wir auf der Gästeliste standen, denn hier kam niemand ohne Audienz rein. Ethan und ich lächelten, denn natürlich hatten wir vorgesorgt – oder zumindest sollte Benji den Part übernommen und vorgesorgt haben, insofern er sich rechtzeitig ins System hatte hacken können, um uns auf die Gästeliste zu schmuggeln. Nun kam es drauf an, ob das Timing passte.

Ethan reichte dem Mann die Chip-Karte, eine digitale Einladungskarte. Der Mann steckte die Chip-Karte in sein Lesegerät, um es mit der Datenbank und somit der Gästeliste abzugleichen. Ethan und ich warteten und tauschten dabei kurze, unauffällige Blicke aus, als die Überprüfung beunruhigend lang dauerte.

[Mission: Impossible] Ethan Hunt x Reader One Shots/ImaginesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt