#26 - I had a very good Reason

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Wir saßen alle im großen Meeting-Raum und hatten uns gerade ein Briefing vom Chefsekretär der IMF angehört, der einen neuen Auftrag für seine Agenten bereithielt. Der Rest der IMF-Direktion war ebenfalls anwesend. Es war also ein großes Aufgebot. Alle hohen Tiere, die innerhalb der IMF etwas zu sagen hatten, waren gegenwärtig. Was allen voran daran lag, dass das heute ein wichtiger Tag für sämtliche, neuausgebildete IMF-Agenten war – inklusive mir.

Ich hatte erst kürzlich erfolgreich und mit Bravour mein Zertifikat zum Field-Agent bestanden. Ich war einer der glücklichen Schützlinge, die von niemandem geringeren als dem berühmten IMF-Agenten Ethan Hunt höchst persönlich ausgebildet worden waren. Ich und drei weitere. Und wir alle saßen heute hier an dem Tisch und hofften unsere erste, richtige Mission im Außendienst antreten zu können, um endgültig zu beweisen, dass wir aus dem richtigen Holz geschnitzt waren.

Ich war also echt nervös, aber auch stolz, da ich wusste, dass Ethan mich gut trainiert hatte. Demnach wollte ich nun auch ihn stolz machen. Ich wusste auch, dass ich stets seine Lieblingsschülerin gewesen war. Ich war also zuversichtlich, dass er mir den Auftrag erteilen würde. Ich würde ihn stolz machen und nicht enttäuschen. Ich würde beweisen, dass er nicht nur ein hervorragender Agent, sondern auch Ausbilder war.

Ich rutschte ungeduldig auf meinem Stuhl umher, während ich gebannt der Unterhaltung des Chefsekretärs, der Direktion und Hunt lauschte. Das war wahrlich ein großer Tag für eine angehende Agentin, die so ambitioniert war, wie ich. Es war der Moment, auf den jeder Agent wartete: Die erste, richtige Mission, die man zugewiesen bekam. Der Augenblick, in dem dein Ausbilder vollstes Vertrauen in dich legte und dich der Direktion vorschlug, um jene Mission zu vollziehen.

Ich trug bereits dieses erhabene Lächeln auf den Lippen und musste mich echt stark zusammenreißen, meine Euphorie im Zaum zu halten und nicht zu offensichtlich zur Schau zu stellen. Kurz huschte mein Blick rüber zu Ethan, der gerade noch dabei war, die Fakten und Informationen für die anstehende Operation zusammenzutragen. Er sah so gut und anmutig aus, wie gewissenhaft und mit welch einer Ausstrahlung, Überzeugung und Hingabe er seinen Job bei der IMF ausführte. Er war einfach unglaublich.

Er lief ein wenig auf und ab, deutete immer mal wieder auf die große Projektion hinter sich, auf der alle wichtigen Details nochmal zusammengefasst waren. Ich hing gebannt an seinen Lippen und lauschte aufmerksam. Neben mir saßen die anderen drei Agenten, die ebenfalls von Ethan Hunt ausgebildet worden waren. Natürlich hofften wir alle darauf, die Mission zu erhalten, aber uns war auch klar, dass eben nur einer von uns den Auftrag bekommen konnte. Ich war absolut sicher, dass ich es sein würde. Wie gesagt: Ich war Ethans beste Schülerin gewesen. Ich war definitiv bereit für meinen ersten Außeneinsatz. Ich wusste das. Und Ethan wusste das ebenso. Ich hatte schließlich auch hart dafür gearbeitet und viel trainiert, um als hervorragende IMF-Agentin hervorzugehen und mich bestens vorzubereiten. Ich war mit Abstand die beste Schützin – ich konnte sogar mit Ethan mithalten. Und niemand zerlegte und baute eine Waffe so schnell wieder zusammen, wie ich es tat. Meine Rekordzeit war ungeschlagen.

„Also Agent Hunt", ertönte die Stimme des Chefsekretärs, „wen von Ihren Sprösslingen empfehlen Sie für diese Mission?"

Nun war er gekommen. Der große Augenblick. Meine Brust schwill in Erwartung an und innerlich wurde ich bereits mit purem Stolz erfüllt, da ich wusste, was nun kam. Ein breites Lächeln bahnte sich auf meinen Lippen an. Dabei übersah ich Ethans Körpersprache. Meine Überheblichkeit und meine absolute Selbstsicherheit blendeten mich und schirmten mich davor ab, sodass ich es nicht kommen sah, obwohl ich die Anzeichen hätte erkennen müssen. Es hätte mich vor der herben Enttäuschung vielleicht bewahrt, die mir bevorstand...

Ethan atmete tief ein. Er wirkte angespannt. Seine Gesichtszüge steinern wie aus Granit. Er stützte die Handflächen auf der Tischplatte ab, beugte sich leicht vor und senkte das Haupt. Er wirkte keinesfalls fröhlich oder überzeugt. Er wirkte seltsam verhalten, gar irgendwie betrübt und er schien zu zögern – aber diese Anzeichen währten nur für den Bruchteil von Sekunden, weswegen sie leicht zu übersehen waren. Er überspielte es nämlich schnell mit professioneller Souveränität und Undurchschaubarkeit. Er setzte rasch eine neutrale Miene auf, als wollte er sich keinesfalls in die Karten schauen lassen.

[Mission: Impossible] Ethan Hunt x Reader One Shots/ImaginesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt