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Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich zu Deiner Geschichte stehe. Sprachlich ist sie intensiv formuliert, sehr direkt und fehlerfrei. Schreiben kannst Du gut.

Das war nicht der Grund. Mir fiel es sehr schwer, mich mit der Protagonistin zu verbinden. Ich mag Monologe und Introspektion und mir ist völlig klar, dass dadurch die Nähe zum Geschehen größer sein sollte. Aber irgendwie war mir das, was geschildert wird, nicht nah genug.

Dabei sollte das bei dem Thema doch eigentlich so sein. Die Prota ist schwer erkrankt, vermutlich chronisch, hat Schmerzen und ist im Leben eingeschränkt. Sie schildert die Herausforderungen des Alltags, beschreibt, was ihr Leben künstlich schwerer macht und worin sie Trost findet.

Ich bin nicht sicher, ob das eine Geschichte ist. Eher vielleicht ein Tagebucheintrag. Was ich von einer Geschichte erwarte – charakterliche Entwicklung, konkreter Kampf, Hindernisse, denen man sich stellt und die überwunden werden… vielleicht. Das alles finde ich nicht deutlich genug vor, vor allem Entwicklung ist kaum spürbar. Es liest sich wie eine Litanei über die Unfairness des Schicksals, das Bedauern jeder Lösung. Sie ist an sich negativ. Dass muss sie vielleicht, aber über Leid allein zu lesen reicht mir nicht. Ich finde das leider weder unterhaltsam noch habe ich viel Mitleid. Dafür erfahre ich über die Person nichts – nichts außerhalb von Krankheit. Das macht die Geschichte sehr berechenbar und in meinen Augen auch etwas langweilig.

Intensität entsteht nicht dadurch, dass ich ein Schicksal möglichst lebensnah schildere, sondern wenn ich es schaffe, der Figur ein Leben neben der Krankeit zu geben. Nicht als “Welt-an-der-ich-ohnehin-kaum-teilhaben-kann”, sondern als Welt in der ich mich glaubhaft behaupte, in der nicht alles nur weh tut sondern der Schmerz (vielleicht) einen anderen Lebenssinn eröffnet. In der ich mit Freunden spreche (über Schmerz und den ersten Freund). In der ich nicht denke sondern den Moment nutze, ein anderes Ich auszuprobieren. In der es Farben gibt und nicht nur grau.

Zumindest für mich persönlich ist das so. Ich finde die Geschichte deprimierend. Niemand möchte so krank sein und niemand dürfte anderen so etwas gönnen. Für mich aber fehlt Entwicklung, fehlt Licht, fehlt ein Ziel. Vor allem fehlt mir der Mensch hinter der Geschichte. Über ihn erfahre ich kaum etwas, trotz Introspektion, trotz heftiger Gefühle und all dem Leid.

Zusammengefasst würde ich behaupten, dass es die Geschichte eines Schmerzes ist, wobei der Schmerz alle Deutungsebenen und Spielräume der Geschichte beherrscht. Er tut es vielleicht in der Realität, sollte es in meinen Augen nicht in Geschichten. Sie werden dadurch selbst zu zuviel Schmerz. Wer mag das lesen?

Ich weiß es nicht. Hauche der Geschichte mehr Leben und weniger Kampf ein, lasse die Figuren als Menschen leuchten und nicht als von der Last krumm Laufende. Das wäre vielleicht etwas von der Realität weg… vielleicht aber auch nicht.

Ganz wichtig zum Schluss: ich habe diese Geschichte ausschließlich nicht-autobiografisch gelesen. So oder so: fühle Dich durch das Gesagte bitte nicht angegriffen.

Falls Du über Dich selbst geschrieben haben solltest: ich wünsche Dir so unendlich viel Kraft, Zuversicht und Lebensmut wie es nur möglich ist.

Wenn Du Fragen hast oder mir etwas mitteilen möchtest, kannst Du das gern tun (auch per PN). Kpw

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