Malfoy saß lesend in der Bibliothek, und sie sagte ihm, bereits vollständig angezogen, nur kurz durch die geöffnete Tür, dass sie einen kurzen Spaziergang machen würde, ehe sie rasch zur Haustür schritt und sich beeilte, die Tür hinter sich wieder zu schließen.
Sicherlich fragte er sich, warum sie ihn nur so knapp informiert hatte, aber sie hoffte, dass er einfach glaubte, sie würde etwas Zeit für sich benötigen.
Sie ging den Weg bis zum Forsthaus rasch, ohne Zögern, damit ihr bloß keine Zweifel an ihrem Plan kommen konnten.
Es kam ihr fast vor wie ein Déjà-vu, denn sobald sie sich näherte, bellte der Hund, dann war wieder ein Brüllen und ein Scheppern zu hören.
Als Hermine das Grundstück betrat, war der Muggel gerade wieder an seiner Haustür angekommen.
Der Hund erblickte Hermine zuerst, und scheinbar erkannte er sie, denn er wedelte sofort.
„Entschuldigen Sie!“
Der Muggel drehte sich um, als Hermine ihn rief.
„Ach, sieh an, da ist ja die hübsche Lady wieder“, sagte er und kam auf sie zu.
Hermines Hand glitt sofort in ihre Jackentasche zu ihrem Stab.
„Ja, aber ich möchte gar nicht lange stören“, begann Hermine. „Sie sagten, dass der Hund Sie sowieso nur Geld kostet. Wenn Sie mögen, nehme ich ihn gerne mit.“
„Was wollen Sie mit dem Köter, Lady?“
Mit dieser Frage hatte Hermine nicht gerechnet.
„Ähm... Sie meinten, er bellt viel. Ich brauche einen guten Wachhund.“
„Tatsächlich?“ Er musterte sie wieder auf diese unangenehme Art und Weise. Dann grinste er leicht. „Bekomme ich auch was für das Vieh?“
Damit wiederum hatte sie gerechnet.
Sie griff in ihre andere Jackentasche und hielt dem Mann einen Geldschein unter die Nase.
„Wäre das in Ordnung?“
„Das war eigentlich nicht das, was ich meinte“, sagte der Muggel, konnte aber gleichzeitig seinen Blick nicht von dem Schein lösen. Hermine fragte sich, ob er wohl gerade umrechnete, wieviel Alkohol er sich von dem Geld kaufen konnte.
„Haben wir einen Deal?“, fragte Hermine.
Blitzschnell griff der Muggel zu und schnappte ihr den Schein aus der Hand.
Rasch machte Hermine einen Schritt rückwärts.
„Gut, Lady, dann nehmen Sie das Vieh mal mit“, sagte der Mann und grinste hinterhältig.
„Äh... Hat er einen Namen?“
„Meine treulose Frau hat ihn Sam genannt“, sagte der Muggel, während er sich bereits etliche Schritte entfernt hatte.
Kurz darauf knallte die Tür des Forsthauses zu.
Hermine ging zu dem Hund, der sie schwanzwedelnd begrüßte, und tätschelte ihm vorsichtig den Kopf, ehe sie die Kette untersuchte, mit der er festgemacht war.
Sie verstand sofort, warum der Mann fast gehässig gesagt hatte, sie solle ihn dann mal einfach mitnehmen – sie konnte sofort sehen, dass sie die Kette ohne Hilsmittel niemals gelöst bekommen hätte.
Aber glücklicherweise war sie eine Hexe.
Sie warf einen raschen Blick zum Haus.
Zwar konnte sie den Muggel nicht sehen, aber sie ging trotzdem auf Nummer sicher und drehte sich so, dass man nicht sehen konnte, was sie tat.
Mit einem raschen Zauber durchbrach sie die Kette.
Sie hatte sie extra noch so lang gelassen, dass sie die Kette wie eine Leine nutzen konnte.
Nun kam der Moment, vor dem sie fast am meisten Angst hatte – was, wenn der Hund sich weigerte, mit ihr mitzugehen?
Aber ihre Sorge war unbegründet, denn kaum, dass sie losging und der Hund – Sam – den leichten Zug am Hals bemerkte, setzte er sich regelrecht freudig in Bewegung.Auf dem Rückweg zu Malfoys Haus hüpfte Hermines Herz freudig.
Sam war ein unfassbar lieber Hund, das merkte sie jetzt schon. Er sprang aufgeregt durch das Laub, schnappte nach Blättern und erleichterte sich an einem Baum, aber kein einziges Mal zog er an der Kette, worüber Hermine froh war, war sie sich sicher, dass sie das Ungetüm von Tier niemals mit Körperkraft hätte halten können.
Als sie am Tor ankamen, schnüffelte Sam aufgeregt. Sie sah, dass sich sein Nackenfell leicht sträubte, und sie nahm an, dass er die Magie spüren konnte, was ihn sicher etwas verunsicherte.
„Alles gut, Junge“, murmelte sie, und sofort richteten sich seine dunklen Augen auf ihr Gesicht und er wedelte wieder leicht.
Er folgte ihr langsam, aber ohne Zögern aufs Grundstück.
Nachdem sie den Garten durchquert hatten und vor der Haustür standen, holte Hermine tief Luft, ehe sie die Tür öffnete.
Leise schlich sie ins Haus.
Sie wollte Sam vorerst säubern, bevor sie Malfoy erzählte, was sie getan hatte.
Der Hund hielt sich dicht an ihrer Seite, als sie durch die Eingangshalle gingen.
Zufällig blickte Hermine nach hinten.
„Mist“, sagte sie leise.
Auf dem Boden waren dunkle Tapsen von Sams Pfoten zu sehen. Sie musste den Dreck dringend entfernen, bevor Malfoy es sah.
„Was zur Hölle ist das?“
Ertappt drehte Hermine sich um und blickte direkt in graue Augen.
„Äh...“
Malfoy kam ein paar Schritte auf sie zu, blieb aber sofort stehen, als Sam neugierig die Nase in seine Richtung streckte.
„Was das ist, habe ich gefragt, Granger!“
„Ähm... ein Hund?“
Malfoys Augenbrauen rutschten nach oben.
„Stell dir vor, das sehe ich auch. Warum bringst du dieses Tier ins Haus?“
„Er ist aus dem Forsthaus“, sprudelte es aus Hermine heraus. „Ich habe ihn gekauft, weil der Besitzer ihn loswerden wollte. Er heißt Sam.“
„Was?“
„Es tut mir leid, ich hätte vorher mit dir darüber sprechen sollen, aber ich wusste nicht, ob ich ihn überhaupt bekomme. Es war ein Fehler, dass ich es dir vorher nicht gesagt habe. Es tut mir leid, wie ich eben schon sagte. Es ist doch nur für ein paar Tage. Sobald ich eine Wohnung habe, ist er weg. Ich nehme ihn natürlich mit.“
„Der Hund bleibt garantiert nicht hier im Haus. Wenn es unbedingt sein muss, dann bring ihn raus in den Garten.“
„Malfoy! Hast du ihn dir überhaupt mal angesehen? Er ist halb verhungert und er ist verletzt!“
Kurz meinte sie, eine merkwürdige Gefühlsregung auf seinem Gesicht zu sehen, aber dann verhärteten sich seine Züge wieder.
„Er wird ja wohl trotzdem draußen leben können!“
Hermine holte tief Luft und starrte Malfoy wütend an.
„Ja, wenn es denn nicht anders geht“, sagte sie gepresst.
Er nickte und wollte sich abwenden, ließ seinen Blick dann aber noch einmal über den Hund gleiten.
Als spürte Sam, dass Malfoys Aufmerksamkeit auf ihm ruhte, machte er zwei zögernde Schritte vor und schnupperte an dessen Hand.
Malfoy machte einen großen Schritt rückwärts.
Hatte er etwa Angst?
Ehe Hermine etwas fragen konnte, drehte Malfoy sich um und ließ sie stehen.
„Komm Sam“, murmelte sie.
Sie wusste, dass Malfoy im Keller eine Waschküche hatte, in der die Elfen sich um die Wäsche kümmerten.
Dort hatte sie auch eine große Zinkwanne entdeckt. In dieser wollte sie Sam baden. Sie war sich sicher, dass sie den Dreck nicht mit Zaubern aus dem Fell bekommen würde. Außerdem würde sie irgendwie versuchen, das Fell zu kürzen und zu bürsten. Und natürlich musste seine Wunde am Hals behandelt werden.
Sie nahm sich kurz die Zeit, Sam zu streicheln, ehe sie sich in Bewegung setzte.
Auf dem Weg in den Keller kam Toto ihr entgegen.
„Ah, Miss Hermine!“, sagte er freudig. „Toto wollte Sie gerade holen.“
„Holen?“
„Ja, wir-“ Toto brach ab und starrte Sam an. „Ah, das muss er sein.“
„Was?“, fragte Hermine perplex.
Aber Toto beachtete sie nicht mehr, sondern ging zögernd zu Sam.
Der Hund war eindeutig irritiert, sicher hatte er in seinem Leben noch nie einen Hauself gesehen.
Hermine musste schmunzeln, als sie sah, dass er tatsächlich etwas unsicher seine Rute einklemmte, als Toto ihm vorsichtig die Seite tätschelte.
Allerdings schien diese Zuwendung schon zu genügen, um sein Misstrauen verfliegen zu lassen, denn er wedelte nun heftig – und schleckte Toto einmal quer übers Gesicht.
Der Elf kicherte.
„Folgen Sie mir, Miss.“
Immer noch irritiert folgte sie Toto in den Keller – und staunte nicht schlecht.
Alle Elfen waren in der Waschküche versammelt und waren gerade dabei, die große Zinkwanne mit warmen Wasser zu füllen.
Twinky Mini und Tiny Peanut kamen sofort auf Sam zugestürmt, ließen sich beschnuppern, kicherten, weil die große Hundenase sie wohl kitzelte, und streichelten das Tier dann ohne jede Scheu.
Hermine löste mit einem Zauber die Kette nun völlig von Sams Hals.
Das große Tier in die Wanne zu bekommen, war dann eine ganz andere Sache, aber mit Hilfe der Elfen schaffte sie es.
Vinnie und Irmel verschwanden, während Sasa, Toto, Tiny Peanut und Twinky Mini begannen, Sam zu waschen, was dieser sich brav gefallen ließ.
Hermine holte aus ihrem Zimmer die Wundtinktur, die sie besorgt hatte.
Das ganze wurde eine längere Prozedur.
Das Waschen dauerte schon sehr lange, der Hund war wirklich furchtbar dreckig.
Danach wurde er abgetrocknet und Sasa und Toto kämmten und schnitten das Fell, während die beiden kleinen Elfen liebevoll seinen Kopf tätschelten.
Sam schien die Zuwendung zu genießen, er wedelte ununterbrochen.
Hermine hatte sich auf den Boden gesetzt und beobachtete die merkwürdige Szene belustigt.
Als Sam fertig war, sah er aus wie ein komplett anderer Hund.
Er war hübsch, stellte Hermine fest. Sein Fell wirkte nur auf den ersten Blick schwarz, eigentlich war es dunkelbraun. Gewaschen, gekürzt und gekämmt war es zwar immer noch stumpf, aber viel gepflegter.
Die Elfen waren nun mit ihrer Aufgabe fertig, also machte Hermine sich daran, die Wunden am Hals des Hundes vorsichtig mit der Tinktur zu betupfen.
Sie war gerade fertig, als Vinnie mit einer großen Schüssel erschien.
„Sind Sie fertig, Miss?“, fragte er.
Als Hermine nickte, stellte er die Schüssel vor Sam ab, welcher den Kopf senkte – und sofort zu essen begann.
Hermine stellte überrascht fest, dass in der Schüssel Gemüse, Fleisch und gekochte Kartoffeln zu sehen waren.
Sam schlabberte alles ziemlich genüsslich weg. Sie fragte sich, wann das arme Tier das letzte Mal etwas Richtiges zu essen bekommen hatte.
„Danke Vinnie.“
„Gern, Miss. Anweisung vom Master.“
Hermine starrte den alten Elf an.
„Wie bitte?“
„Anweisung vom Master“, wiederholte dieser nur.
Nachdem Sam aufgegessen hatte, streichelte Hermine ihm den Kopf.
„So, Sam“, sagte sie leise zu ihm. „Jetzt muss ich dich leider raus bringen.“
Sie hatte nun nichts mehr, womit sie ihn führen konnte, aber der Hund folgte ihr vertrauensvoll und selbstverständlich, als sie sich in Bewegung setzte.
Es brach ihr fast das Herz, das Tier nun gleich vor die Tür setzen zu müssen.
In der Eingangshalle strahlte Irmel ihr entgegen.
„Ah, Miss Hermine! Irmel ist gerade fertig geworden!“
Hermine sah sich irritiert um, da sie nicht genau wusste, was Irmel meinte.
Sie sah, dass der Boden bereits gereinigt worden war. Irmel bemerkte, dass sie anscheinend nicht wusste, was sie meinte, denn sie deutete hinter Hermine.
Neben der Tür zum Kaminzimmer lagen mehrere ordentlich gefaltete Wolldecken übereinander, daneben stand eine Schüssel mit Wasser.
„Für... Sam?“, fragte Hermine.
Irmel nickte.
„Anweisung vom Master“, sagte sie.
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Happiness does not wait (Dramione Story)
FanfictionKurzbeschreibung:Obwohl Hermine sich völlig auf ihren Abschluss konzentriert, den sie nach dem Krieg nachholt, entgeht ihr nicht, dass merkwürdige Dinge rund um einen gewissen Slytherin passieren. Ziemlich schnell ist sie sich sicher, dass er Hilfe...