"Miss Hermine?“
Sie ließ den Propheten sinken, den sie eigentlich nach Jobangeboten und freien Wohnungen durchsuchen wollte.
Statt dessen hatte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit eingenommen.
Gala zum Gedenken der Kriegsopfer – so lautete die Überschrift des Artikels, darunter etwas kleiner: Harry Potter wird als Ehrengast erwartet, Lucius Malfoy will erneut hohe Zuwendung spenden.
In dem Artikel ging es um eine große Gala, die nächstes Wochenende statt finden sollte.
Dass Malfoy Senior anscheinend wieder den netten Wohltäter raushängen ließ, brachte Hermine fast zur Weißglut.
„Was gibt es, Toto?“
Zögernd kam der Elf näher, kletterte zu ihr aufs Sofa und holte etwas hinter seinem Rücken hervor.
„Toto hat das für Sasa gemacht. Wie findet Miss Hermine es?“
Hermine blickte auf den kleinen Gegenstand in Totos Hand.
Es war eine Kette.
Eine ziemlich kleine Kette, sie sah aus wie gemacht für ein sehr kleines Kind.
Sie bestand aus winzigen, filigranen Kettengliedern in Silber. Eine einzige, durchsichtige Perle war daran angebracht. In der Perle bewegte sich etwas, und Hermine hob sie näher an ihre Augen heran.
„Du meine Güte! Toto, das ist zauberhaft!“
In der Perle flogen winzige bunte Herbstblätter, und mittendrin tanzten zwei Elfen einen Walzer.
Toto strahlte.
„Es passt sich den Jahreszeiten an. Jetzt sind es Blätter, da Herbst ist. Nicht mehr lange, und statt dessen werden Schneeflocken darin zu sehen sein“, erklärte der Hauself stolz.
„Wirst du es ihr jetzt gleich schenken?“
„Ja“, sagte der Elf und klang überraschend mutig. „Und Toto wird ihr sagen, dass er sie sehr mag. Sasa arbeitet draußen. Toto geht jetzt sofort zu ihr.“
Entschlossen nahm er die Kette fest in die Hand.
„Viel Glück“, sagte Hermine noch, dann war Toto verschwunden.
Hermine sprang auf und rannte zum Fenster.
Im Garten warf Malfoy den Ball für Sam. In der Nähe sah Hermine Sasa und die Zwillinge bei der Gartenarbeit.
Dann erschien Toto in ihrem Blickfeld. Er schien Sasa zu rufen, denn sie wandte sich ihm zu und kam zu ihm herüber.
Hermine drückte automatisch die Daumen und presste ihre Fäuste vor Aufregung gegen ihren Mund, während sie weiter beobachtete.
Toto druckste etwas herum, aber Sasa schien ihm sehr geduldig zuzuhören.
Hermines Blick schweifte flüchtig zu Malfoy. Er musste wohl bemerkt haben, dass etwas Ungewöhnliches vor sich ging, denn er hielt den Ball still in der Hand und beobachtete die Elfen. Sam saß brav vor ihm und starrte wie hypnotisiert auf den Ball.
Hermine sah wieder zu den Elfen.
Toto holte die Kette hinter seinem Rücken hervor und reichte sie Sasa. Die Augen des Hauselfenmädchens wurden groß. Sie begutachtete die Kette eingehend, ehe sie sie sich beinahe ehrfürchtig um den Hals legte.
Dann griff sie Totos Hand und lächelte ihn warm an.
Der Elf strahlte über das ganze Gesicht und Hermine ließ langsam ihre Hände sinken. Sie konnte nicht verhindern, dass sich auch auf ihrem Gesicht ein Lächeln ausbreitete.
Sie sah wieder zu Malfoy und unterdrückte ein erschrecktes Zusammenzucken.
Er beobachtete nicht mehr die Elfen, sondern sah zu ihr.
Umwillkürlich fragte sie sich, wie lange er schon sie, statt die Elfen, beobachtet hatte.
Rasch entfernte sie sich vom Fenster.„Du verkuppelst jetzt also meine Hauselfen?“
Es war bereits dunkel draußen, sie saßen am knisternden Kaminfeuer und tranken die beste heiße Schokolade, die Hermine jemals getrunken hatte.
„Was meinst du?“, fragte sie unschuldig.
Malfoys Mundwinkel zuckten.
„Hm, ach nichts.“
In diesem Moment klopfte es an der Haustür.
Hermine zuckte heftig zusammen, Malfoy blickte statt dessen freudig überrascht auf.
Und plötzlich erinnerte sie sich: Er hatte ihr erzählt, dass es nur einer weiteren Person möglich war, auf dem Grundstück zu apparieren.
Wer immer diese Person war – sie war anscheinend gerade aufgetaucht.
Hermine hörte, wie die Tür geöffnet wurde und dann gedämpfte Stimmen. Vermutlich hatte Irmel dem Gast geöffnet.
Kurz darauf erschien Irmel im Kaminzimmer.
„Besuch, Master Draco“, sagte sie und verschwand mit einem leisen „Plopp“.
Und im nächsten Moment betrat der Gast den Raum.
Sam, der bis eben ruhig vorm Kamin gedöst hatte, sprang auf und ging dem Besuch entgegen.
„Heilige Scheiße! Salazar, was ist das für ein Höllenvieh?“
Malfoy lachte, stellte seine dampfende Tasse Schokolade ab und stand auf.
„Das ist nur ein Hund, Blaise“, sagte er amüsiert und zog den Dunkelhaarigen, der immer noch wie erstarrt Sam anstarrte, in eine flüchtige Umarmung.
„Ein Hund? Verflucht groß für einen Hund, findest du nicht? Hat da ein Werwolf mitgemischt oder so?“
Wieder lachte Malfoy, während der Blick seines Freundes sich auf Hermine heftete.
„Krass, ich habe irgendwelche Halluzinationen. Hermine Granger?“
Hermine stellte ihre Tasse ab, stand auf und ging zögernd auf den ehemaligen Slytherin zu.
„Hey, Zabini“, sagte sie, da ihr nichts Besseres einfiel.
Zabini starrte sie einen Moment an, dann blickte er wieder auf den Hund, und schließlich fixierte er Malfoy.
„Sorry, muss im falschen Haus gelandet sein“, sagte er.
„Ach hör auf mit dem Scheiß, Blaise“, sagte Malfoy amüsiert.
„Ok... hey, Granger.“ Zabini hielt ihr die Hand hin und sie schüttelte sie kurz.
„Blaise, setz dich doch.“
Hermine sah, dass der Angesprochene kurz zögerte, aber dann ließ er sich auf dem Sofa nieder.
Malfoy setzte sich wieder in seinen Sessel.
Hermine ging rasch zum Tisch, nahm ihre Tasse in die Hand und sagte: „Ich... lasse euch dann mal alleine.“
„Granger, du kannst ruhig-“
„Schon ok, Malfoy.“ Sie lächelte Zabini kurz an, ehe sie den Raum verließ.
Ihre Schritte führten sie Richtung Treppe, da sie eigentlich vorgehabt hatte, in ihr Zimmer zu gehen, aber dann drehte sie doch um, da sie sich noch ein Buch aus der Bibliothek holen wollte.
„Und jetzt verrätst du mir ganz genau, was Granger in deinem Haus macht, Draco!“
Sie erstarrte. Und ohne ihr Zutun lehnte sie sich an die Wand neben der Tür zum Kaminzimmer.
Nein, sie wollte nicht lauschen! Aber sie wollte zumindest hören, was Malfoy jetzt sagen würde. Würde er die Wahrheit sagen? Oder wäre es ihm peinlich und er würde gleich irgendeine Lüge präsentieren?
„Sie war in Not, Blaise. Ihr komischer Typ hatte sich von ihr getrennt und sie brauchte eine Unterkunft.“
„Oh, na klar, und da hat sie natürlich beim heiligen Draco Malfoy geklopft und um Obdach gebeten.“
„Es war eine Verkettung von Zufällen, Blaise.“
Kurz war es still.
„Aber es ist wirklich Granger, ja? Ich kann es nicht fassen. Wüsste ich nicht, dass du so einen Scheiß nicht machen würdest, hätte ich fast gedacht, dass du bei diesen komischen Sitzungen, die du mit ihr hast, Haare gesammelt und jetzt irgendein Mädchen dafür bezahlt hast, Vielsaft-“
„Blaise!“
„Ich habe doch gesagt, ich weiß, dass du so einen Scheiß nicht machen würdest!“
Wieder war es kurz still, dann hörte man Schritte und wie eine Schranktür geöffnet wurde.
„Möchtest du was trinken? Whisky? Ein Glas Wein?“
„Gern. Feuerwhisky.“
Sie hörte Klirren von Gläsern, Schritte, und dann das Geräusch von Flüssigkeit, die in Gläser gekippt wurde.
„Und du lässt sie jetzt echt einfach so bei dir wohnen? Meine Fresse, Draco, ein bisschen masochistisch veranlagt bist du aber schon, oder?“
„Blaise...“
„Ist doch wahr. Aber du siehst etwas besser aus, muss ich sagen. Machst du wieder Sport?“
„Mhm.“
„Versteh mich jetzt nicht falsch, Draco, ich freue mich, wenn du anscheinend langsam wieder zu den Lebenden zurück kehrst, aber du machst das nicht aufgrund von falschen Hoffnungen, oder?“
Hermine hörte Malfoy laut einatmen.
„Nein, keine Sorge“, sagte er gepresst, dann hörte sie ihn laut schlucken und sie vermutete, dass er sich sein Glas Whisky gerade heruntergekippt hatte.
Als nächstes war wieder das Geräusch eines auffüllenden Glases zu hören.
„Kumpel, warum ich eigentlich hier bin... Und dein derzeitiger Zustand macht mir Hoffnung, dass du vielleicht endlich mal wieder ja sagst... Die Jungs und ich gehen heute Abend aus...“
„Vergiss es, Blaise.“
„Ach komm schon! Alle fragen nach dir! Selbst Theo-“
„Komm mir jetzt nicht wieder mit dem „Selbst-Theo“-Argument.“
„Ist doch aber so. Wir wollen doch nur ein bisschen Spaß haben. Komm doch einfach mal wieder mit. Draco, bitte. Muss ich erst auf Knien betteln oder was soll ich tun?“
Sie hörte Malfoy seufzen.
„Ich sehe doch, dass du ja sagen willst! Komm schon, nur ein bisschen was trinken, so wie früher.“
„Ich weiß nicht, Blaise. Ich denke nicht. Ich werde gleich meinen Trank nehmen und dann ins Bett gehen.“
„Wozu einen Trank nehmen? Nimm doch ein Mädchen“, sagte Zabini und Hermine konnte das Grinsen förmlich heraushören.
„Blaise...“
„Schon gut, schon gut! Du kannst machen, was du willst, aber komm mit!“
„Du weißt, ich kann mich nirgends sehen lassen.“
„Also ich wüsste da eine Möglichkeit...“
Schweigen.
Dann: „Oh nein! Ihr wollt mich in eine Muggelbar schleppen?“
„Draco, da kennt dich keiner und wir waren in letzter Zeit häufiger in Muggelbars, das weißt du. Es ist gar nicht so schlecht.“
Kurze Stille.
„Komm schon, Kumpel... Du musst ja nicht lange bleiben. Nur ein, zwei Stündchen...“
„Meinetwegen.“
„Draco, du bist der Beste! Wohooo! Weißt du, wie ich mich freue? Wir-“
„Halt die Klappe Blaise, sonst überlege ich es mir noch mal. Gib mir ein paar Minuten, ja?“
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Happiness does not wait (Dramione Story)
FanfictionKurzbeschreibung:Obwohl Hermine sich völlig auf ihren Abschluss konzentriert, den sie nach dem Krieg nachholt, entgeht ihr nicht, dass merkwürdige Dinge rund um einen gewissen Slytherin passieren. Ziemlich schnell ist sie sich sicher, dass er Hilfe...