Das unerwartete Aufeinandertreffen mit Draco Malfoy hatte sie den ganzen restlichen Tag beschäftigt, auch Zuhause noch.
Selbst jetzt, abends, im Bett, war sie nicht bei der Sache, bei der sie eigentlich sein sollte.
Der Sex mit Benjamin war komplett anders als der mit Ron. In der kurzen Beziehung zu Ron konnte man die Male, die sie mit ihm geschlafen hatte, an einer Hand abzählen, und sie konnte nicht behaupten, dass es ihr viel gegeben hatte, insbesondere, da die ersten Male schmerzhaft gewesen waren, aber sie hatte sich immer sehr behütet gefühlt, denn Ron war zwar unfassbar unsicher, vorsichtig und manchmal auch etwas ungeschickt gewesen, hatte er selbst ja auch so gut wie keine Erfahrung vorzuweisen, allerdings war er immer rücksichtsvoll und unfassbar liebevoll.
Mit Benjamin war sie seit einem halben Jahr zusammen, sie teilten sich auch eine Wohnung, und ziemlich schnell war Sex ein Stressthema für Hermine geworden, denn sie brauchte jedes Mal unfassbar lange, bis sie sich einigermaßen entspannt und bereit fühlte, um mit Benjamin zu schlafen. Sie merkte, dass Benjamin nicht genervt wirken wollte und immer versuchte, sich die Zeit zu nehmen, anfänglich gab er sich auch noch so viel Mühe wie möglich, um sie in Stimmung zu bringen, aber mittlerweile hatte er es mehr oder weniger aufgegeben, hatte, wie sie selbst auch, eingesehen, dass sie wohl einfach kein körperlich betonter Mensch war.
Anfänglich hatte Hermine sich gefragt, ob irgendetwas nicht mit ihr stimmte, aber irgendwann musste sie sich wohl eingestehen, dass sie eben doch der langweilige Bücherwurm war, für den sie alle hielten, zumindest, was die sexuelle Ebene anging. Sie fühlte einfach nicht viel, warum auch immer.
Benjamin bewegte sich keuchend auf ihr, sie lag wie immer still, hielt seine Schultern, streichelte ab und an seinen Rücken, wartete, ließ ihre Gedanken schweifen.
Gleichzeitig fühlte sie sich unwohl, denn oft genug hatte er sie darauf angesprochen, warum sie so still war, warum sie sich kaum bewegte, warum sie keine Eigeninitiative ergriff.
Hermine konnte Benjamin die Fragen nicht beantworten, wusste sie die Antworten ja selbst nicht, und sein Nachbohren hatte für sie immer etwas Kritisierendes, als würde es nicht genügen, was sie tat, als würde sie alles falsch machen, als wäre... sie einfach falsch. Und dann war da wieder dieser drückende Gedanke, ob vielleicht doch irgendetwas nicht in Ordnung mit ihr war, und ein leicht schlechtes Gewissen, dass sie scheinbar nicht fähig war, ihrem Partner auf allen Ebenen zu gefallen.
Als Benjamin schließlich gekommen war und sich neben sie legte, versuchte Hermine, sich damit zu trösten, dass Sex ja sicherlich nicht das Wichtigste in einer Beziehung war.
Sie lagen eine Weile schweigend nebeneinander und Hermine lauschte Benjamins Atem, der sich langsam wieder beruhigte.
Schließlich beugte er sich über sie und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Alles ok?“
Sie lächelte ihn an.
„Ja, natürlich, warum?“
„Hm, du wirkst heute noch unkonzentrierter als sonst.“
Hermine versteifte sich. Noch unkonzentrierter als sonst... Sie konnte nicht verhindern, dass die Aussage sie verletzte. Was war sie im Bett doch für eine Versagerin.
„Tut mir leid“, sagte sie. „Es ist nur so, heute auf der Arbeit...“
Sie brach ab.
„Heute auf der Arbeit?“, ermunterte Benjamin sie zum Weitererzählen und streichelte ihre Wange.
„In meiner Pause habe ich heute-“, sie unterbrach sich selbst. Eigentlich hatte sie sagen wollen, dass sie Draco Malfoy gesehen hatte, aber aus irgendeinem Grund wollte sie nicht so sehr ins Detail gehen. Natürlich wusste Benjamin, wer Malfoy war, sein Name war genauso bekannt in der Zaubererwelt wie ihr eigener oder Harrys oder Rons. Aus irgendeinem Grund wollte sie mit Benjamin aber nicht ausführliche Diskussionen über Malfoy führen. „Ich habe einen ehemaligen Klassenkameraden gesehen. Und naja, ich frage mich, was er dort wohl zu suchen hatte.“
Sie bemerkte, wie ihr Freund sich neben ihr versteifte.
„Was ist das für ein Klassenkamerad?“
Hermine runzelte die Stirn. Warum klang er so merkwürdig?
„Ach, einer aus meinem Jahrgang. Ich habe ihn seit dem Abschluss nicht mehr gesehen und hatte ehrlich gesagt auch nicht mehr damit gerechnet.“
„Warum hast du ihn nicht gefragt? Also nach dem Grund, warum er da ist?“
„Wir haben nicht gesprochen. Weißt du, damals, in der Schule, haben wir uns nicht so gut verstanden.“
Das war die Untertreibung des Jahrhunderts, fand Hermine.
„Ah, achso.“ Benjamin klang merkwürdig erleichtert, und Hermine verstand dann auch, wieso. „Ich dachte schon, es war ein Exfreund von dir oder sowas und du warst deshalb grad so neben dir.“
„Merlin, nein!“, lachte Hermine und überspielte, dass seine Aussage sie erneut gekränkt hatte. „Ich war, wie gesagt, nur überrascht, ihn zu sehen, mehr nicht.“
Sie hätte gerne noch ein wenig mehr darüber gefachsimpelt, was Malfoy wohl dort verloren hatte, aber für Benjamin schien das Thema abgehakt, er stand auf und verschwand im Badezimmer.
Hermine seufzte.
Vermutlich sollte sie sich einfach keine Gedanken machen. Erstens konnte es ihr egal sein, was mit Malfoy war, und zweitens war es vermutlich sowieso ein riesengroßer Zufall gewesen, dass sie sich gesehen hatten, also konnte sie den blonden jungen Mann auch einfach wieder komplett aus ihren Gedanken streichen, befand sie.
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Happiness does not wait (Dramione Story)
FanficKurzbeschreibung:Obwohl Hermine sich völlig auf ihren Abschluss konzentriert, den sie nach dem Krieg nachholt, entgeht ihr nicht, dass merkwürdige Dinge rund um einen gewissen Slytherin passieren. Ziemlich schnell ist sie sich sicher, dass er Hilfe...