Epilog

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„Das Dessert! Wir bringen sofort das Dessert!“, quäkte Irmel aufgeregt.
Hermine schüttelte lachend den Kopf.
„Hey! Hey, Irmel, ganz ruhig!“ Sie hockte sich hin und legte sanft ihre Hände auf die Schultern der Elfe. „Es ist alles perfekt, du musst keine Hektik verbreiten.“
„In Ordnung, Mistress Hermine.“ Irmel nickte, wirkte aber nicht ganz überzeugt.
Hermine ließ sie los und schüttelte wieder amüsiert den Kopf. Die Hauselfen hatten sich diese merkwürdige Anrede angewöhnt, seit dem klar war, dass sie und Draco ein Paar waren.
Grundsätzlich störte sie die Anrede nicht allzu sehr, aber heute machten die Hauselfen, allen voran Irmel, sie völlig verrückt.
Schon, seit dem klar war, dass sie heute, am zweiten Weihnachtsfeiertag, Besuch bekommen würden, hatten die Elfen kein anderes Thema mehr.
Sie hatten begonnen, das Haus zu schmücken, und Draco hatte nur die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen und den Befehl gegeben, dass „mindestens die Hälfte von diesem ganzen Kitsch sofort wieder abgenommen wird“.
Heute hatte sich die Situation allerdings zugespitzt, und er hatte tatsächlich damit gedroht, die Elfen alle zwangszubefreien, wenn er noch einmal das Wort „Mousse au Chocolat“ hören musste, denn aus irgendeinem Grund hatten die kleinen guten Geister ihres Hauses ihren Fokus besonders auf dem heutigen Nachtisch.
Hermine musste schmunzeln, als sie sich im Salon umsah.
Irmel scheuchte Twinky Mini und Tiny Peanut gerade mit einem Kochlöffel zurück in die Küche. Harry hatte Ginny geschnappt und ließ sie an seiner Hand ein paar Pirouetten drehen, was die Rothaarige zum Lachen brachte.
Blaise hatte seine Beine ungeniert auf dem Stuhl neben sich ausgestreckt. Er schwenkte lässig ein Weinglas, während er angeregt mit Ron redete, der auf dem Stuhl ihm gegenüber saß und als einziger immer noch einen Teller mit Resten des Hauptgerichts in der Hand hatte, welche er in sich hinein schaufelte, obwohl jeden Moment der Nachtisch kommen sollte.
Sam rannte aufgeregt hin und her. Er schien sein Glück nicht fassen zu können, dass sich heute so viele nette Menschen hier aufhielten, die ihm jederzeit den Kopf tätschelten oder hinter dem Ohr kraulten, sobald er in die Nähe kam. Seine Rute stand keine Sekunde still.
Allerdings fehlte der Herr des Hauses.
Hermine zögerte, sah aber, dass ihre Freunde alle immer noch gut beschäftigt waren, also schlich sie sich aus dem Salon. Sie überlegte kurz und ging dann, einer Eingebung folgend, ins Kaminzimmer.
Auf dem kleinen Beistelltisch neben dem Sofa lag immer noch aufgeschlagen der Tagesprophet. Die Überschrift „Granger und Malfoy – das bezaubernste Paar auf dem diesjährigen Weihnachtsball des Ministeriums“ war auch von Weitem zu lesen. Auf dem Bild darunter sah man sie und Draco in ihren schicken Klamotten. Draco hatte seinen Arm locker um ihre Taille gelegt und lächelte tatsächlich leicht, kaum bemerkbar, während sie selbst dabei zu sehen war, wie sie erst zu ihm aufsah und dann in die Kamera strahlte.
Der Artikel selbst war natürlich wie immer übertrieben, wie alles, was Kimmkorn schrieb.
„Auf dem diesjährigen Weihnachtsball des Ministeriums überraschte die bezaubernde Hermine Granger nicht nur mal wieder mit einem außergewöhnlich geschmackvollem Kleid, sondern auch mit einer Begleitung, die ein absoluter Hingucker ist: Draco Malfoy, rehabilitierter Todesser und einer der wohlhabendsten jungen Männer unserer heutigen Zeit. Auch wenn die Herzen vieler Hexen nun gebrochen sein werden, können wir nicht umhin, dem jungen Paar zu gratulieren. Bereits vor Wochen berichteten wir über Mr Malfoys soziales Engagement, und wir sind uns sicher, dass dieser seine Partnerin nun auch in ihren aktuellen Plänen unterstützen wird. In einem exklusiven Interview teilte Zaubereiminister Shacklebolt uns mit, dass die intelligente junge Hexe in Kürze eine Stelle im Ministerium antreten wird – als eine der engsten Vertrauten von Mr Shacklebolt. „Wir sind uns sicher, mit Miss Granger die absolut richtige Wahl getroffen zu haben und wir wissen zu schätzen, sie in unserem Team zu haben. Niemand zweifelt an, dass sie Großes bewirken wird.“ Diesen Worten des Zaubereiministers können wir uns nur anschließen, denn-“
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Draco, der am Kamin gestanden hatte, zu ihr schlenderte.
Sie fühlte, wie er sanft die Arme von hinten um sie schlang und sein Gesicht in ihrem Haar vergrub.

„Warum bis du hier?“, fragte sie leise.
„Ich brauchte kurz einen Moment für mich“, murmelte er in ihrem Haar.
Ja, er war es immer noch nicht wieder gewohnt, oft und viele Menschen um sich zu haben, aber sie bemerkte, dass er immer besser damit umgehen konnte. Er war tatsächlich kürzlich erst auch wieder mit Blaise ausgegangen – sogar in eine Zaubererbar.
Und, was Hermine besonders freute: Er aß schon bedeutend mehr.
„Kommst du wieder mit rüber?“
„Hm... gleich...“
Ohne Vorwarnung fühlte sie sich herumgedreht, rückwärts gedrängt und an die Wand gedrückt.
Sie hatte überrascht ihre Hände gehoben, aber sofort hatte er ihre Handgelenke gegriffen und neben ihrem Kopf an der Wand fixiert.
Im nächsten Moment waren da seine Lippen an ihrem Hals, und sie konnte nicht anders, als den Kopf zu neigen und ihm so mehr Raum zu schaffen.
„Draco...“, murmelte sie.
Da war sie wieder: Seine Art, die ihr vollkommen den Verstand raubte.
Während seine Hände sehr fest ihre Handgelenke umschlossen, waren die Küsse, die er auf ihren Hals hauchte, unglaublich zärtlich. Es war diese Mischung aus einer Art merkwürdiger Dominanz und einer unfassbaren Sanftheit, die sie immer wuschig im Kopf werden ließ.
„Draco? Kommst du wieder rüber? Du verpasst echt diesen absolut göttlichen Nachtisch-“
Obwohl Draco sich sofort von ihr gelöst hatte, hatte Blaise, der in der Tür stand, einen kleine Schale in der einen Hand und einen Löffel in der anderen, plötzlich ein beinahe hinterhältiges Grinsen auf den Lippen.
„Ach ich sehe, du hast deinen Nachtisch schon.“
„Blaise...“, sagte Draco leise und klang beinahe ein wenig bedrohlich.
„Schon gut, bin schon weg! Aber ernsthaft Kumpel, dieses Mousse-“
„Oh nein, sag es nicht!“
„Gut, mehr für mich. Ich geh schnell wieder rüber, ehe Weasley alles alleine aufisst.“
Draco schloss kurz die Augen und schüttelte leicht den Kopf.
Dann sah er sie wieder an.
„Merk dir, was du von mir wolltest“, sagte Hermine so lässig wie möglich. „Nachher, wenn wir alleine sind-“
Sie brach ab, als er dicht zu ihr trat und seine Hand in ihren Nacken legte.
„Oh, das vergesse ich schon nicht, keine Sorge“, sagte er leise, nah an ihren Lippen. „Was mir gerade durch den Kopf ging, war nur eine Sache auf einer nicht allzu kurzen Liste, die ich schon länger im Kopf habe.“
„Tatsächlich?“, fragte sie und bemühte ihre Stimme um Festigkeit.
„Hm, ja. Weißt du, ich hatte lang genug Zeit, mir zu überlegen, was ich gerne alles mit dir tun würde.“
Sie konnte nicht verhindern, dass ihr die Röte in die Wange stieg und fast ärgerte es sie, dass er es immer wieder schaffte, sie mit solchen Aussagen in Verlegenheit zu bringen.
„Ach, wie lange denn?“
„Was?“, fragte er und wirkte nun überaschenderweise leicht irritiert. Mit der Frage schien er nicht gerechnet zu haben.
„Wie lange du schon so eine Liste im Kopf hast?“
„Warum willst du das wissen?“
„Ach, Ron hat da letztens so etwas fallen lassen. Weißt du, was er tatsächlich glaubt?“
„Nein, was denn? Lass mich unbedingt teilhaben an den Weisheiten dieses Rotschopfs.“
„Stell dir vor, er sagte tatsächlich, er könnte fast schwören, dass du schon zu Schulzeiten auf mich standest.“
Schweigen.
„Ich musste furchtbar lachen. Ich weiß nicht, wie er auf so einen Blödsinn kommt. Alles ok, Draco?“
„Klar. Lass uns wieder zu den anderen gehen.“
Mit einem leichten Lächeln nahm er ihre Hand und zog sie in den Salon.
Merkwürdig, dachte Hermine, manchmal war sein Verhalten nach wie vor merkwürdig.
Aber sie hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn kaum, dass sie den Raum betraten, wurde ihnen beiden jeweils eine Schüssel Dessert aufgedrängt, und Draco war ziemlich schnell in ein Gespräch mit Blaise und Ron vertieft, während Ginny sich zu ihr setzte und das Gespräch suchte. Harry entdeckte sie auf dem Boden kniend, wie er dabei war, Sam zu knuddeln, und ihr wurde furchtbar warm ums Herz, wusste sie doch, dass niemals alles perfekt sein konnte, gerade aber alles verdammt nah dran war, perfekt zu sein.
Sie lachte gerade über etwas, das Ginny gesagt hatte, als sie bemerkte, dass Draco zu ihr hinübersah, und als ihre Blicke sich trafen, lächelte er leicht und so ehrlich, dass ihr Herz einen Hüpfer machte.
Und in diesem Moment war es ihr egal, was die Zukunft noch bringen würde, sie wusste nur, dass die Vorstellung, jeden Morgen in seine grauen Augen zu blicken, wenn sie wach wurde, das war, was sie sich von ganzen Herzen wünschte.

Happiness does not wait (Dramione Story) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt