Das Forsthaus

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Hermine war erstaunt, wie selbstverständlich es war, bei Malfoy zu wohnen.
Bevor sie am Sonntag zu Benjamin aufbrach, stellte Malfoy pragmatisch fest, dass er sie ja jetzt nicht überall abholen könne und sie sich ja auch frei bewegen können sollte, auch wenn sie nur für einige Tage bei ihm wohnen würde.
Also ging er mit ihr vor die Haustür und bat sie, die Hand auf den Türknauf – den Drachen – zu legen. Er erklärte, dass die Tür sich nur öffnete, wenn er seine Hand auf den Knauf legte und zusätzlich das Passwort sagte – nur eins von beiden reichte nicht.
Nachdem Hermine ihre Hand auf den Drachenkopf gelegt hatte, zögerte Malfoy kurz, ehe er seine Hand auf ihre legte.
Ohne es zu wollen, hielt sie kurz die Luft an. Es war merkwürdig, von ihm berührt zu werden.
Seine Hand lag vorsichtig auf ihrer, und sie fühlte sich angenehm warm an. Ihr fiel auf, dass er zwar relativ schmale, aber sehr große Hände hatte.
Er stand sehr nah an ihr, während er mit seiner freien Hand seinen Zauberstab auf ihre beiden Hände richtete, viel näher, als er es beim gemeinsamen Apparieren tat. Unwillkürlich versuchte sie sich zu erinnern, ob sie schon einmal so dicht beieinander gestanden hatten, aber ihr fiel keine Situation ein.
Kurz spürte sie das Kribbeln des Zaubers in ihrer Hand. Kaum war dieser abgeklungen, zog Malfoy seine Hand rasch zurück, ehe er ihr das Passwort nannte.
Nun war es ihr möglich, das Haus auch ohne ihn zu betreten.
Danach bearbeitete er den Schutzzauber, der auf seinem Grundstück lag, so, dass es Hermine möglich war, direkt auf dem Gelände zu apparieren.
Sie bedankte sich bei ihm, ehe sie sich zu Benjamin aufmachte.


Benjamin begrüßte sie freudig.
Eigentlich hatte Hermine gehofft, nur schnell ihre Sachen einpacken zu können, aber Ben hatte Kaffee aufgesetzt und ein paar Kekse auf den Tisch gestellt und bat sie, ein wenig zu bleiben.
Hermine tat ihm den Gefallen.
Sie unterhielten sich ganz nett, aber sie bemerkte, dass ihnen der Gesprächsstoff doch verhältnismäßig schnell ausging. Benjamin versuchte, noch einmal über ihre Beziehungsprobleme zu sprechen, aber Hermine hielt sich bedeckt und ging nicht sehr darauf ein.
Während sie miteinander sprachen, studierte Hermine aufmerksam ihr Gegenüber.
Es war merkwürdig – sie war der Meinung gewesen, sehr in Benjamin verliebt gewesen zu sein... Aber irgendwie kam ihr das meiste, was er erzählte, plötzlich nichtig vor, und sie fragte sich auch, was sie optisch eigentlich an ihm gereizt hatte. Ja, er war sehr guttaussehend, sportlich und hatte Stil – Mister Hexenwoche, musste sie plötzlich denken und konnte sich gerade noch ein Lachen verkneifen – aber irgendwie fehlte ihm etwas.
Und unwillkürlich musste sie daran denken, dass ihr das Grau von Malfoys ernsten Augen, sein besonderes Blond, sein markantes Kinn und die interessant geschwungenen Lippen irgendwie reizvoller erschienen.
Und in der nächsten Sekunde fragte sie sich, warum, bei Merlin, sie ausgerechnet über Draco Malfoy nachdachte.
Irgendwie hat er was, hatte Tiffany gesagt, und am liebsten hätte sie sich selbst gepackt und geschüttelt, weil ihr die Worte ihrer Kollegin in den Sinn kamen.
Als sie kurz darauf in Malfoys Haus zurückkehrte, fand sie ihn unruhig hin- und hertigernd in der Bibliothek. Er sah ihr merkwürdig forschend ins Gesicht, und unwillkürlich fragte sie sich, ob er sich Gedanken über sie gemacht hatte.
Und in der nächsten Sekunde fragte sie sich, wie sie auf so einen Blödsinn kam.


Am Montag war Hermine sehr früh im Mungo erschienen.
Sie führte ein abschließendes Gespräch mit Heiler Broderick, der ihr auch ein Empfehlungsschreiben ausstellte, ehe sie Thornbusch in O'Neills Büro aufsuchte.
Sie wusste, dass die Heilerin da war, da Malfoy noch am selben Vormittag einen Termin mit ihr hatte. Sie drückte der Heilerin das Prokotoll in die Hand und machte einen Gesprächstermin mit ihr aus. Davon, dass sie bei Malfoy wohnte, erwähnte sie kein Sterbenswörtchen und sie war sich sicher, dass auch er es nicht erwähnen würde.
Während sie vorm Mungo stand, um zu disapparieren, hatte sie einen Moment das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden, aber auch, als sie sich aufmerksam umsah, konnte sie nichts Verdächtiges entdecken. Trotzdem wusste sie, dass ihr Gefühl sie selten trog.
Und unwillkürlich musste sie an den mysteriösen Ministeriumsmitarbeiter denken.
Als sie wieder bei Malfoy ankam, drückten sie sich sozusagen gegenseitig die Klinke in die Hand, denn er musste los, um pünktlich zu seinem Termin bei Thornbusch zu erscheinen.
Er wies sie kurz darauf hin, dass die Elfen im Kaminzimmer etwas für sie vorbereitet hatten, ehe er disapparierte.
Im Kaminzimmer loderte ein gemütliches Feuer und auf dem Tisch neben dem Sofa stand ein Teller mit Keksen, eine dampfende Kanne Tee sowie der aktuelle Tagesprophet.
Die Wohnungsannoncen waren bereits aufgeschlagen.


Happiness does not wait (Dramione Story) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt