Der Tagesprophet

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Hermine wartete am nächsten Morgen ungeduldig auf die Eule mit dem Tagespropheten. Zumindest an den Wochenenden ließ Malfoy sich die Zeitung liefern.
Der Frühstückstisch war gedeckt, Malfoy war mit Sam laufen gewesen und nun war der Hund in der Küche, wo er sein Essen bekam, während Malfoy duschte.
Hermine saß am Tisch und wartete, den Blick ungeduldig zum Fenster gerichtet.
Sie glaubte einfach nicht, dass Kimmkorn es wagen würde, sie oder Malfoy in einem allzu schlechten Licht dastehen zu lassen. Nichtsdestotrotz machte es ihr Sorge, was für ein Endergebnis bei dem Artikel herauskommen würde. Es gab so viel, was man missverstehen könnte.
Als sie einen kleinen Punkt am Horizont sah, sprang sie sofort auf, um zum Fenster zu rennen und es zu öffnen.
Sie wippte ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, wartete am offenen Fenster, obwohl es mittlerweile der Jahreszeit entsprechend recht kalt geworden war und sie leicht fröstelte, bis die Eule schließlich auf der Fensterbank landete.
Hermine nahm ihr den Propheten ab, bedankte sich mit einem Eulenkeks und übergab ihr das Geld, was Malfoy bereit gelegt hatte.
Rasch ging sie zum Tisch hinüber, entrollte den Propheten schon im Gehen und legte ihn schließlich vor sich hin.
„Oh Merlin...“, flüsterte sie, als sie selbst und Malfoy ihr vom Titelblatt regelrecht entgegen sprangen.
Sie blinzelten beide überrascht, und natürlich hatte der Fotograf Hermine dabei erwischt, wie sie sich von Malfoy Richtung Kamera drehte, und dementsprechend sah man auch noch für einen Sekundenbruchteil den weit ausgeschnittenen Rücken ihres Kleides.
„Diesjährige Gala zugunsten der Kriegsopfer voller Erfolg – Harry Potter hält ergreifende Rede – Ehemaliger Todesser erobert Herzen im Sturm mit überraschendem Richtungswechsel“ las sie rasch die Überschriften.
„Granger?“
Sie hob den Blick vom Propheten und starrte Malfoy an, der gerade frisch geduscht den Salon betreten hatte. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr der Mund aufgeklappt war.
„Was ist los?“, fragte Malfoy alarmiert und war mit schnellen Schritten bei ihr.
Ehe sie reagieren konnte, hatte er ihr den Tagespropheten aus der Hand gerissen.
„Oh, fuck“, entfuhr es ihm und tatsächlich wurde er noch blasser, als er ohnehin schon war.
„Gib her“, sagte Hermine unwirsch und riss die Zeitung wieder an sich.
„Hey, ich will das auch lesen-“
„Ich hatte sie zuerst-“
„Ich habe sie bezahlt-“
„Ich lese vor, ok?“
Widerwillig ließ Malfoy die Hände sinken.
Rasch blätterte Hermine um und Malfoy entfuhr ein entsetztes Geräusch, als er die nächste Seite sah. Sie mussten bereits fotografiert worden sein, als sie es noch nicht bemerkt hatten, denn neben einem großen Foto von Harry am Rednerpult waren noch zwei weitere Bilder von ihnen zu sehen – einmal ein Bild von der Situation, als sie sich bei Malfoys Ankunft entgegen gegangen waren und ein Foto davon, wie er sie am Arm mit sich zog.
Hermine überflog den ersten Teil, in dem sich Kimmkorn ausführlich über Harrys „herzergreifende Rede“ ausließ, ehe sie begann, vorzulesen.
„Eine besondere Überraschung lieferte uns das Herzstück des Goldenes Trios, die bezaubernde Hermine Granger, die in ihrem Kleid im Stil von – ach, das überspringe ich mal, wo geht’s weiter, ach hier – mit niemand geringerem als dem ehemaligen Todesser Draco Malfoy, Sohn von Lucius und Narzissa Malfoy, als Begleitung aufgetaucht war. Bereits in der Vergangenheit konnten wir immer wieder Hinweise darauf erahnen, dass der stilvolle Malfoy-Spross seiner düsteren Vergangenheit endgültig den Rücken zugekehrt hat-“
„Ach, haben die das erahnt, ja?“, schnaubte Malfoy abfällig.
„... und in eine völlig andere Zukunft blicken möchte“, fuhr Hermine fort. „Seit dem gestrigen Abend können wir nun aber sicher sein, dass die komplette Familie Malfoy geläutert ist-“ Abfälliges Schnauben von Malfoy. „-denn Draco Malfoy eröffnete uns persönlich, dass er sich ab sofort intensiv an sozialen Projekten beteiligen möchte. Das erste Projekt, in das der charismatische junge Mann seine ganze Zeit, Energie und natürlich sein Herzblut stecken möchte, ist ein Projekt zur gerechten Behandlung von Hauselfen. Diese missverstandenen Kreaturen lagen unserer Kriegsheldin Hermine Granger bereits zu Schulzeiten sehr am Herzen, da liegt es natürlich nicht fern, dass die kluge Hexe sich einflussreiche Mitstreiter zu ihrem Projekt dazu holt, in diesem Fall den gutaussehenden, und, wie man hört, auch überaus intelligten Draco Malfoy.“
Hermine starrte die nächsten Seiten an, die gefüllt waren mit Bildern der anderen Gäste, auf ganzen zwei Seiten wurden die Kleider der anwesenden Hexen analysiert.
„Tiffany wird sich über die Bilder mit den Kleidern freuen“, sagte Hermine tonlos, da ihr Hirn sich gerade weigerte, normal zu funktionieren.
Malfoy warf ihr einen Blick zu, als frage er sich, wie man sich jetzt über irgendwelche Kleider Gedanken machen konnte, ehe er einen Stuhl vom Tisch weg zog und sich kraftlos darauf fallen ließ.
„Ich fasse es nicht...“, murmelte er. „Ich bin auf dem Titelblatt des Propheten... Ich meine, nicht, dass ich das damals während und nach meiner Verhandlung nicht andauernd war“, fügte er bitter hinzu. „aber... ich meine... Verfluchte Scheiße, was mache ich denn jetzt?“
Hermine ließ die Zeitung sinken und starrte ihn an.
„Was du machst? Nichts.“
„Nichts? Aber... ich versuche, mich so bedeckt wie möglich zu halten, und jetzt...“
„Malfoy, das ist gut, verstehst du nicht?“
„Gut?“ Er starrte sie verständnislos an.
„Ja, gut. Kimmkorn hat mit ihren Artikeln einen Einfluss auf die Zaubererwelt, den man nicht unterschätzen sollte, verstehst du? Und sie äußert sich nur positiv über dich. Vielleicht wird das ein bisschen was ändern.“
„Meinst du?“ Malfoy klang skeptisch, und sie begriff: Er war es seit Jahren nicht mehr gewohnt, dass irgendetwas Positives mit ihm verknüpft wurde, und er hatte die Aussage des Artikels noch nicht verinnerlicht.
„Ja, meine ich. Und jetzt frühstücken wir.“


Happiness does not wait (Dramione Story) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt