Sie hatten beide im Ministerium aussagen müssen nach dem Vorfall.
Der festgenommene Angreifer wurde mit Veritaserum befragt. Hermine erfuhr, dass noch praktizierende Todesser tatsächlich versuchten, Mitstreiter zu rekrutieren. Und sie verstand, dass Malfoy sich nicht nur vor jenen versteckt halten musste, die ihn immer noch für einen Todesser hielten, sondern auch vor jenen, die im Untergrund nach wie vor Voldemorts Prinzipien vertraten. Sie erinnerte sich, dass Thornbusch in einem ihrer ersten Gespräche erwähnt hatte, dass sie wusste, dass Schwarzmagier versuchten, Kontakt zu Malfoy aufzunehmen. Hermine hatte das damals als Unfug abgetan, sie hatte das Ministerium für vorurteilsbehaftet gegenüber Malfoy gehalten. Jetzt wusste sie, dass zumindest ein Teil davon der Wahrheit entsprach.
Da der Inhaftierte Namen und Versammlungsorte preisgab, wurden die Auroren auf den Fall angesetzt. Doch Hermine war sich sicher, dass der Vorfall im Park und der Artikel, der natürlich im Propheten darüber erschienen war, dazu geführt hatte, dass die Todesser gewarnt und untergetaucht waren.
Das Ministerium war beeindruckt davon, dass Malfoy vehement den Kontakt zu den Schwarzmagiern abgelehnt hatte. Es wurde sogar darüber diskutiert, seine Bewährungsstrafe zu verkürzen.
Hermine war allerdings mit einem starken Unwohlsein bewusst, dass die beiden Todesser zumindest spätestens nach den Zeitungsartikeln nicht mehr hinter Malfoy her gewesen waren, um ihn für ihre Sache zu gewinnen.
Blutsverräter. Das Wort geisterte ihr im Kopf herum, und sie wusste, es waren Rachegedanken gewesen, die die beiden Männer an diesem Tag angetrieben hatten. Vermutlich war er ihnen schon länger ein Dorn im Auge, weil er sich zu keiner Seite wirklich bekennen wollte und sie abgewiesen hatte. Die Artikel hatten diese Waage allerdings ins Ungleichgewicht gebracht und hatten Malfoy zu ihrem Feind gemacht, der für den Verrat büßen sollte.
Trotz allem war sie froh, dass das ganze doch so glimpflich ausgegangen war.
Natürlich machte es ihr trotzdem Sorgen, dass der Hass gegen Muggelgeborene unterschwellig scheinbar immer noch vor sich hin gärte und vermutlich auch niemals völlig aussterben würde.
Und noch etwas anderes belastete sie.
Es wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen, wie Malfoy sie in den Armen gehalten hatte, wie er ihren Namen geflüstert hatte. Seine Berührung an ihrem Rücken hatte sich regelrecht bei ihr eingebrannt, und sie wusste, sie konnte sich nichts mehr vormachen. Da keimten Gefühle in ihr auf, die einfach nicht da sein durften. Und diese Erkenntnis bestärkte sie nur in ihrem Entschluss.
Gerade gingen sie mit Sam spazieren. Der Hund hatte sich vollständig wieder erholt und war bereits jetzt, zwei Tage nach dem Vorfall, wieder ganz der Alte.
Das Wetter verschlechterte sich zusehens, und sie hatten sich gerade eilig auf den Rückweg gemacht, da in nicht allzu weiter Ferne verdächtig dunkle Wolken aufgezogen waren, die nach heftigem Regen aussahen.
„Malfoy?“
„Hm?“
„Ich wollte noch was mit dir besprechen.“
Sam hob den Kopf und blickte beunruhigt in Richtung der herannahenden Wolken.
„Klingt gruselig ernst, wie du das sagst, Granger.“
Ihr Herz fing wie verrückt an zu klopfen.
„Ja, weißt du... Ich habe viel nachgedacht und... bald fange ich ja an zu arbeiten, das weißt du, und dann wird sich vieles ändern, und ich habe gedacht... Naja, dass ich das gleich für einen kompletten Neustart nutze.“ Malfoy schwieg. Sie zögerte, dann redete sie weiter. „Ich... habe überlegt, dass ich zum ersten Dezember, wenn mein Job losgeht, ausziehen werde.“
Schweigen. Dann: „Du hast doch gar keine Wohnung... oder?“
„Nicht... direkt. Ich habe mich letztens mit Ron unterhalten und er meinte-“
„Du willst zu Weasley ziehen? Aber das wolltest du damals auf keinen Fall.“
Sam klemmte den Schwanz und rannte ein Stück vor, und jetzt hörte auch Hermine es: Ein Grollen in der Ferne.
„Ich wusste damals selber nicht, was ich wollte. Aber jetzt denke ich, dass es besser so ist. Ich wohne wirklich gerne bei dir, aber ich kann dich ja nicht ewig belästigen. Ich wollte Harry und Ginny nicht stören, weißt du, und Ron hatte auch eine Freundin-“
„Hatte?“, unterbrach Malfoy sie.
„Ja, sie haben sich kürzlich getrennt, und er hat mich gefragt-“
„Achso, schon klar, dann zieh mal zu Weasley.“
„Was?“
„Du hast mich schon verstanden. Ich meine, das Wiesel nutzt es gleich aus, dass er wieder solo ist, was?“
Sam lief nun noch schneller vor, es donnerte laut, und erste Tropfen benetzten ihr Gesicht.
„Was soll das, Malfoy? Warum redest du so über ihn?“
Hermine war verwirrt. Sie hatte Malfoy Ron schon ewig nicht mehr „Wiesel“ nennen gehört.
„Vergiss es, Granger. Anscheinend kommt es dir ja entgegen, dass die Bahn wieder frei ist.“
„Wovon zum Henker redest du?“, fragte sie und blieb stehen. Die Nässe in ihrem Gesicht nahm zu. Schneeregen, stellte sie geistesabwesend fest. „Sam!“
Der Hund war kaum noch zu sehen.
„Lass ihn, er hat Angst. Er wird am Tor auf uns warten.“
Wieder lautes Donnern.
„Weich mir nicht aus! Was soll das heißen, es kommt mir entgegen, dass die Bahn frei ist?“
„Na, mit deinem komischen Auror hast du ja anscheinend abgeschlossen, aber das Wiesel und du-“
„Ron ist nur ein guter Freund!“
„Warum willst du dann plötzlich zu ihm ziehen?“
„Weil ich es für besser halte! Ich kann ja nicht ewig bei dir wohnen, oder wie hast du dir das gedacht?“
Er starrte sie an.
„Ich weiß nicht.“, sagte er dann.
„Siehst du! Und da ich keine Wohnung finde, wähle ich jetzt diese Lösung. Aber... es ist mir wichtig, dass wir in Kontakt bleiben. Wenn du das auch möchtest.“
Kurz flackerte sein Blick merkwürdig.
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Happiness does not wait (Dramione Story)
FanfictionKurzbeschreibung:Obwohl Hermine sich völlig auf ihren Abschluss konzentriert, den sie nach dem Krieg nachholt, entgeht ihr nicht, dass merkwürdige Dinge rund um einen gewissen Slytherin passieren. Ziemlich schnell ist sie sich sicher, dass er Hilfe...