Skylar
"Hier." Damen drückt mir ein Glas Orangensaft in die Hand, das er einem Kellner vom Tablett nimmt. Wir sind auf einer Veranstaltung, auf der Damen jemanden kennt, der uns Informationen zu Tante Viktoria geben kann.
"Danke. Ich verdurste." Mit einem Lächeln nehme ich einen großen Schluck von dem Glas. Meine Hände zittern, aber ich lasse mir nichts anmerken. Damen entgeht das nicht.
Er legt seine Hand an meinen Arm. "Hey, wir werden sie finden." Ich bin froh, dass er bei mir ist. Ohne ihn würde ich wahrscheinlich gar nicht hier stehen. Wenn Damen etwas gut kann, dann ist das Recherche führen. Er hat ein großes Netzwerk und kennt überall jemanden. Das ist natürlich von Vorteil, wenn man jemanden sucht.
"Danke, dass du mitgekommen bist." Ich stelle mein Glas auf dem Tisch neben uns ab und streiche mir nicht existierende Falten aus dem Kleid, um meine Nerven zu beruhigen. "Alleine hätte ich das nicht geschafft."
"Immer gerne." Damen zwinkert mir zu. "Habe ich dir schon gesagt, dass du gut in diesem Kleid aussiehst?"
Ich komme nicht umhin, die Augen zu verdrehen. "Es ist schon das fünfte Mal, dass du mir heute Abend ein Kompliment machst." Ich trage ein langes, dunkelgrünes Samtkleid, das einen Kragen hat und lange Ärmel.
"Die Farbe bringt deine Augen zur Geltung." Damen nimmt eine Strähne, die sich aus meiner Frisur verirrt hat, zwischen die Finger. "Und zu meinen Augen passt es auch." Ich will ihm gerade die Hand wegschlagen, da landet ein Notizzettel neben meinem Orangensaft. Ich sehe mich um, aber kann nicht sehen, wer ihn da gelassen hat.
Damen faltet das Blatt auf und zeigt mir, was drauf steht.
Warte auf dem Balkon.
"Ist das dein Informant?" Ich nehme ihm den Zettel aus der Hand. "Da ist keine Signatur."
"Ich denke, das ist unser Mann. Komm."
Wir stellen uns auf dem Balkon in die dunkelste Ecke und warten. Nicht, dass uns jemand hier finden wird, denn hier ist keine Menschenseele. Wir wollen auch nicht von irgendjemandem gesehen werden.
Eine kleine Figur tritt aus der Tür heraus. "Oder unsere Frau", sage ich zu Damen, als eine kleine Frau mit dunklen, sanften Locken sich uns nähert. Sie scheint in unserem Alter zu sein. Sie jongliert ein Tablett mit Getränken.
"Damen?", fragt sie Damen und wirft mir einen skeptischen Blick zu.
"Ja. Ich bin Damen."
"Ich bin Skylar", grüße ich sie freundlich.
"Ich habe nicht viel Zeit." Sie stellt sich so hin, dass sie die Tür im Blick hat. Als Damen den Mund öffnet, bringt sie ihn zum Schweigen. "Ich weiß warum du hier bist. Mit dir", sie wirft mir einen Blick zu "habe ich nicht gerechnet. Ich wusste nicht, dass ihr zu zweit seid." Sie tritt von einem Fuß auf den anderen und redet weiter, als Damen und ich schweigen. "Ihr wollt wissen, wo eine gewisse Victoria Stone ist. Ich kann euch leider nicht sagen, wo sie jetzt gerade ist, aber meine Tante weiß, wo sie lange Zeit war."
Ich versuche mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. "Ich weiß nicht, was ihr euch oder diese Viktoria sich eingebrockt hat, aber ihr habt es hier mit einer einflussreichen Person zu tun. Solche mächtigen Feinde sollte man sich nicht machen."
"Was weißt du? Jede Information kann uns weiterhelfen." Damen legt seinen Arm um meine Schulter und zieht mich an sich.
"Meine Tante arbeitet als Pflegefachkraft. Sie wurde von einem reichen Arbeitgeber eingestellt und sollte sich um eine Frau kümmern. Ihr wurden strikte Vorschriften gemacht. Sie durfte nicht mit der Frau sprechen oder auf eine andere Art kommunizieren. Sie sollte der Patientin die Medikamente geben, keine Fragen stellen und wurde gut bezahlt. Meine Tante hat den Job angenommen, weil sie das Geld für ihren kranken Sohn gebraucht hat, aber sie hat jede Sekunde davon gehasst." Sie wirft einen Blick zur Tür, aus der klassische Musik und Gelächter ertönt. Als sie sich wieder umdreht, schaut sie mir tief in die Augen. "Meine Tante hat jahrelang nichts gesagt, aber irgendwann konnte sie es nicht mehr für sich behalten und hat es mit mir geteilt. Ich kenne deinen Freund. Durch Zufall habe ich mitbekommen, dass ihr diese Frau sucht."
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My Enemy and Me
Romance"Ich habe das Gefühl zu sterben. Vor Langeweile..... Seit Tagen liege ich im Bett. Meine Waffe weit weg von mir, eingeschlossen in einer Schublade. Ich blicke die Wände an. Sie blicken zurück. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal denken würd...