Skylar
In fünf Tagen ist die Hochzeit von Damen’s Schwester. Sie findet in Italien statt. Ich sollte eigentlich mit ihm zusammen fliegen, aber er musste aus organisatorischen Gründen früher abreisen. Er muss irgendetwas für die Hochzeit erledigen. Zwar hat er mir angeboten, früher mit ihm hinzufliegen, aber ich habe abgelehnt. Ich habe noch einen letzten Termin mit meinem Psychologen, den ich wahrnehmen möchte. Die Gespräche mit ihm haben mir sehr geholfen. Ich bin nicht geheilt. Kann man überhaupt ein Trauma vollkommen löschen? Das glaube ich nicht. Man lernt damit zu leben.
Nach dem Termin mache ich mich alleine auf den Weg zum Flughafen. Damen ist vor einigen Stunden gelandet. Mein Vater ist seit gestern in Italien. Sam hat mich bis zur Sicherheitskontrolle begleitet. Ich habe ihn überredet, mich alleine fliegen zu lassen. Das ist eine gute Übung, um mich von den neuen Ängsten nicht einschränken zu lassen. Außerdem kann ich mir und meinem Vater beweisen, dass ich alleine klar komme. Ich muss nur mehr auf meine Umgebung und die Menschen um mich herum Acht geben.
Ich werde wohl nicht ein drittes Mal entführt. Wem passiert das schon? Einmal entführt zu werden ist selten. Zweimal ist fast unmöglich. Ein drittes Mal? Niemals.
Außerdem achte ich auf meine Getränke. Noch einmal lasse ich mir keine KO-Tropfen geben.
Ich setze mich in den Wartebereich vor meinem Gate. Gut eine Stunde habe ich noch, bis der Einlass in den Flieger beginnt. Also krame ich in meiner Handtasche nach dem neuen Buch, das Linda mir empfohlen hat. Es ist eine Romanze mit viel Drama. Ich liebe Drama. Natürlich nur, wenn es in Büchern mit fiktiven Charakteren ist. In meinem eigenen Leben brauche ich eine Pause davon.
In dem Buch hat der Protagonist die Protagonistin betrogen und jetzt winselt er und will sie zurück. Ich bin gerade an einer sehr spannenden Stelle angekommen: Ein neuer Typ hat sich in die Protagonistin verguckt. Ich bin vertieft in die Seiten der Geschichte, da berührt mich jemand an der Schulter. Widerwillig hebe ich meinen Blick. Eine junge Stewardess lächelt auf mich nieder.
“Guten Tag, Miss Abino.” Sie lächelt so hart, dass ich kaum ihre Augen sehen kann. “Ich bin Agnes. Ihr Vater hat einen Privatjet für sie engagiert."
“Mein Vater?” Er hat wahrscheinlich mitbekommen, dass ich alleine fliege und sofort Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Damit hätte ich rechnen müssen.
“Ja, da sie alleine reisen. Bitte folgen Sie mir. Ihr Jet ist bereit zum Abflug.” Sie nimmt mein Handgepäck und läuft los. Ich schlage mein Buch zu und folge ihr. Ich finde es komisch, dass sie sich einfach mein Handgepäck geschnappt hat, aber ihrem flotten Gang zufolge haben wir nicht viel Zeit bis zum Abflug. Sie führt mich in das untere Stockwerk und durch einen langen Flur. Wir kommen an ein paar Arbeitskräften vorbei, die sie freundlich begrüßen. Das nimmt mir etwas von der Nervosität. Agnes arbeitet hier. Also wird sie mich wohl nicht in eine Falle locken. Am Ende des Flures ist eine Tür, die nach draußen führt.
Wir laufen den kurzen Weg zu dem Privatjet. Der Pilot, sowie alle Angestellten heißen mich willkommen. Im Jet nehme ich Platz und schlage mein Buch wieder auf. Ich will endlich weiterlesen und sehen, wie der Protagonist vor Eifersucht stirbt. Geschieht ihm recht. Er hat die Protagonistin, die er doch so sehr liebt, verletzt. Immer fügen uns die Menschen, die wir am meisten lieben, den größten Schmerz zu.
Genau wie Zedd…
Ich schüttle diesen Gedanken ab. Er hat weder in meinem Kopf noch in meinem Herzen einen Platz. Nicht mehr. Zwei Wochen voller Spaß erwarten mich in Italien. Italienisches Essen, italienische Musik und Sehenswürdigkeiten. Linda zufolge sollen die Männer sehr attraktiv sein. Ich kenne zwar nicht viele, aber Damen lässt mit seiner Attraktivität nicht enttäuschen. Diese grünen Augen. In denen kann man sich verlieren.
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My Enemy and Me
Romance"Ich habe das Gefühl zu sterben. Vor Langeweile..... Seit Tagen liege ich im Bett. Meine Waffe weit weg von mir, eingeschlossen in einer Schublade. Ich blicke die Wände an. Sie blicken zurück. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal denken würd...