Skylar
"Wohin fahren wir?", fragt Sam unruhig vom Hintersitz. Wir haben ihn und John auf die Rücksitze verdonnert, weil ich mich ans Steuer setzen wollte. Ich habe es satt, mich herumkutschieren zu lassen. Ich weiß, dass ich immer von Bodyguards bewacht werde. Mit dieser Tatsache habe ich mich mittlerweile angefreundet. Ich bin sogar froh, wenn die Jungs da sind, falls ich irgendwelchen Leuten, die ich nicht sehen, geschweige denn sprechen möchte, über den Weg laufe. Wie zum Beispiel Zedd. Dann stehen die Männer wie eine Mauer zwischen mir und meinem Feind.
Alfredo und Cynthia möchte ich auch ungern über den Weg laufen. Falls ich Cynthia ein weiteres Mal treffe, werde ich ihr ein paar Zähne rausschlagen. Ich habe nicht vergessen, wie sie mir meine schönen Haare abgeschnitten hat. Alfredo würde ich auch gerne eine reinhauen, weil er Zedd Müll eingeredet hat. Aber dafür kann ich ihm nicht die ganze Schuld geben, denn Zedd hätte uns glauben müssen. Was hat er stattdessen getan? Er hat natürlich dem Mann geglaubt, den er erst seit ein paar Tagen kennt. Wahrscheinlich hat Cynthia ihn mit ihrem Lächeln schöne Augen gemacht und er hat vergessen, wo oben und wo unten ist.
Ich knirsche mit den Zähnen und greife das Lenkrad fester. Zedd ist ein Idiot!
"Erde an Skylar, hey, fahr langsamer. Ich will nicht jung sterben." Damen legt seine Hand auf meine Schulter. Die Männer hinten sind sichtbar gestresst. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich beschleunigt die Geschwindigkeitsgrenze überschritten habe. Ich nehme den Fuß vom Gas und bremse ein wenig. Die Männer atmen alle auf.
"Sorry, ich war in Gedanken versunken", gebe ich kleinlaut von mir.
"Wo fahren wir hin?" fragt Sam diesmal ungeduldig. Er mag es überhaupt nicht, wenn man ihm die Kontrolle wegnimmt.
"Wir fahren zu meiner Freundin Miko", antworte ich ihm. "Ihr Vater ist im ostasiatischen Untergrund einflussreich und weiß eventuell, wo wir irgendetwas finden, was uns weiterbringt." Ich seufze frustriert. Man sagt, alle Wege führen nach Rom. Unser Rom ist das Scheitern. Da führen alle unsere Wege hin. Wir wissen, wer hinter den ganzen Dingen steckt, aber wir wissen nicht, wo Alfredo ist oder wo sich seine Tochter aufhält. Eigentlich gehen wir davon aus, dass er einen sehr großen Finger in der Angelegenheit hat. Leider haben wir keine Idee, wer Zedd's Eltern angegriffen hat.
Vielleicht steckt Alfredo dahinter. Oder jemand anderes. Oder Alfredo hat die Sache mit einem Komplizen angezettelt. Wieso hat er Zedd sonst zu unserem Feind gemacht? Er will etwas. Was ist sein Motiv? Was hat ihn dazu gebracht, Tante Viktoria zu entführen und Zedd im Glauben zu lassen, mein Vater habe seine Mutter? Zedd ist ein Schlüssel für ihn. Aber für was? Was will Alfredo? Und viel wichtiger: Wo ist er jetzt?
Er hat Tante Viktoria wahrscheinlich über alle Berge gebracht, damit er weiterhin meinen Vater für den Verlust von Zedd's Eltern verantwortlich machen kann.
Mein Vater war gar nicht erfreut, als ich mit ihm telefoniert habe und ihm von den Dokumenten erzählt habe, in denen er aufgeführt wird. Er ist gerade in Italien mit Damen's Vater, um Geschäftliches zu erledigen. Mit Mühe habe ich ihn überredet, sich um seine Geschäfte zu kümmern. Ich musste ihm mehrere Male versichern, dass es mir gut geht.
Seitdem das mit Zedd passiert ist, ist er gestresst und schreibt mir mehrere Male am Tag. Wenn mein Handy piept, dann ist es immer eine Nachricht von meinem Vater. Und wenn ich nicht antworte, dann ruft er mich an. Wenn ich nicht rangehe, ruft er Damen an. Ich gebe mein Bestes und halte ihn auf dem Laufenden, auch wenn meine Updates ihm nicht ausreichen. Deshalb hat er mir ein Armband mit einem Peilsender geschenkt, damit er mich immer auf seinem Bildschirm finden kann. Wir wissen beide, dass das bei Zedd nichts nützt. Den Peilsender in meiner Kette hat er deaktiviert. Er wusste, wie er das Signal stören kann. Aber wenn es meinen Vater beruhigt, dann kann ich nicht nein sagen.
DU LIEST GERADE
My Enemy and Me
Romansa"Ich habe das Gefühl zu sterben. Vor Langeweile..... Seit Tagen liege ich im Bett. Meine Waffe weit weg von mir, eingeschlossen in einer Schublade. Ich blicke die Wände an. Sie blicken zurück. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal denken würd...