Zedd
James sitzt neben mir und nimmt einen Schluck von seinem Softdrink. James macht seinen Job ausgesprochen gut. Er ist immer überpünktlich und er weiß immer einen Weg raus aus kniffligen Situationen. Deshalb ist er hier.
Eigentlich bin ich nicht in Laune, auf einem dieser Bälle zu sein, auf denen mich jeder anspricht, um Kontakte zu knüpfen. Der Grund, warum ich hier bin, tanzt gerade mit meinem Erzfeind vor mir.
Nachdem ich in Alfredos Falle getappt bin, habe ich alle Männer entlassen und die loyalen Freunde meines Vaters behalten sowie neue eingestellt. Als Boss muss ich vorsichtig sein. Ich lebe mich noch in meine neue Rolle ein, aber James ist eine sehr große Hilfe. Ich brauche ihn heute Abend als einen Freund und als Berater.
Ich nehme ebenfalls einen Schluck von meinem Getränk. Tom hat Skylar und mir Drogen und Alkohol verboten. So habe ich es gelernt und so behalte ich es bei. Nicht, dass ich Betäubungsmittel nötig hätte, Skylar betört alle meine Sinne genug. Bei dem Gedanken an sie zieht sich mein Herz schmerzhaft zusammen.
Sie ist in meinen Gedanken. In meinen Träumen. Sie ist überall und in jedem Augenblick meines Alltags. Vor allem nachdem dieser Mistkerl Hand an sie gelegt hat. Ich bin so froh, dass ich an dem Tag ihr ins Kino gefolgt bin. In der hintersten Reihe hatte ich sie gut im Blick. Dann tauchte dieser Bastard auf und mir gefiel gar nicht, wie er Sky ansah. Als er ihr dann auf die Toilette gefolgt ist, wusste ich, dass da etwas nicht stimmt. In der Toilette habe ich ihn dabei erwischt, wie er Sky in eine Kabine gezogen hat, seine Hand auf ihren Mund gepresst.
Allein der Gedanke macht mich krank. Seitdem beschatten zwei meiner Männer Sky. Ich glaube ich werde verrückt. Mein Beschützerinstinkt ist kaum auszuhalten. Ich muss immer wissen, wo sie ist und was sie tut und mit wem sie unterwegs ist. Zu meinem Leid ist es meist Damen, der an ihrer Seite ist.
Manchmal wache ich nachts mitten in einem Alptraum auf, indem Sky etwas zustößt.
Manchmal folge ich ihr selbst und wenn ich sie mit Damen sehe, kann ich mich kaum halten.
Jedes Mal wenn sie einen Blick zu Damen wirft und dieser Bastard sie anlächelt, könnte ich etwas in die Luft jagen. Am liebsten Damen.
Ich werfe Skylar einen Blick zu. Sie tanzt mit Damen, der sie frohlockend durch die Gegend schwingt.
Irgendetwas stimmt nicht mit mir. Alles woran ich denke, ist, dass sie mir gehört.
Nur mir.
Mir ganz allein.
Und ich will ihr gehören.
“Hey Boss, schraub mal etwas runter.”, flüstert James mir zu.
“Zedd”, sage ich zum hundertsten Mal. "Nicht Boss.” James ist sehr hartnäckig, was das Wort Boss angeht. Wie oft ich es ihm auch sage, er nennt mich nie beim Namen. Jetzt verstehe ich, wie Tom sich jedes Mal gefühlt hat, als ich das Gleiche getan habe.
“Du musst runter kommen. Ich habe sorge, dass du gleich einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erleidest oder aufspringst und Blut fließt.”
“Ich kann nicht anders, James”, knurre ich. Am liebsten will ich auf die Tanzfläche springen, Skylar aus den Klauen von diesem Bastard retten, sie mir über die Schulter werfen und nach Hause bringen, wo sie nur mir gehört.
“Du musst es langsam angehen und klug handeln”, sagt er verständnisvoll. “Du hast viel Scheiße gebaut. Es braucht Zeit, bis sie überhaupt mit dir redet. Wenn du dir jetzt einen Fehler erlaubst, dann verlierst du sie für immer.”
“Sie wird mir nie vergeben.” Es ist aussichtslos. “Sie sagt zwar, dass sie mir vergeben hat, aber ich sehe es in ihren Augen. Sie wird niemals über meine Fehler hinwegsehen und mich sehen.” Ich bin der größte Idiot der Weltgeschichte. Ich habe den größten Fehler meines Lebens gemacht. Und jetzt tanzt die Frau, die ich über alles liebe, mit dem Typen, den ich am wenigsten ausstehen kann.
“Gib ihr etwas Zeit.” Ich schätze es sehr, dass James mir beisteht. Auch wenn ich nicht jeden seiner Ratschläge befolge.
“James, sag mir, was ich tun soll.”
“Als erstes, Boss, wirst du sie in Ruhe lassen. Sie hat dir gesagt, dass sie Zeit braucht.”
“Aber sie sagte auch, dass sie vielleicht nie vergessen wird. Verstehst du? Sie wird vielleicht nie wieder mit mir sprechen.”
“Gib die Hoffnung noch nicht auf. Du hast sie aus den Klauen eines Triebtäters gerettet. Das ist ein guter Anfang. Ab jetzt bist du ihr schützender Schatten. Wie ein Superheld." Er nimmt einen Schluck von seinem Glas und fährt fort. “Sei da, wo sie ist, aber halte deinen Abstand zu ihr. Das heißt, dass du ihr nicht auf die Nerven gehst. Wenn du das hinbekommst, machen wir mit dem zweiten Schritt weiter”, sagt er und fügt nachdrücklich hinzu: “Du darfst auf gar keinen Fall Gewalt ausüben oder sie zu etwas zwingen. Auch wenn du innerlich stirbst, darfst du sie die nächsten Wochen nur aus dem Schatten beobachten. Sie muss sich erst an deine Präsenz gewöhnen und langsam ihre Angst verlieren. Deswegen ist es wichtig, dass du immer an Orten, an denen sie sich sicher und behütet fühlt, auftauchst. Sie braucht dich nur einmal zu sehen, aber deine Aufmerksamkeit darf sie auf gar keinen Fall auf sich spüren.”
“Und dann?” frage ich.
“Und dann wirst du ihr hier und da ein Hallo sagen und dich ein paar Meter näher trauen, aber nicht zu viel auf einmal. Irgendwann kann sie dann mit dir am selben Tisch sitzen. Wichtig ist aber, dass du ihr morgen einen Brief schreibst. Per Hand. Aber bitte keine Entschuldigungen mehr. Die hängen uns allen zum Halse raus. Das ist alles. Wenn sie deine Mutter besucht, lässt du den Brief ihr geben, aber du wirst auf gar keinen Fall zuhause sein.”
“Aber im Krankenhaus hatte sie keine Angst vor mir. Ich habe sie gerettet.”
“Das mag sein, da war sie aber unter dem Einfluss von Medikamenten und ihre psychische Verfassung war nicht stabil. Sie wird nicht einfach mit einem Mal über deinen Verrat und die Konsequenzen hinweg kommen. Wichtig ist es, nicht zu hastig zu sein. Ungeduld wird dir nur ein Stein im Weg sein.”
Ich denke über das, was er sagt, nach und werfe einen weiteren Blick zu Skylar. Sie tanzt nicht mehr mit Damen. Endlich. Ein Stein fällt mir vom Herzen, als ich sie mit Miko, Kato und Adria entdecke.
“Okay, James, lass uns das so machen”, stimme ich zu. “Was soll ich in den Brief schreiben?”
“In den Brief schreibst du am besten Erinnerungen aus eurer Kindheit. Schreibe ihr, dass sie dir fehlt. Zum Schluss kannst du dich bei ihr dafür bedanken, dass sie sich um deine Mutter kümmert und schreiben, dass du ihre Hilfe zu schätzen weißt."
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My Enemy and Me
Romance"Ich habe das Gefühl zu sterben. Vor Langeweile..... Seit Tagen liege ich im Bett. Meine Waffe weit weg von mir, eingeschlossen in einer Schublade. Ich blicke die Wände an. Sie blicken zurück. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal denken würd...