Chapter Twenty Two

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Zedd

Ich bin wieder da, wo ich am Anfang war: Sky ist weit weg von mir. Uns trennen Welten. Eine Chance habe ich gehabt und die habe ich verbockt. Wo habe ich aber den Fehler gemacht? Vielleicht hätte ich sie nicht drängen sollen.

Oder ich hätte sie weiter weg von Damen bringen müssen. Oder war es etwas, das ich gesagt habe? War ich zu vehement, oder habe ich ihr vielleicht weh getan, als ich sie am Arm gepackt habe?

Sie ist so klein, zierlich und so sanft. Ihr wieder so nah zu sein war schön. Sie hat aber ihre Krallen rausgelassen und sich gewehrt. Auch wenn es mich in Mitleidenschaft gezogen hat, bin ich stolz auf sie. Außerdem habe ich es verdient. Ich war ein Mistkerl.

Ich habe mich bei ihr entschuldigt, aber irgendwo habe ich Mist gebaut. Warum musste auch Damen hinterher kommen und sich zwischen uns drängen. Wenn er nicht da gewesen wäre, hätte ich sie vielleicht davon überzeugen können, dass ich es ernst meine. Ich muss James auf jeden Fall zum Krafttraining schicken, denn er hätte Damen aufhalten müssen.

Dieser Bastard hätte sie dann nicht einfach so mitnehmen können. Vielleicht hätte ich ihn auch verprügeln und Sky an einen ruhigen Ort bringen sollen, an dem wir ungestört reden können.

Nächstes Mal muss ich es besser machen. Ich brauche einen verlassenen und ruhigen Ort, an dem sie nicht so einfach vor mir weglaufen kann. Wo sie mir zuhören muss, damit ich alles wieder gut machen kann.

*****

Skylar

Helena öffnet mir mit einem Lächeln die Tür. “Miss Abino, herzlich willkommen. Mrs. Stone fragt schon den ganzen Morgen nach Ihnen.”

“Wie geht es ihr?”, frage ich sie. Helena ist eine der Krankenschwestern, die sich um Tante Viktoria kümmern. Sie wechseln sich in Schichten ab, sodass immer jemand bei ihr ist.

“Ihr geht es schon viel besser. Sie isst regelmäßig und hört gerne Musik.” Ich folge Helena durch den dunklen Flur in das helle Zimmer am Ende, in dem Tante Viktoria ist. 

Zedd hat sie nicht in eine andere Wohnung bringen können, weil sie nicht weg wollte. Das Appartment habe ich ursprünglich gemietet, um sie an einen sicheren Ort zu bringen, den niemand kennt. 

Zedd hat das Apartment mittlerweile gekauft und lebt hier. Ich gehe ihm aber aus dem Weg. Wenn er arbeitet, besuche ich Tante Viktoria. Helena schreibt mir, wenn er die Wohnung verlässt. Es ist besser so. Wir sollten und nicht über den Weg laufen. Auch wenn ich ihn auf vielen Veranstaltungen ertragen muss, halte ich meine Distanz. Ich weiß, dass er nur auf eine Gelegenheit wartet, mich alleine zu erwischen, damit er mir seine lächerlichen Entschuldigungen und Versprechen für die Zukunft auftischen kann.

Als ob man mit ein paar Worten eine Schar an Fehlern wieder gutmachen könnte. Für mich ist Zedd ein Teil meiner Vergangenheit. Da soll er auch bleiben.

Tante Victoria sitzt auf der breiten Fensterbank und schaut in die Ferne. Von einer Stereoanlage spielt die Mondscheinsonate von Beethoven. Sie hört es jeden Tag. Ich glaube, das Stück erinnert sie an ihren Ehemann. Früher lief dieses Stück immer bei ihnen. Sei es ein Geburtstag oder ein gemeinsames Abendessen. Im Hintergrund lief immer die trübe Melodie von Beethoven.

Leider bringt dieses Stück auch viele Erinnerungen hoch, die ich wieder in ihre Schachtel zurück packe.

“Hallo, Tante Viktoria”, begrüße ich und umarme sie. Sie drückt mich ganz fest an sich und sagt nur meinen Namen. Am Anfang hat sie gar nicht gesprochen, dann kamen langsam die ersten Worte. Es sind immer Namen. Dabei fällt der Name ihres verstorbenen Ehegatten sehr oft. Sie weiß wahrscheinlich noch nicht, dass er das Attentat nicht überlebt hat. Ich weiß auch nicht, wie wir es ihr irgendwann beibringen werden. Ob sie jemals bei vollem Verstand sein wird, um es zu begreifen und zu verarbeiten.

Sie wiederholt ebenfalls Zedd’s Namen. Sie summt gerne, wenn sie seinen Namen sagt. Als würde sie ihm ein Schlaflied singen. Wenn ich da bin, begrüßt sie mich mit einem Lächeln und sagt meinen Namen. Namen sind das einzige, was sie sagt. Bald kommt hoffentlich mehr. Ich will wissen, was ihr Martyrium war und welches Leid sie erlebt hat, auch wenn ich mich davor fürchte.

Tante Viktoria deutet mir, mich vor sie auf die Fensterbank zu setzen und ihr den Rücken zu kehren. Sie kämmt meine Haare. 

“Hast du schon zu Mittag gegessen?”, frage ich und drehe mich zu ihr um. Sie nickt und kämmt weiter. Es macht mich so glücklich, dass sie auch auf Ja-Nein-Fragen reagiert Das ist ein gutes Zeichen, sagen die Ärzte. Seitdem sie nicht mehr täglich den Drogencocktail nehmen muss, der sie ihres Bewusstseins entledigt hat, kehren ihre neurologischen Funktionen langsam wieder zurück. Ihr Blick wird etwas klarer, auch wenn sie oft in die Leere schaut.

Die Ärzte sagen, dass es noch lange dauern wird, bis sich alles aus ihrem System entfernt hat. Vielleicht bleiben auch Schäden zurück, denn man hat sie jahrelang unter Medikamenteneinfluss gestellt. Das muss physische, sowie psychische Schäden verursacht haben. Ich hoffe, Alfredo und Cynthia können so schnell wie möglich für ihre Taten bestraft werden. Leider wird das Tante Viktoria nicht gesund machen. Aber während andere wegen ihnen leiden, dürfen sie nicht frei und sorglos dort draußen ihr Leben weiterführen.

Tante Viktoria flechtet mir Blumen in die Haare, die ihr ihre Besucher mitgebracht haben. Es sind blaue Vergiss-Mein-Nicht Blumen. Sie passen hervorragend zu meiner Haarfarbe. Da meine Haare noch zu kurz sind, ist es eine Herausforderung sie zu flechten, aber Tante Viktoria arbeitet mit Geduld und am Ende habe ich eine wunderschöne Frisur.

 Da meine Haare noch zu kurz sind, ist es eine Herausforderung sie zu flechten, aber Tante Viktoria arbeitet mit Geduld und am Ende habe ich eine wunderschöne Frisur

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My Enemy and MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt