Epilog

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Skylar

Ich fahre durch das Tor, das sich hinter mir schließt und parke vor dem Haus. Bevor ich aus dem Wagen steige, begutachte ich mich im Rückspiegel. Meine Haare sind viel länger. Die Farbe ist rausgewachsen, jetzt sind sie wie früher braun. 

Ich steige aus dem Wagen und laufe zur Haustür. Zedd und ich haben uns ein schönes Haus am Meer gekauft. Es ist weiß gestrichen, hat mit Efeu bewachsene Fassaden und große Fenster, die viel Licht ins Haus lassen.

Es war ein sehr langer Tag im Museum. Ich bin froh, wenn ich durch die Haustür bin und endlich aus diesen High Heels rausschlüpfen kann. Dankbar werfe ich meine Tasche auf den Boden und die Schlüssel in die Schüssel auf der Kommode.

“Mamaaaaaa”, ertönt es aus dem Wohnzimmer. Zwei kleine Monster stürmen in den Flur und werfen sich auf mich. “Mamaaaa”, schreien sie im Chor. “Endlich bist du da.”

“Ich freue mich auch, euch zu sehen.” Ich setze beide auf dem Boden ab. Zwei dunkle Augenpaare schauen zu mir hinauf. Emmet und Eve. Unsere Zwillinge. Das dritte dunkle Augenpaar gesellt sich zu uns. “Willkommen zurück, Schatz.” Zedd legt seine Arme um mich und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.

“Hattest du heute früher Feierabend?”, erkundige ich mich, als wir alle zusammen ins Wohnzimmer treten. 

“Heute war nicht viel los. Wir haben mit den Kindern den neuen Film geschaut.” Er massiert mir die Schultern, während die Kinder zum Kaffeetisch rennen und ihre neu gemalten Bilder nehmen, um sie mir zu zeigen. 

“Wie sieht meins aus, Mama?”, fragt Emmet. Er hat einen Roboter gemalt.

“Super, Schatz. Die Farben sind sehr schön. Hast du ihm einen Namen gegeben?” Ich streiche ihm die Locken aus der Stirn.

Er denkt für einen Moment nach. “Ich habe noch keinen Namen.”

“Wir können und nach dem Essen einen zusammen überlegen. Was sagst du?”

Er nickt und rennt zu seinen Stiften, um weiter zu malen. Eve hält mir ihr Bild vor die Nase. “Guck mal Mama, ich habe eine Prinzessin gemalt. Sie heißt Schneebitchchen.” 

Ich verkneife mir ein Lachen. “Toll sieht das Bild aus, Schätzchen. Sie heißt Schneewittchen." Sie wiederholt das Wort einige Male. Ich helfe ihr, indem ich das Wort in seine einzelne Silben teile. Sie setzt sich zu ihrem Bruder und wiederholt das Wort, während sie weiter an ihrem Bild arbeitet. Ein paar Mal rutscht ihr Schneebitchen raus.

Wir helfen unserer Haushälterin Zoe den Tisch zu decken. Als das Abendessen auf den Tellern ist, setzen wir uns alle an den Tisch. Zedd wirft mir neckende Blicke zu, als wir essen. Die Kinder erzählen von ihrem Tag. Zedd versucht, sie dazu zu bringen, das Gemüse auf ihren Tellern zu essen. Ich lehne mich zurück in meinen Stuhl und bewundere die Szene vor mir.

Vor einigen Jahren sah alles ganz anders aus. Manchmal ärgere ich Zedd mit der Entführung. Manchmal droht er mir mit einer dritten, weil ich viel arbeite und wenig Auszeiten für mich nehme. Mit den Kindern und dem Job und Zedd ist es nicht immer einfach, etwas Zeit für mich zu planen. Zedd versucht mir immer entgegenzukommen und geht mit den Kindern in den Zoo oder auf den Spielplatz, damit ich mich etwas ausruhen kann. So sehr sie mir auch Kraft rauben, geben sie mir so viel zurück. Sie sind ein Zeichen unserer Liebe. 

Zedd ist ein traumhafter Vater. Manchmal sitzt er mit meinem Vater auf der Veranda und holt sich Tipps zur Erziehung. Mein Vater zieht ihn immer damit auf, aber gibt ihm insgeheim im Flüsterton trotzdem welche. Wenn ich daran denke, wie sie vor einiger Zeit zueinander standen, muss ich zugeben, dass sie sich jetzt viel besser verstehen. 

Zu Anfang habe ich mir große Sorgen gemacht. Aber Zedd hat sich immer und immer wieder bewiesen. Vor allem in der Schwangerschaft war er ein zauberhafter Ehemann. Er hat mir täglich die Füße massiert und mir bei Yogaübungen geholfen, die die körperliche Belastung der Schwangerschaft lindern. Jeden einzelnen Wunsch, so verrückt er auch war, hat er mir erfüllt. Egal welche Schwangerschafts Hungerattacken ich auch hatte. Vor allem hatte ich immer Lust auf Erdbeeren. Die Schuld daran gebe ich Zedd. Unsere Kinder lieben auch Erdbeeren. Eine weitere Eigenschaft neben den dunklen Augen, die sie von ihrem Vater haben.

Diesen Sommer haben wir deshalb Erdbeeren im Garten gepflanzt. Tante Viktoria hat uns geholfen. Die Kinder lieben es, sie zu pflücken und zu essen. Mit ihrer Großmutter backen sie gerne Erdbeerkuchen.

Tante Viktoria lebt auf derselben Straße wie wir. Wir wollten sie in unserer Nähe haben. Ihr geht es mittlerweile sehr gut. Die Kinder bereiten ihr große Freude. Manchmal ertappe ich Zedd dabei, wie er ihnen zuschaut, wenn sie im Garten mit seiner Mutter lachen. Ich kann auch nicht umhin, mich zu ihm zu gesellen und ihn zu umarmen. Manchmal schaue ich sie an und denke an meine Mutter.

“Kinder, ab ins Badezimmer, Hände waschen und in die Betten.” Zedd sammelt die Kleinen von ihren Plätzen, als wir fertig sind, und bringt sie ins Bad. “Zoe hilft euch ins Bett.”

Er ist ein guter Vater geworden. Wenn ich uns heute so sehe, kann ich kaum glauben, dass wir uns einige Zeit nicht ausstehen konnten. Zedd hatte uns gehasst, weil er im Glauben war, wir hätten etwas mit dem Verschwinden seiner Mutter zu tun.

“Sky, woran denkst du?” Zedd erscheint an der Tür und holt mich aus meinen Gedanken.

“Ich denke daran, wie sich alles zum Guten gewendet hat. Wo wir vor einigen Jahren standen und wo wir heute stehen, ist kaum zu glauben.”

Er kommt zu mir und nimmt meine Hand. Er führt sie zu seinen Lippen. Sanft legt er sie auf meine Haut. “Ich werde dir für immer dankbar sein. Du hast mir eine Chance gegeben und mir eine schöne Familie geschenkt. Du hast mir meine Mutter zurückgebracht. Ich bin dir jeden einzelnen Tag dankbar für all die schönen Dinge, die du mir gibst. An erster Stelle deine Liebe.”

Mein Herz schmilzt dahin. “Du bist ein charmanter Liebhaber geworden.”

“Papaaa, lies uns etwas vor.” Emmet rennt zu uns. Er hat nur sein Pyjama Oberteil an und trägt noch seine Hose, die Rasenflecken an den Knien hat. Er ist, wie es aussieht, Zoe entwischt. “Mama, lies uns auch etwas vor.”

“Okay, Schatz. Komm lass und noch deine Pyjamahose anziehen.” Ich nehme ihn an der Hand und führe ihn in das Zimmer, das er mit seiner Schwester teilt. Eve ist schon in ihrem Bett und hält ein Buch in der Hand. Nachdem Emmet fertig fürs Bett ist, lege ich mich zu ihm und nehme ihn in den Arm. Zedd legt sich zu unserer Tochter und liest aus dem Buch, dass sie uns ausgesucht hat. Nachdem Zedd fertig ist, wollen sie eine weitere Geschichte hören, also lese ich ihnen etwas vor. Irgendwann schließen sich ihre Augen.

Wir flüchten auf Zehenspitzen aus dem Zimmer und atmen auf, als wir im Flur stehen. “Am liebsten würden sie die ganze Nacht Geschichten vorgelesen bekommen.” Zedd streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. 

“Ich kann es kaum abwarten, wenn sie lesen können und wir ihnen nicht mehr vorlesen müssen.” Ich schaue zu ihm auf und ein Lächeln breitet sich in meinem Gesicht aus, als  er mich mit seinen dunklen Augen warm ansieht.

“Sky, lass uns noch eins von ihnen machen.” Er zeigt mit dem Daumen ins Zimmer zurück, in dem die Kleinen schlummern. Dann nimmt er mich in die Arme und trägt mich in unser Zimmer.

“Du bist doch verrückt”, kichere ich.

My Enemy and MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt