Hinter der Statue

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Es war merkwürdig, dass wieder große Gruppen durch die Gänge eilten, dass Schülerscharen zum Essen kamen, dass der Gemeinschaftsraum plötzlich wieder voll war.
Überall wurde sich ein frohes neues Jahr gewünscht, Freunde, die sich lange nicht mehr gesehen hatten, fielen sich in die Arme.
Auch Hermine hatte Ginny in eine feste Umarmung gezogen.
Morgen würde die Schule wieder beginnen, und sie hatte ihre Freundin überredet, mit ihr in der Bibliothek ein wenig für kommenden Unterrichtsstoff zu recherchieren.
Theodore hatte sich zu ihnen gesellt, zusammen mit Malfoy und Zabini, die allerdings eher gelangweilt in ein paar Büchern blätterten und nicht so aussahen, als würden sie lernen wollen.
Nein, Hermine hatte eher das Gefühl, dass sie sich strategisch so gesetzt hatten, dass sie eine Gruppe Slytherin-Mädchen aus der Siebten im Augen behalten konnten. Zumindest Zabini zeigte ziemlich deutliches Interesse, aus Malfoys Gesicht konnte sie wieder einmal nichts lesen.
Als Neville Arm und Arm mit Hannah an ihnen vorbei schlenderte, winkte Hermine ihnen lächelnd zu.
„Das gibt es doch nicht“, hörte sie Zabini leise sagen, der Ton fast grummelig. „Sogar Longbottom kommt dieses Schuljahr zum Zuge, und wir nicht? Jetzt bin ich richtig frustriert.“
Hermine starrte weiter in ihr Buch, hörte aber Theodore zu ihrer Linken leise lachen, während Ginny zu ihrer Rechten abfällig schnaubte.
„Noch ist nicht aller Tage Abend, Blaise“, sagte Theodore leise. „Und jetzt halt die Klappe, ich versuche zu lesen.“
„Und jetzt halt die Klappe, ich versuche zu lesen“, äffte Zabini ihn nach, woraufhin aber nicht nur Malfoy, sondern auch Theodore selbst leise lachten.
„Hey Leute!“
Hermine sah überrascht auf.
„Hey Luna“, flüsterte Ginny, um nicht den Zorn von Madam Pince auf sich zu ziehen. „Wie waren deine Ferien?“
„Großartig!“ Luna strahlte. „Ich war in den Ferien auf einem Kongress für besondere magische Tierwesen und Pflanzen, zusammen mit Rolf Scamander.“
„Das ist toll, Luna“, sagte Hermine. „Ich habe gehört, er arbeitet an einem Buch?“
Leise und begeistert tauschte sie sich einen Moment über Newt Scamanders Enkel aus. Hermine war sich recht sicher, dass Rolfs Buch mit großer Wahrscheinlichkeit ein ebenso wichtiges Werk werden würde wie das seines Großvaters.
Als Luna gegangen war, stand auch Zabini auf und ging zu den Slytherin-Mädchen hinüber, zu denen er bereits die ganze Zeit geschaut hatte.
Zufällig fiel ihr Blick auf Malfoy, der sofort seine Augen aus dem Buch hob, in dem er gelesen hatte, und sie war sich sicher, dass er ihren Blick sofort bemerkt hatte.
Er sah sie undeutbar an, nur seine Augenbrauen rutschten auf merkwürdig spöttische Weise hoch, und sie konnte sich einfach keinen Reim darauf machen, warum.






„Rolf Scamander?“
Hermine sah überrascht auf.
Ginny hatte irgendwann keine Lust mehr gehabt, zu lernen, und als Theodore und Malfoy zu Zabini und den Mädchen aus ihrem Haus hinüber geschlendert waren, war auch sie aufgestanden und durch die Reihen in der Bibliothek gegangen, um sich ein wenig Lektüre herauszusuchen, die sie mit auf ihr Zimmer nehmen wollte.
„Was?“, fragte sie Malfoy, der plötzlich neben ihr aufgetaucht war und sich überraschend dicht neben sie gestellt hatte.
„Was finden du und Lovegood an Typen wie diesem Scamander?“
Hermine warf einen raschen Blick über ihre Schulter.
Zabini und Theodore standen immer noch bei den Slytherin-Mädchen, daher erschloss sich ihr nicht ganz, warum Malfoy zu ihr gekommen war.
„Ich weiß nicht, was du meinst“, sagte Hermine ehrlich, denn tatsächlich verstand sie nicht, worauf er hinauswollte.
Er verdrehte die Augen.
„Granger, es war mehr als eindeutig, dass Lovegood ziemlich von diesem Scamander geschwärmt hat, aber über ihren Geschmack wundere ich mich nicht, der ist in allen Belangen sowieso fragwürdig. Sie war sogar mit Longbottom zusammen. Aber was interessiert dich an dem Typen, diesem Scamander?“
„Malfoy“, begann sie möglichst geduldig, denn das Gespräch begann ihr jetzt schon auf die Nerven zu gehen. „Erstens bin ich mir sicher, dass Lunas Interesse rein wissenschaftlicher Natur ist und-“
„Na sicher, Granger. Es war eindeutig, sie steht auf den Typen.“
„Wie auch immer“, fuhr Hermine fort. „Ich kann nicht für Luna sprechen, aber ich für meinen Teil finde Rolfs Forschungsarbeiten wahnsinnig spannend, mehr nicht. Er muss unfassbar intelligent sein. Und zu Neville... Du solltest nicht so abfällig über ihn reden, er ist ein großartiger junger Mann.“
„Ich rede nicht abfällig“, entgegnete Malfoy und lehnte sich direkt vor ihr ans Bücherregal.
„Du sprichst ihm ab, dass sich jemand für ihn interessieren könnte“, tadelte Hermine. „Und das Recht hast du nicht. Neville ist ein wundervoller Mensch. Er ist ehrlich, er ist intelligent, er ist strebsam und hat ein gutes Herz.“
Kurz sah sie eine Emotion in seinen Augen, die sie nicht greifen konnte, aber schon im nächsten Moment war es verschwunden und er blickte undurchschaubar wie sonst auch.
„Strebsam und intelligent gefällt dir? Das gebe ich Theodore weiter, er wird sich freuen.“
Er behielt sie aufmerksam im Blick, während er das sagte.
Sie verdrehte sie Augen.
„Malfoy, ich weiß echt nicht, was der Quatsch soll. Ich mag Theodore, ich kann gut mit ihm lernen, mehr auch nicht.“
Sein Blick huschte rasch an ihr hinab und dann wieder hinauf zu ihren Augen.
Und in der nächsten Sekunde stieß er sich vom Bücherregal ab, ließ sie einfach stehen, und als sie ihm mit Blicken folgte, stellte sie fest, dass er zu seinen beiden Freunden und den Mädchen aus seinem Haus zurück ging.
Und sie konnte nicht verhindern, dass sie leicht die Stirn runzelte, als er sich nun ebenso dicht neben eins der Slytherin-Mädchen stellte, wie er es eben bei ihr getan hatte, und sie mit einem überraschend einnehmenden Lächeln in ein Gespräch verwickelte.










What if... (Dramione) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt