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(Aylins Sicht)

Donnerstag: 13.01.2022, 19:06

Erschöpft blicke ich auf mein Handy, endlich Feierabend, fährt es mir durch den Kopf. Eilig renne ich in den Mitarbeiterbereich und nehme meine Sachen aus dem Spint. Raphael möchte mich heute abholen und etwas unternehmen. Hibbelig von der Vorfreude verlasse ich die Tankstelle und bleibe am Eingang stehen. "Kleines, ich bin in ein paar Minuten da. Im Studio hat es etwas länger gedauert." Lese ich Raphas Nachricht und grinse. Ich habe ihn seit über einer Woche nicht mehr gesehen und es fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Summend krame ich nach meinen Kopfhörer, um die Zeit totzuschlagen, als ich plötzlich von einer Hand an meinem Arm aus meinen Gedanken gerissen werde. "Baby", kommt es flüsternd von rechts und ich halte inne. „Was willst du hier?", fahre ich ihn genervt an. "Aylin... Baby", seufzt er, "Bitte sei nicht so. Ich habe seit wir in Stuttgart waren versucht an dich ranzukommen!" jammert Emir, doch ich verdrehe nur die Augen. "Was willst du von mir Emir?" immer noch genervt drehe ich mich zu meinem Ex-Verlobten und hebe fragend eine Augenbraue. Mit verschränkten Armen sehe ihn abwertend an und warte darauf das er sagt, was er hier zu suchen hat und dann so schnell wie möglich verschwindet. "Warum bist du nach unserer Nacht verschwunden?", aufgewühlt fährt er sich durch die Haare, doch ich schweige.

"AYLIN! REDE ENDLICH MIT MIR!" platzt es nun aus ihm heraus und seine Hand greift nach meiner. Genervt versuche ich mich aus seinem Griff zu befreien, doch er lässt nicht locker. "Emir! Lass los!", fluche ich ihn an, doch er reagiert nicht. "AYLIN!", brüllt er mich erneut an und ich stocke, "jetzt reicht es mit deinem verhalten. Erst ziehst du einfach so aus, dann schläfts du wieder mit mir und jetzt kann ich dich, seit über einem Monat nicht erreichen!" Emir wird immer wütender, doch ich antworte ihm nicht. "AYLIN!" aggressiv verstärkt er seinen Griff und ich verziehe schmerzerfüllt mein Gesicht. "Emir, lass mich los", zische ich ihn an doch es passiert nichts. "Erst redest du mit mir. Vorher gehst du nirgendswo hin", seine Augen verdunkeln sich vor Wut, was mich etwas zurück Weichen lässt. "Was willst du von mir hören?" gebe ich letztendlich nach. "Ich will wissen, warum du dich so verhältst. Ich dachte nach unserer gemeinsamen Nacht", beginnt er, doch ich falle ihm sofort ins Wort. "Die Nacht hat mir nichts bedeutet", gleichgültig blicke ich ihm in seine Augen. Geschockt reißt er seine auf, "was meinst du damit, sie hat dir nichts bedeutet?" "Genau das, was es heißt. Du hast mich in einem schwachen Moment erwischt. Es wird aber nie wieder wie vorher. Du hast mich betrogen Emir und ich werde dir nie wieder vertrauen können. Ich habe gesehen das du immer noch mit ihr in Kontakt stehst. Woher soll ich wissen, dass es nicht nochmal passiert?" antworte ich ihm mit ruhiger Stimme. Doch er wird nur noch wütender, "was fällt dir ein mich so auszunutzen!" "Du hast mich ausgenutzt!", kommt es nun schreiend von mir und ich schaue ihn verärgert an. "Du hast mich belogen, betrogen und ausgenutzt. Hätte dir unsere Beziehung was bedeutet, dann hättest du nicht so gehandelt und jetzt ist es zu spät Emir!" Entgeistert reist er seine Augen auf, doch in der nächsten Sekunde fängt er sich wieder. Seine Wut breitet sich in ihm weiter aus und er kommt mir immer näher. "Du tust mir weh", funkele ich ihn an, doch er hört nicht auf und verstärkt seinen Griff immer mehr. Schmerzerfüllt zische ich auf und mein Körper beginnt zu zittern, er würde mir doch nichts antun? Völlig überfordert und verängstigt weiche ich immer weiter zurück, doch Emir lässt sich von meiner Reaktion nicht einbringen und wird immer aggressiver.

"Nimm deine Hände von Ihr!" geschockt reiße ich meinen Kopf zur Seite. "Ich habe gesagt, NIMM DEINE HÄNDE VON IHR!" brüllend kommt Raphael auf uns zu gelaufen. Genauso geschockt wie ich, blickt Emir zu ihm. Für einen kurzen Moment lockert er seinen Griff, fasst sich aber sofort wieder. "Aylin!", wütend zieht mich Emir zu sich. "Denk gar nicht erst daran, dich zu ihm zu stellen." "Du hast mir nichts vorzuschreiben." Genauso aggressiv zische ich zurück. "Ich sage es nicht noch einmal", wütend funkelt Raphael ihn an, "nimm deine Hände von ihr." "Sonst was?", provozierend zieht er mich noch näher an ihn ran. Seinen Griff verstärkt er um mein Handgelenk, was mich schmerzerfüllt aufatmen lässt. "Emir, du tust mir weh." "Hast du sie nicht gehört? Sie sagt das du ihr wehtust und ich kann das leider so nicht hinnehmen." Bedrohlich kommt Raphael einen Schritt auf ihn zu. Wut spiegelt sich in seinen Augen, vermischt mit Besorgnis. Ich führe meine freie Hand an seine Brust und stoppe ihn somit, noch weitere Schritte auf Emir zuzumachen. Kurz lässt er seinen Blick über mich fahren, bevor er wieder zu Emir schaut. Langsam legt er seine Hand auf meine, welche auf seiner Brust verharrt. Vorsichtig, als würde er mich verletzten, streicht er sanft drüber. "Kleines, geht es dir gut?" zögerlich nicke ich, zische aber sofort wieder auf, als Emir mich wieder zu ihm zieht. "Aylin Baby, komm mit mir mit. Lass uns reden." Mahnend funkelt mein Ex-Verlobter mich an. "Nein Emir. Ich komme nicht mit dir mit und jetzt lass mich endlich los." Verdutzt von meiner schroffen Art, weicht Emir einen Schritt zurück und lockert somit seine Hand um mein Handgelenk. Sofort reagiere ich und entziehe mich aus seinem Griff. Wie aufs Stichwort, legt Raphael seinen Arm um meine Schulter und zieht mich beschützerrisch an sich ran. Aggressiv funkelt Emir uns an, "das wird noch ein Nachspiel haben. Das verspreche ich dir!" und mit diesen Worten macht er auf Absatz kehrt und verlässt das Gelände.

Einige Minuten verharren ich in Raphaels Armen und lasse das Geschehene über mich ergehen. "Ich weiß, wir wollten heute eigentlich was unternehmen. Aber ich denke es wäre besser, wenn wir zu mir gehen?" kommt es zögerlich von Rapha. Leicht nicke ich, lasse aber meinen Blick auf den Boden gerichtet. "Kleines", flüstert er mir ins Ohr und eine Gänsehaut breitet sich aus, "Schau mich an." Wie versteinert verharrt mein Blick auf dem Boden und ich spüre, wie er seine Finger an mein Kinn legt. Vorsichtig hebt er meinen Kopf und meine Augen treffen auf seine honigbraunen Augen. Mitgefühl und Besorgnis spiegelt sich in seinem Blick wider. "Ich bin da", vorsichtig streichelt er mir über die Wange. Langsam löse ich mich aus meiner starre und nicke, "Ja...lass uns gehen." Als hätte er nur auf meine Zustimmung gewartet, greift er vorsichtig nach meiner Hand und verschränkt seine Finger mit meinen und führt mich zu seinem Wagen.

Donnerstag: 13.01.2022, 20:13

Erschöpft von den ganzen Ereignissen streife ich meine Schuhe ab und hänge meine Jacke auf seine Garderobe. "Tee?" ruft Raphael aus der Küche. "Ja, mit Honig bitte!" antworte ich ihm und folge ihm in die Küche. Dankend nehme ich die Tasse und trinke einen kleinen Schluck von dem dampfenden Tee. Genießerisch schließe ich meine Augen, während die heiße Flüssigkeit meinen Körper erwärmt. Raphaels Hand auf meinem Rücken bringt mich wieder zurück. "Wollen wir es uns mit einer Decke auf der Terrasse bequem machen?", mit einem warmen Lächeln sieht er mich auffordernd an. "Können wir uns dann die Sterne anschauen?", frage ich hin mit leuchtenden Augen. "Wir können alles machen, was dein Herz begehrt." Freudig wie ein kleines Kind, renne ich ins Wohnzimmer, schnappe mir seine Kuschel Decke und steuere die Terrasse an. Draußen angekommen lasse ich mich in seinen großen Liegestuhl fallen. Nach einigen Sekunden leistet er mir Gesellschaft und nimmt neben mir unter der Decke Platz. Ich kichere und kuschle mich an seine Seite, „Hast du mich vermisst?" „Immer. Ich vermisse dich sogar, wenn ich schlafe. Ist das seltsam?" verlegen richtet sich sein Blick auf mich. „Ich finde das ist gar nicht seltsam. Ich vermisse dich auch." Er lächelt und zieht mich näher an sich heran. Tief atme ich seinen Duft ein und seufze. „Geht es dir besser kleine?" besorgt schaut er mir in die Augen und ich nicke leicht. „Ja, mir geht es immer besser, wenn du da bist." Sein grinsen wird größer und ein Funkeln erscheint in seinen Augen. „Kleines..." setzt Raphael erneut zum Sprechen an, bricht aber seinen Satz wieder ab. „Ja?" Fragend drehe ich meinen Kopf zu ihm und warte darauf, dass er weiterspricht. „Ach egal", seufzt er, „heute war schon aufwühlend genug für dich. Wir können auch wann anders darüber sprechen." „Es geht um Emir, habe ich recht?" falle ich ihm ins Wort und Raphael stockt. Zögerlich nickt er, „Ja, es geht um ihn. Aber ich möchte dir keine Vorwürfe machen. Ich wollte nur", redet er los. Mit meinen Lippen auf seinen bringe ich ihn zum Schweigen. Kurz stockt er, küsst mich aber sofort zurück. Nach einigen Sekunden lösen wir uns wieder voneinander. Mit geschlossenen Augen lehne ich meine Stirn an seine.

„Ich war Verlobt", lasse ich die Bombe platzen. Leicht geschockt weicht er zurück und sieht er mich verwirrt und besorgt an. „Aber es hat kein gutes Ende genommen." Bedrückt schaue ich auf den Boden. „Ich wurde betrogen, um es kurz zu machen und ich glaube nicht, dass es nur einmalig war." Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich versuche, sie schnell weg zu blinzeln. Raphael verzieht sein Gesicht, „Tut mir leid. Das war bestimmt schwer." Zustimmend nicke ich, „Ich habe es durch Zufall herausgefunden und als ich ihn darauf angesprochen habe, hat er es, ohne mit der Wimper zu zucken zugegeben. Also ja, es hat sehr wehgetan und seitdem habe ich mit Vertrauensproblemen zu kämpfen." Schnell wischt er mir eine weitere Träne von der Wange. Raphaels Blick wird noch weicher und mitfühlender. „Schau mich nicht so an. Ich weine nicht wegen ihm. Ich weine, weil ich so dumm gewesen bin, dass ich die ganzen Anzeichen nicht früher bemerkt habe. Ich bin so sauer auf mich!" Frustriert fahre ich mir durch die Haare. Raphael greift nach meinen Händen und legt sie in seinen Schoß. Eindringlich schaut er mir in meine Augen. „Vertraust du mir?" Tief atme ich ein und nicke leicht. Ein Grinsen schleicht sich auf seine Lippen und er drückt ermutigend meine Hände. „Danke. Und auch danke dafür, dass du mit mir darüber gesprochen hast." Mit einem leichten Lächeln rutsche ich näher an ihn ran und lege meinen Kopf auf seine Schulter ab. Stumm betrachten wir die Sterne und ich merke wir meine Augenlieder immer schwerer werden. „Schlaf etwas Kleines, ich bin da." Kommt es flüstern von ihm. Seufzend kuschele ich mich tiefer an seine Seite und er legt seine Arme um mich. Langsam schließe ich meine Augen und schlafe mit seiner summenden Stimme im Ohr ein.

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Zwei Fremde (Raf camora FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt