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(Aylins Sicht)

Samstag: 11.12.2021, 18:34

Gemütlich sitze ich auf dem Sofa und lese mir seit langen wieder ein Buch durch. Leise kichere ich wegen einer Liebesszene als es an der Tür klingelt. Verwirrt schlendere ich zur ihr und öffne diese. Maxwell sprintet die Treppe zu mir nach oben und grinst mich an. "Haben wir ein Treffen ausgemacht?", frage ich ihn verpeilt und mache ihm Platz reinzukommen. "Ich entführe dich heute", lacht er und zieht seine Schuhe aus. "Wie? Wohin?", irritiert blicke ich ihn an und werde von Maxwell ins Schlafzimmer gezogen. "Wir lenken dich ab", hilft er mir auf die Sprünge und bedient sich an meinem Kleiderschrank. "Und mit was?", frage ich ihn wieder und ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. "Wir gehen in die Bar." Er zieht paar Kleider aus meinem Schrank aber hängt sie wieder auf, bis er ein eleganten Jumpsuit in den Händen hält. "Anziehen sofort", kommandiert er mich und wirft mir den Jumpsuit zu. Seufzend stehe ich auf und ziehe mich im Bad um. Maxwell wartet gespannt vor dem Bad und betrachtet begeistert seine Auswahl. "Perfekt", beschreibt er mein Outfit und ich schmunzle. "Gib mir noch eine Sekunde", gebe ich ihm bescheid. Maxwell nickt und verschwindet in Naomis Zimmer, während ich mich schminke. "Wo ist Nao?", ruft er und ich höre das Bett quietschen. "Sie ist auf der Arbeit", antworte ich ihm und tusche meine Wimpern. Er seufzt laut und ich kichere leise. Nach wenigen Minuten war ich fertig und laufe in Naomis Zimmer. Maxwell kuschelt auf dem Bett mit Naomis Teddybär. "Gehen wir?", frage ich ihn und er öffnet langsam seine Augen. "Oh..Eh...Klar", stottert er und steht mit roten Wangen auf. Zusammen verlassen wir die Wohnung und steigen in sein Auto ein.

"Hat sich jemand verliebt?", necke ich ihn und schaue zu wie er das Auto in Bewegung setzt. "Ich? Niemals", lacht er nervös und schüttelt sein Kopf. Unglaubwürdig lehne ich mich tiefer in den Sitz und betrachte die Gegend aus dem Fenster. Ich verfalle in Gedanken an Emir und nehme es gar nicht war als Maxwell neben der Bar parkt. "Aussteigen Madame", befiehlt er mir und ich steige aus. Die kalte Luft stößt mir gegen mein Gesicht und ich laufe schon mal zur Bar vor. Maxwell folgt mir und gemeinsam betreten wir den Schuppen.

Innen angekommen läuft Maxwell schon voraus und ruft mich mit einer Handbewegung zu ihm. Lächelnd setze ich mich neben ihn auf den Barhocker und lasse mein Blick durch den Raum schweifen. "Zwei Vodka Shots", bestellt Maxwell und gibt ihm einen Fünfer Schein. Der Barkeeper reicht uns die Shots und Maxwell exet es runter. Gespannt warte ich auf seine Reaktion, aber er verzieht nicht mal sein Gesicht. Augenverdrehend trinke ich den Shot in einen Zug aus und fange an meins zu verziehen. Er lacht mich aus und bestellt mit einer Handbewegung die nächste Runde. "Arschloch", murmele ich und schlage auf seinen Oberarm. Er lacht nur noch lauter und ich sehe ihn finster an. "Also schau mal Aylinchen Bienchen. Ich bin heute dein Wingman und lenke dich ab", erklärt er mir sein Plan und reicht mir den nächsten Shot. "Du suchst mir also einen Typen?", schraube ich weiter das Thema an. "Oder ein One-Night-Stand" grinst er und ich schüttele lachend den Kopf. "Ich bin gleich wieder da", er ext schnell seinen Shot und verschwindet einer Frau hinterher.

Ich zucke mein Handy raus und schieße so lange ein paar Selfies. Maxwell läuft wieder auf mich zu und ich strecke ihm mein Handy entgegen. "Welches Bild ist am schönsten?", frage ich ihn und er wischt interessiert auf meinem Handy rum. "Dieses hier", er tippt auf ein Bild und ich poste es in meiner Story. "Du hast noch nicht getrunken", Maxwell hebt eine Augenbraue in die Höhe und deutet auf meinen Shot. Ich zucke mit den Schultern und er schiebt den Shot näher zu mir. "Na los", fordert er mich auf und ergeben exe ich den Vodka. Zufrieden nickt er und bestellt die nächste Runde. "Du machst mich fertig", seufze ich und greife nach dem dritten Shot. "Runter damit", grinst er und trinkt ihn in einem Zug aus. Verzweifelt blicke ich das Glas in meiner Hand an. Wenn das so weiter geht, bin ich schneller weg vom Tisch noch bevor der Abend erst richtig angefangen hat. Langsam führe ich das Glas an meinen Mund und sammeln noch kurz meinen Mut zusammen, als Maxwell mir schon zuvorkommt und mit einer schnellen Handbewegung mein Glas anhebt. Sofort spüre ich wie die Flüssigkeit meine Kehle runter läuft. Eilig schlucke ich den Vodka runter und schenke ihm einen Todesblick. Unschuldig hebt er seine Hände, "So langsam wie du bist, muss man eben nachhelfen. Sonst wird das heute nix. Du musst deine Hemmungen fallen lassen." Etwas eingeknickt sacke ich in meinen Stuhl. Eigentlich hat er ja recht. Allein würde ich mich bestimmt nicht trauen jemand fremdes anzusprechen. "Noch eine Runde", schreie ich nun festentschlossen zum Barkeeper und sehe nur ein zufriedenes Nicken von meinem Begleiter.

(Raphaels Sicht)

Samstag: 11.12.2021, 21:42

Schnell gebe ich meine Jacke an der Garderobe ab und eile durch das getummelt an einen leeren Tisch. Mit meiner Cap ins Gesicht gezogen lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Nach einigen Sekunden bleibt er an einer Person an der Bar hängen. Lachend wirft Aylin ihren Kopf in den Nacken. Kurz verweile ich mit meinen Augen auf ihr, bis ich ihn genervt wieder abwende. Was mache ich hier eigentlich. Bin ich wirklich, gleich nachdem ich Aylins Instagram Post gesehen habe, hergefahren? Verwirrt schüttele ich meinen Kopf. Bin ich erleichtert, dass sie nicht allein ist. Sie hatte niemanden verlinkt und der Gedanke sie allein in einer Bar zu lassen hatte mich verrückt gemacht, aber sie jetzt wieder so innig mit Maxwell zu sehen bringt meinen Puls wieder zu Rasen. Seufzend fahre ich mir über mein Gesicht und winke den Kellner rüber. "Einen doppelten", nicke ich ihm zu und er verschwindet wieder zur Bar. Ohne werde ich das heute Abend nicht überleben.

Genüsslich nehme ich einen großen Schluck aus meinem Glas, als ich erneut von lautem Gelächter unterbrochen werde. Ich richte meinen Blick wieder zur Bar. Maxwell steht mit einem großen Herzen in der Hand neben Aylin und hält dies grinsend in die Luft. Lachend schüttelt sie ihren Kopf. "Das wirst du nicht", ermahnt sie ihn. Gut, dass ich mir einen Platz gesucht habe, an dem ich sie hören kann. Nickend lacht er, "Denk ja nicht, dass du so leicht davonkommst. Ich habe dir heute mein Versprechen gegeben und ich werde es halten", damit führt er das große Papierherz an ihre Brust und klebt es ihr auf. "TADAAA", schreit er Lauthals und beide lachen. Ich kneife meine Augen zusammen, um lesen zu können, was auf dem Herz geschrieben steht. 'Single Women zu haben'. Genervt schüttele ich den Kopf. Und was ist jetzt so lustig an der ganzen Sache? Ein Knurren entweicht mir und ich nehme erneut einen großen Schluck von meinem Getränk. Seit Tagen versuche ich mit ihr zu sprechen und ihr die Kette zurückzugeben, welche ich damals auf der Party gefunden habe, nachdem sie ging. Aber dann war sie in Stuttgart und seitdem waren wir nicht einmal allein, außer in der Nacht, in welcher sie an mir gekuschelt schlief. Ein Schmunzeln entweicht mir, wenn ich an den Abend denke. 

Plötzlich läuft Maxwell grinsend in meine Richtung und ich drehe mich nervös weg. Hoffentlich hat er mich nicht entdeckt. Das würde jetzt komisch aussehen, wenn ich zufälligerweise am gleichen Abend in der gleichen Bar wäre. Ich ziehe weiter meine Cape nach unten und setzte zusätzlich meine Kapuze auf. Mit einem gesenkten Kopf schaue ich auf mein Glas. Eine Weile vergeht und ich spüre plötzlich ein Schlag auf meinem Rücken. Kurz schrecke ich auf, fasse mir aber danach an den Rücken. Klebt da was? Ich versuche nach dem Zettel zu greifen und ziehe ihn hervor. '0176/3******* - Call me, Aylin' steht auf dem roten Herzförmigen Post-it geschrieben. Das darf doch jetzt nicht wahr sein. Schnell suche ich ihn in der Menge. Maxwell stolziert weiter freudig durch die Bar und klebt jedem normal aussehendem Mann auch einen auf den Rücken. Ich knurre laut auf, was haben sie sich dabei nur gedacht. Leichtsinnig ihre Nummer einfach an fremde weiter zu reichen. Verärgert zerknülle ich den Zettel in meiner Hand, was ich aber sofort bereue. Das wäre die Gelegenheit ihre Nummer einzuspeichern, fährt es mir durch den Kopf. Hin und Her gerissen stopfe ich schließlich den Zettel in meine Hosentasche, trinke mein Glas in einem Zuge aus und laufe wieder zum Ausgang. Wer weiß wie lange ich mich noch zurückhalten kann. Und mit diesen Worten steige ich in meinen Wagen und fahre wieder nachhause. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich daheim geblieben wäre.

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Zwei Fremde (Raf camora FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt