ᗪIᗴ ᖴᗩᗰIᒪIᗴ
[Shay Avyers]
»Wohin gehen wir?«, fragte Shay, während sie Nathan durch das Loch in der Mauer folgte. Aufgrund der vielen Mutationen, welche zeitgleich mit dem Erwachen der Superkräfte eingesetzt hatten, hatte man beschlossen, Mauern zu ziehen, um die Bevölkerung zu schützen. Glücklicherweise waren die meisten Monster nachtaktiv und ließen sich von Licht blenden, aber manchmal brauchte es nur eine Kreatur, um eine Katastrophe auszulösen.
»Das wirst du gleich sehen«, erwiderte Nathan und reichte ihr die Hand. Für einen Moment zögerte sie, doch dann nahm sie die Hilfe dankend an. Ihr Gegenüber lächelte charmant, als ihre Füße auf dem kaputten Gras landeten. Einige Meter von ihnen entfernt, begann der Wald. Kahle Äste streckten sich ihnen entgegen wie knochige Hände. Dahinter erkannte Shay die ersten Ansätze von Grün. Das war nicht das erste Mal, dass sie sich in den Wald begab. Schließlich lag Helios Hauptquartier in einer verlassenen Miene außerhalb von Naven. Sie hatte sich alleine durch den Wald schlagen müssen, um zum Totenviertel zu gelangen. Allerdings gingen sie nicht in die Richtung, in der Helios lag. Dafür mussten sie weiter nördlich.
»Warum tust du so geheimnisvoll? Ich dachte, wir stehen jetzt auf derselben Seite?« Die Silbermähne verschränkte die Arme, während Nathan den Ausgang hinter ihnen versteckte. Zwar gab es im Totenviertel keine Heldenpatrouillen, aber Vorsicht war besser als Nachsicht. Nicht, dass das Zumauern eines Lochs Helios' Alpha aufhalten könnte.
»Sind wir auch, aber ich glaube, es gibt keine Worte, um zu beschreiben, was ich dir gleich zeigen möchte.« Nathan warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. Dann reichte er ihr den Arm. Zweifelnd blickte sie ihn an. Dachte er tatsächlich, sie würde sich bei ihm einhaken? »Dann nicht.« Er senkte den Arm wieder.
Fassungslos schüttelte sie den Kopf. Anschließend folgte sie ihm in den Wald. Das Gras knirschte unter ihren Füßen und der kühle Wind jagte ihr eine Gänsehaut über den Körper. Sofort schob sie den Reißverschluss ihrer Jacke nach oben. Das war besser. Zufrieden vergrub sie ihre Hände in ihren Jackentaschen. Die Nacht war längst verstrichen, sodass die Sonne am Horizont den Himmel rot färbte. Hoffentlich würden sie in keine Unannehmlichkeiten stolpern.
Nathan führte sie tiefer in den Wald. Die Mauer verschwand schnell hinter den vielen Baumstämmen. Selbst die Stadtgeräusche wurden durch unheimliche Stille ersetzt. Lediglich vereinzeltes Zwitschern und das Rascheln der Blätter war zu vernehmen. Außerhalb von Naven schien die Natur gänzlich unberührt. Zwar gab es in wohlhabenderen Vierteln ganze Pärke und Gewächshäuser, aber das waren Pflanzen, die von Menschenhand aufgezogen wurden. Trotzdem war beides schön anzusehen.
Nach gefühlten Ewigkeiten stoppte Nathan so plötzlich, dass sie fast in ihn hineingelaufen wären. Er nickte in Richtung einer kleinen Lichtung. Dort fand sich ein unterirdischer Bau, der auf den ersten Blick sehr natürlich wirkte. Direkt vor dem Eingang schlummerte ein katzenartiges Ungeheuer mit einem monströsen Echsenschwanz. Seltsamerweise schien das Ungetüm auch Kiemen zu besitzen. Das Fell war grünlich mit braunen Akzenten und aus der Nase pfiff sein Atem. Manchmal war es schwer vorstellbar, dass dieselben Superkraft-Symbioten, die dieses Monstrum erschaffen hatten, in ihr lebten.
»Wir müssen da hin«, flüsterte Nathan. »Willst du das Monster haben?«
»Zum Streicheln, oder was?« Sie runzelte die Stirn. Leider war es nicht ungewöhnlich, dass Monster dort ruhten, wo es vielversprechende Gerüche gab. Wenn dies der Eingang zu Nathans Versteck war, dann musste es hier nach Mensch stinken. Mit anderen Worten, das Teil würde sie auffuttern, sobald es sie bemerkte.
Alpha stieß einen belustigten Laut aus, dann aktivierte er seine Superkraft. Der Wechsel auf seinem Gesicht war beängstigend. Pure Blutlust schimmerte in seinen Augen, während ein Bär das Monster attackierte. Wie zu erwarten, spürte das Ungetüm die Erschütterung des Bodens, sodass es rechtzeitig aufwachte, um dem Hieb zu entgehen. Ein dunkles Knurren wie aus den Tiefen der Hölle ertönte. Starke Klauen bohrten sich in den Untergrund, verrieten nur einen Bruchteil der Kraft, welche sich hinter ihnen verbarg.
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PROJEKT ÄON
Action»𝐷𝑖𝑒 𝑆𝑐ℎ𝑢𝑟𝑘𝑒𝑛𝑝𝑟𝑖𝑛𝑧𝑒𝑠𝑠𝑖𝑛 𝑖𝑠𝑡 𝑏𝑒𝑟𝑒𝑖𝑡 𝑓𝑢̈𝑟 𝑖ℎ𝑟𝑒 𝐾𝑟𝑜̈𝑛𝑢𝑛𝑔.« Auf Shays Schultern lasten hohe Erwartungen. Als Tochter des gefürchtetsten Schurken Navens muss sie sich in der Welt der Verbrecher durchsetzen. Aber...