TᕼᖇOᑎSᗩᗩᒪ
[Shay Avyers]
Shay stand in einem leeren Raum. Vorausgesetzt es handelte sich überhaupt um einen Raum. Es gab keine Wände. Oder irgendwas, an dem man sich orientieren könnte. Weit und breit keine Menschenseele. Alles war weiß. Endlos und doch irgendwie beengend. Selbst der Untergrund, auf dem sie stand, schien nicht zu existieren. Sie könnte genauso gut fliegen. Eine Antwort gab es nicht.
Vorsichtig setzte sie einen Schritt nach vorne. Ein Teil von ihr erwartete zu fallen. Irgendwo in diesem endlosen Nichts zu verschwinden, falls sie nicht längst verschollen war. Es fühlte sich anders an, als bei der ersten Übernahme ihres Vaters. Sie besaß keine Schmerzen. Andererseits hatte sie sich gänzlich von der physischen Welt getrennt. War das ihr Unterbewusstsein? Dem musste so sein. Wo sollte sie sich sonst befinden?
Shay wirbelte herum. Nicht, dass es irgendwas zu sehen gab, aber sie tat es trotzdem. Irgendwie war es beleidigend. Wie konnte das ihr Kopf sein? Zugegeben, ihr Verstand war nicht der Gesündeste, aber keinesfalls war er so leer und eintönig, wie diese Szenerie ihr weiß machen wollte. Sie war einundzwanzig. Sie hatte viel erlebt. Mehr als Andere jemals erleben würden. Also warum herrschte tote Hose?
Oder hatte sie verloren?
Shay spürte einen Kloß in ihrem Hals. Hatte Eroth ihren Körper übernommen? Aber wie konnte das sein? Beim letzten Mal war sie gebrochen, trotzdem war der Prozess chaotisch gewesen - um es freundlich auszudrücken. Also wie könnte sie einfach versagt haben? Sie musste einen Weg aus dieser Ebene finden und ihren Vater konfrontieren.
Im selben Moment wie sie diesen Gedanken fasste, bildete sich ein schwarzer Nebel. Er formte die Gestalt eines Mannes. Schließlich erschien Eroth. Sofort ging Shay auf Abstand. Wenn sie an den vergangenen Wutausbruch ihres Vaters dachte, bestand die Wahrscheinlichkeit, dass sie einfach auf die Fresse bekam. War es ihr in diesem Zustand überhaupt möglich Schmerzen zu empfinden?Aber der Finsterkönig griff nicht an. Stattdessen schien er genauso verwirrt von der Umgebung, in der er sich befand.
»Was hast du getan?«, knurrte Eroth. Mit der rechten Hand wischte er sich die Haare aus dem Gesicht. Er stand noch immer leicht gekrümmt, wenngleich sein inneres Monster unsichtbar blieb.
Shay begriff innerhalb einer Millisekunde. Sofort begann sie zu grinsen. Sie hatte nicht verloren. Gegenteil war der Fall. »Sieht so aus, als hätte ich gelogen.«
Eroth riss seinen Kopf in ihre Richtung. Missbilligend knirschte er mit den Zähnen. Er wirkte wie eine Raubkatze, die sich jeden Moment auf ihre Beute stürzte. »Damit ist unser Deal geplatzt. Ich werde jeden einzelnen deiner sogenannten Freunde töten.«
»Dafür musst du erstmal an mir vorbei. Ich bezweifle, dass du jetzt noch zurück kannst. Keine Chance, dass dich die Anderen nicht getötet haben.«
Für einen Moment starrte der Finsterkönig sie nur an. Shay wusste, dass sie recht hatte. Seine Reaktion bewies es. Für ihn gab es kein Zurück mehr. Entweder er übernahm ihren Körper oder er verschwand. Vorzugsweise geschah das Zweite. »Denkst du wirklich, du könntest mich aufhalten?«
Die Silbermähne stieß ein Lachen aus. »Was denkst du, was ich hier gerade tue? Ziemlich erfolgreich sogar. Mein Verstand ist komplett von diesem Bereich abgeschirmt. Zumindest glaube ich, dass es so ist. Eine andere Erklärung habe ich für diesen Ort nicht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wenigstens kannst du nicht länger meinen Kopf infiltrieren.«
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PROJEKT ÄON
Akcja»𝐷𝑖𝑒 𝑆𝑐ℎ𝑢𝑟𝑘𝑒𝑛𝑝𝑟𝑖𝑛𝑧𝑒𝑠𝑠𝑖𝑛 𝑖𝑠𝑡 𝑏𝑒𝑟𝑒𝑖𝑡 𝑓𝑢̈𝑟 𝑖ℎ𝑟𝑒 𝐾𝑟𝑜̈𝑛𝑢𝑛𝑔.« Auf Shays Schultern lasten hohe Erwartungen. Als Tochter des gefürchtetsten Schurken Navens muss sie sich in der Welt der Verbrecher durchsetzen. Aber...