26. Systemfehler - Komische Liebe

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KOᗰISᑕᕼᗴ ᒪIᗴᗷᗴ

[Shay Avyers]

Nach etlichen Stunden des Grübelns löste sich ihre Versammlung um den ovalen Tisch auf. Da es bereits spät war, beschloss Shay in dem Bunker zu schlafen. Tatsächlich lagen hinter der Tür mehr Räume, als sie vermutet hatte. Giselle meinte, sie würde mit den Helden zurück ins Totenviertel kehren, weil sie sich nicht sicher fühlte, ihre Wohnung über Nacht alleine zu lassen, was Shay durchaus verstehen konnte.

Aber all diese Angelegenheiten bewahrten sie nicht davor, von Noir in ein leeres Zimmer gezogen zu werden. Normalerweise war das der Einstieg vieler Pornos. Leider stimmte das für dieses Szenario nicht. Schade. Es wäre ein guter Flex gewesen, Alpha und den Platinrang gefickt zu haben.

»Frauen in ein leeres Zimmer zu ziehen, gehört sich nicht.« Shay drehte sich um. Es war ein kleiner Raum mit Gerümpel und Essensvorräten. Von der Decke baumelte eine Glühbirne, die unangenehm gelbes Licht spendete. Schwungvoll setzte sie sich auf eine der Kisten und kreuzte ihre Beine. Offensichtlich besaß Heldilein Redebedarf. Tatsächlich konnte sie sich vorstellen, was gleich kommen würde, deswegen brauchte sie die Situation nicht ernst zu nehmen. Es gab einfach keinen Grund dazu.

Noir kratzte sich am Hinterkopf. Seine Wangen trugen rote Flecken, so unangenehm war ihm die Situation. Es dauerte einen Moment, bis er den Mund öffnete. »Ich wollte dich nicht bedrängen...«

Die Schurkenprinzessin runzelte die Stirn. Sie hatte viel über Noir und seine Sozialphobie gehört. Normalerweise wäre ihr es egal, solange es nicht unnötige Zeit fraß. Aber in seinem Fall wunderte sie der Kontrast sehr. Schließlich hatte er während der Besprechung normal mit ihnen reden können. Auch im Kampf schien er keine Probleme zu besitzen. Mit anderen Worten, solange es sich um Missionen handelte, verflogen seine Ängste. Nun, vielleicht müsste er erst auftauen. Das kitzelte ihre sadistischen Gelüste. Wie es wohl wäre, so einen mächtigen Mann vor sich knien zu sehen?

Shay winkte ab. »Wenn du mich hättest bedrängen wollen, wären deine Hände längst an meinen Brüsten. So bist du entweder ein notgeiler Versager oder ein kleine Taube, die sich unnötigerweise entschuldigen möchte.«

Noir blinzelte überrascht. »Woher wusstest du das?«

»Dass du ein notgeiler Versager bist?« Amüsiert hob sie die Augenbraue, während sie den Dampf aus Silberfalkes Ohren schießen sah.

»Nein, dass ich mich entschuldigen möchte«, piepte er zurück.

»Achso.« Sie lachte auf. Ihn zu necken, machte noch mehr Spaß, als sie erwartet hatte. »Nun, das war offensichtlich. Ich mein, du hast mich bei unserem Kampf ordentlich zugerichtet.«

Noir presste die Lippen zusammen. Sein Adamsapfel bewegte sich verdächtig. »Deswegen wollte ich mich entschuldigen. Du hast an dem Tag viel gelitten und ich konnte nichts tun, um dir zu helfen. Ich weiß, dass die Umstände zu dem Zeitpunkt nichts anderes zuließen, aber das hat sich jetzt geändert, weswegen es nur gerecht wäre, dich um Verzeihung zu bitten.«

Shay beugte sich nach vorne und musterte den Platinrang von Kopf bis Fuß. Es schien ihm wirklich wichtig zu sein, diese Angelegenheit aus der Welt zu schaffen. »Ich nehme deine Entschuldigung nicht an.«

Ihr Gegenüber zuckte zusammen, als hätte man ihm eine Backpfeife verpasst. So waren Menschen eben. Jeder, der sich entschuldigte, verlangte vom Betroffenem um Vergebung. Aber was, wenn man diese Vergebung nicht einfach gab? Dann würde es unangenehm werden. »Du hast mich schon richtig gehört.«

»D-Dann sag mir, wie ich es wieder gut machen kann.« Noirs Hände ballten sich zu Fäusten. Das meinte er tatsächlich ernst. Wie nervig. Er sollte wirklich lernen, über bestimmten Dingen zu stehen.

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