40. Systemfehler - Die Heldenprinzessin

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ᗪIᗴ ᕼᗴᒪᗪᗴᑎᑭᖇIᑎZᗴSSIᑎ

[Noir Wapina]

Ungefähr vier Monate waren seit der Stürmung Helios vergangen. Das Leben hatte sich weitestgehend normalisiert, wenn nicht sogar verbessert. Dank der Abwesenheit des Finsterkönigs waren die Kriminalitätsraten erheblich gesunken. Zwar gab es als Platinrang immer Arbeit, aber inzwischen besaß er die nötige Zeit, um sich mit seiner Sozialphobie auseinanderzusetzen. Gemeinsam mit Yuria hatte er einen fähigen Therapeuten gefunden. Anfangs war es schwer gewesen. Es war nicht so, als würde er ungern Hilfe bekommen, aber es war ungewohnt. Zumal er die irrationale Angst besaß, der Therapeut könnte sich über ihn lustig machen. Deswegen hatte ihn Yuria während der ersten Sitzungen begleitet. Er würde nicht behaupten, dass er frei von seinen Ängsten war, aber letzte Woche war es ihm gelungen, alleine eine Kugel Eis im Hörnchen zu bestellen. Er war stolz auf seine Fortschritte. Selbst wenn noch einen langer Weg vor ihm lag.

Nachdem Enrico aus dem Krankenhaus entlassen worden war, hatten sie gemeinsam beschlossen, die Wahrheit über Layla zu veröffentlichen. Dank Nathan und Delta besaßen sie genügend Beweise, um Herr Rozah und Joter hinter Gitter zu befördern. Selbstverständlich war es ein gigantischer Skandal gewesen. Es gab Proteste und nicht selten mussten Silberränge erzürnte Menschenmassen unter Kontrolle bringen. Zumal viele Helden Layla den Rücken zukehrten. Im ersten Monat war es heftig gewesen. Die Meisten verlangten, dass Layla seine Aktivitäten einstellte, aber das dies keine Option war, wurde schnell deutlich. Auch ohne den Finsterkönig war Naven kein Paradis. Außerhalb der Mauern lauerten Mutanten und es gab genügend Verbrecher, die nicht mit Helios im Bunde standen.

Letztendlich waren die Unruhen abgeklungen. Mithilfe von Crylin und Delta war es ihnen gelungen, ein neues Layla aufzubauen. Als Platinrang war es verständlich, dass er ab sofort die Leitung übernahm. Fortan würden sie nicht länger verschweigen, was hinter den Türen des Hauptquartiers geschah. Weiterhin verschärften sie die Strafen für abtrünnige Helden. Der Fakt, dass man Noir bei Machtmissbrauch durch Demokratie einfach absetzen könnte, half zusätzlich. Zwar gab es auch nach Monaten immer noch Stimmen, die seine Absetzung forderten, aber es war ihnen gelungen, die Mehrheit zu gewinnen.

Die Offenlegung der Wahrheit war das Schwerste, das Noir durchstehen musste. Sogar schwerer als der Kampf gegen den Finsterkönig. Er schämte sich immer noch, die Korruption nicht früher erkannt zu haben. Umso dankbarer war er für seine Freunde. Crylin, Nathan, Delta, Leononra, Aulus, Enrico und Yuria. Sie alle waren an seiner Seite gewesen, hatten tatkräftig geholfen und Layla von den Nachwirkungen der Parasiten befreit. Zwar stand noch ein weiter Weg vor ihnen, aber allmählich gewannen die Menschen ihr Vertrauen zurück.

Zum ersten Mal traute sich Noir die Nachrichten aktiv zu verfolgen. Die negativen Stimmen waren intensiv gewesen, aber zwischen ihnen gab es Menschen, die er gerettet hatte. Bürger, die ihm sein Leben verdankten und sich jetzt für ihn einsetzten. Es war ein wunderschönes Gefühl. Zuvor war ihm diese Dankbarkeit nie klar gewesen. Obwohl das Heldendasein sein Passion war, so hatte er sich immer nur in die Gefahr gestürzt. Anstellte seine Erfolge zu sehen, hatte er stets nur sein Versagen betrachtet. Er neigte wirklich dazu, den Blick für das Wesentliche zu vergessen.

Inzwischen arbeitete Crylin für Layla. Sie war eine Frau mit beeindruckender Menschenkenntnis, weswegen sie die Arbeit am Empfang perfekt meisterte. Mit schwierigen Reportern und Gästen konnte sie gut umgehen. Zudem war sie ein organisatorisches Genie. Trotz der vielen Mitarbeiter Laylas behielt sie stets den Überblick, konnte Bronzeränge Aufgaben verteilen und Noirs Termine managen. Schnell war klar, Silberfalke würde sie für keine andere Sekretärin eintauschen wollten. Glücklicherweise gefiel Crylin die Arbeit ebenfalls. Vermutlich war es ihre jahrelange Flucht, aber der Umgang mit Menschen ließ sie erblühen. Selbstverständlich hatte Noir dafür gesorgt, dass sie ein anständiges Gehalt bekam. Zudem beschloss er, ihre Therapiekosten aus eigener Tasche zu zahlen. Nicht, dass es irgendjemand verlangt hätte, aber Noir besaß das Geld und es war einfach das Richtige. Sie hatte bereits genug durchgemacht.

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