Kapitel 48-Ich will das alles nicht mehr

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"Und du hast wirklich alles verstanden?" Durchdringend guckt Alej Zayn an und hat ihm seine Hände auf die Schultern gelegt.

"Ich habe alles verstanden und ich würde alles tun, damit ihm nichts passiert. Das weißt du hoffentlich."

"Das weiß ich. Aber das musst auch verstehen, dass das keine leichte Entscheidung für mich ist."

Es ist einfach schrecklich zu sehen, wie die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben, sich gegenüber stehen und ernst in die Augen schauen. Und das alles nur wegen mir. Wegen meiner Sicherheit.

"Alej..."

"Ja Babe?"

Traurig gehe ich zu ihm und schlinge meine Arme um seinen Körper. Ich will nicht, dass er geht. "Warum?"

"Das weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, dass ich dich liebe."

"Ich dich auch", hauche ich in seine Halsbeuge und atme tief seinen wundervollen Duft ein.

"Alej." Omah tritt unser Blickfeld und guckt mich mitfühlend an.

Die Jungs können sich vorstellen, wie scheiße die Situation für Alej und mich ist und gucken uns schon die ganze Zeit so an. Ich liebe sie dafür, dass sie so für uns da sind. Egal was kommt. Wir können uns auf sie verlassen.

"Ich weiß." Vorsichtig schiebt er mich von sich und küsst mich auf die Stirn. "Alles wird gut. Wir wissen nicht genau, dass er überhaupt vor hat. Ich will nur wissen, dass in Sicherheit bist. Wenn ich das alles hinter mir habe, werde ich sofort wieder hier her fahren und dann fangen wir endgültig ein gemeinsames Leben an. Abgemacht?"

Verheult lache ich. Ich kann einfach meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Die letzten Stunden waren so ziemlich die schrecklichsten in meinem Leben. Jede Sekunde habe ich mir Gedanken gemacht, was heute passieren könnte. Alles Mögliche habe ich mir ausgemalt und jede war schlimmer als die Vorige.

"Nicht weinen. Ich will nicht gehen, wenn du so weinst. Du sollst lächeln und mich küssen." Er lächelt leicht und streicht mir meine salzigen Tränen von den Wangen.

Durch sein Lächeln werde ich angesteckt und versuche meine Mundwinkel nach oben zu ziehen.

"So ist es gut. Und jetzt muss ich wirklich los. Freu mich schon auf heute Abend und dann machen wir es uns gemütlich. Alles klar?"

Mein zögerndes Lächeln wird zu einem Grinsen. Und das nur bei dem Gedanken an seine Worte und was wir alles machen können.

"Alles klar. Und jetzt verschwindet, bevor ich wieder losheule."

"Ich liebe dich."

"Ich liebe dich auch!"

Mit einem letzten, langen Kuss geht Alej aus dem Haus. Dicht gefolgt von Omah, Sulu, Nils, Denni und Will.

Hoffentlich ist es nicht das letzte Mal, dass ich sie sehe.

Ich werde aus den Gedanken gerissen, als Zayn mir den Arm um die Taille legt. "Und was machen wir zwei Hübschen jetzt?"

Seufzend atme ich die Luft aus. "Keine Ahnung. Wollen wir in den Keller und Sport machen?"

Lachend nimmt er seinen Arm weg. "Ich erinnere mich noch, als du schon nach zweimal die Treppe hoch und runter vollkommen erledigt warst!"

"Ja, ja, ja. Ich weiß schon. Aber du kennst nicht die ganze Geschichte und dann würdest du mich vielleicht verstehen."

"Na dann. Du gibst mir jetzt Sportsachen, wir ziehen uns um und dann machen wir Sport. Und währenddessen erzählst du mir alles, was du in den letzten Wochen so erlebt hast!"

"Abgemacht. Aber nur, wenn du mir mehr über deinen Schatzi erzählst! Irgendwann werde ich ihn kennenlernen."

Lachend nickt er und folgt mir nach oben. 


Nach 2 Stunden knallhartem Training lassen wir uns auf der Couch fallen und wischen uns unsere schweißbedeckte Stirn ab.

Aus dem Blickwinkel sehe ich, wie Zayn sich zu mir dreht. "Hätte nicht gedacht, dass du so viel aushältst!"

"Aber selber", antworte ich grinsend und wische mir noch mal über die Stirn. "Du hast zwar Muskeln, aber..."

"Ich habe vor ein paar Wochen noch regelmäßig trainiert. War immer im Fitnessstudio. Und als du dann aufgetaucht bist, ist es immer weniger geworden. Bis ich wieder mehr wollte."

Erstaunt gucke ich ihn an. Was ich jetzt so alles über ihn erfahre...

In diesem Moment klingelt es an der Tür.

Mit diesem Klingeln fällt mir ein riesen Stein vom Herzen. Grinsend springe ich auf und renne fast auf die Haustür zu. Doch Zayn hindert mich da dran.

Ich will ihn eigentlich anschreien und fragen, was das soll, aber er drückt mir seine Hand schnell auf den Mund, sodass ich keinen Mucks mehr machen kann.

"Psshhttt... Sei jetzt ganz leise...", flüstert er nah an meinem Gesicht und behält seine Hand noch immer an Ort und Stelle.

Auch wenn ich nicht sprechen kann, sieht er meine fragenden Blick. Warum lässt er mich nicht die Tür aufmachen?!

Flüsternd beugt er sich wieder vor und setzt zu einer Erklärung an. "Alej hat einen Schlüssel. Das ist er nicht!"

Geschockt reiße ich meine Augen auf und halte jetzt ganz still. Das kann nicht sein. Warum? Was wäre gewesen, wenn ich die Tür aufgemacht hätte? Oh Gott! Ich will es gar nicht wissen!

"Ja... Und jetzt lasse ich dich los und du bist ganz still." Eindringlich redet er auf mich ein.

Wild nicke ich mit dem Kopf, als Zeichen, dass ich es verstanden habe und es machen werde.

Mein Stiefbruder lässt den Druck nach und mein Mund ist jetzt wieder frei gelegt.

Ich zucke stark zusammen, als es noch mal vor mir klingelt. Diesmal lauter und mehrmals hintereinander.

Was will der von mir? Ich hab doch nichts gemacht. Kann der unschuldige Menschen nicht einfach in Ruhe ihr Leben leben lassen?

"Du holst jetzt eine Tasche aus der Küche. Die steht neben der Tür. Da sind Wasserflaschen und Essen drin. Und ich gehe schnell nach oben und hole die anderen Taschen. Und vergiss nicht. Keinen einzigen Ton machen." Die ganze Zeit flüstert er und guckt mir ernst an.

Ich kann es ihm nicht verübeln. Diese Situation ist nämlich verdammt ernst. Vor meiner Haustür stehen kriminelle Menschen, die was von uns wollen. Das ist nicht gerade zum Lachen.

Zögernd nicke ich und kann nicht anders als ihn an mich zu drücken. Ich habe einfach Angst. Schon wieder...

Vorsichtig drückt er mich nach kurzer Zeit weg von sich. "Wir müssen jetzt wirklich. Ich weiß nicht, wie lange sie noch ruhig bleiben." Bei letzteres deutet er auf die Haustür, wo von draußen gerade wieder geklingelt wird. Diesmal kommt auch noch ein Klopfen hinzu.

Das führt dazu, dass ich mich so schnell und so leise wie möglich auf den Weg zur Küche mache und mich dort nach der Tasche umsehe. Ein schwarzer Rucksack steht an der Wand gelehnt und lächelt mich sozusagen an.

Ich beuge mich runter, schnappe ihn und schleiche dann wieder ins Wohnzimmer. Gerade kommt Zayn die Treppe mit zwei ebenfalls schwarzen Taschen runter. Aber die Taschen sind größere Sporttaschen.

Das Klopfen an der Tür wird mehr und mein Herzschlag beschleunigt sich deutlich. Und als dann auch noch eine tiefe Stimme ertönt, ist es um mich geschehen.


Lügen (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt