Lügen (boyxboy)

Epilog

Erinnert ihr euch noch an den Tag, als ich mit Alej alleine im Park war? Das war vor dem ersten Mal, als er in die Kampfhalle musste!

*Flashback*

Stillschweigend laufen wir nebeneinander her, nachdem wir noch einige Minuten in unserer innigen Umarmung verbracht haben.

Niemand hat ein Wort gesagt, aber das brauchten wir auch nicht. Wir haben einander ohne Worte verstanden. Das haben wir schon immer gekonnt. Das ist die ganz besondere Bindung zwischen uns. Alej weiß, was ich denke und fühle und ich weiß, was Alej denkt und fühlt. Meistens zumindest. Aber man kann sich ja nicht immer verstehen!

Doch nachdem auch diese Umarmung irgendwie komisch wurde, habe ich mich von ihm gelöst. Habe sein Gesicht in meine Hände genommen, mich zu ihm hoch gezogen und meine Lippen leidenschaftlich mit seinen verbunden. Genau der richtige Kuss, der zu der Situation gepasst hat.

Lächelnd beobachten wir Familien, die zusammen mit ihren Kindern auf dem Spielplatz oder der großen Wiese, spielen. Alle sehen so glücklich und friedlich aus. Ganz anders, als man es bei manch anderen Familien sieht. Andere waren noch nie zusammen etwas unternehmen und leben einfach aneinander vorbei. Sowas ist schrecklich, finde ich. Jeder hat ein Recht auf eine glückliche Familie, die sich auch füreinander interessiert. Familien sollten immer zusammenhalten. Egal was passiert!

Umso schöner ist dieser Anblick, der sich mir hier bietet. Ich wusste ganz genau, dass Alej und ich das hier brauchen. Einfach mal Zeit für uns alleine und Zeit, in der wir alle anderen Dinge vergessen können. Nur WIR zählen. Und das schafft dieser Park wunderbar.

Über uns zwitschern verschiedene Vögel Baum an Baum und geben uns ein Livekonzert.

"Was ist eigentlich bei dir passiert, als wir keinen Kontakt zueinander hatten?", frage ich meinen Freund nach einer ganzen Weile neugierig. Diese Frage kam mir grade in den Sinn und macht mich wirklich neugierig. Ich weiß ja eigentlich nichts von ihm!

"Nachdem du dich immer weniger bei mir gemeldet hast, hat das irgendwas bei mir ausgelöst. Ich hatte so das Gefühl, dass ich mein Leben von nun an selber in die Hand nehmen muss. Also habe ich meine Sachen gepackt und bin bei meinen Eltern ausgezogen. Ich kann nicht genau sagen, ob sie froh oder traurig darüber waren. Auf jeden Fall haben sie mich nicht aufgehalten. Die Jungs haben mich sofort bei sich aufgenommen, wofür ich ihnen wirklich unendlich dankbar bin. Sie hätten mich immerhin auch einfach auf der Straße schlafen lassen.

Aber egal. So kam es, dass ich jetzt mit meinen Freunden in einer WC wohne. Als ich meine Zeit nicht mehr mit dir verbracht habe, habe ich mich mehr in das Training rein gesteigert. Jeden Tag habe ich beachtliche Gewichte gehoben und bin mindestens 2 Stunden lang laufen gegangen. Jetzt hört sich das wirklich krank an. Aber das hat mich echt abgelenkt und meine Zeit vertrieben.

Ich hatte immer mehr illegale Kämpfe und so kam es, dass ich einer der Besten da wurde. Und leider auch noch bin! Das ist wirklich kein Geschenk kann ich dir sagen. Alle wollen gegen dich gewinnen und du musst es auch noch machen. Dazu wirst du regelrecht gezwungen. Darum muss ich auch heute wieder hin. Eigentlich war ich schon viel zu lange nicht mehr da. Aber das lag an dir. Du bist wieder in meinem Leben aufgetaucht und da hatte ich keinen Grund mehr, mich abzulenken. Alles was für mich wichtig war, war und bist du. Und den Rest kennst du ja."

Es ist wirklich unglaublich, was er durchgemacht hat. Aber er hat Recht. Jetzt bin ich bei ihm und da braucht er so eine Scheiße nicht mehr machen.

Wie aus dem Nichts bleibt er stehen.

Angst, Freunde, Liebe und Verunsicherung liegt auf seinen kantigen Zügen. "Lass uns heiraten!"

Sprachlos gucke ich ihn an. Kann im ersten Moment nicht fassen, was da gerade seine Lippen verlassen hat. "Was?"

"Lass uns heiraten" wiederholt er sich und seine Verunsicherung steigt.

Die Bedeutung gelang in mein Verstand. "Jetzt?", frage ich ihn und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

"Ja. Wir gehen jetzt zum Standesamt und heiraten. Nur wir beide. Ich will nicht warten. Worauf auch. Wir..."

"Ja", unterbreche ich ihn wild nickend. "Lass es uns machen. Ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen und das können wir auch jetzt schon so spontan auf Papier bringen!"

Wir blicken uns tief in die Augen, grinsen uns entschlossen und vor allem verliebt an, nehmen uns an die Hand und rennen einfach gleichzeitig los. Los, bis zum Standesamt. Dahin, wo wir jetzt heiraten werden. Wo ich Alej meinen Mann nennen darf. Meinen Ehemann. Dahin, wo sich für uns alles ändern wird. Dahin, wo unsere gemeinsame Zukunft beginnen wird!

*Flashback ende*

Und ja. Wir haben geheiratet. Haben uns die ewige Liebe geschworen.

Wir hatten echt so Glück! Eigentlich hätten wir nämlich keinen Termin bekommen. Aber da eine Hochzeit in letzter Minute abgesagt wurde, wurden wir dazwischen geschoben.

Es war einfach traumhaft schön. Der schönste Moment in meinem Leben.