Kapitel 14-Partynacht

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Die vielen verschwitzten und vor allem betrunkenen Menschen schubsen und drängen sich durch den ganzen Club.

Wie können sie sich eigentlich so abschießen?! Haben sie kein Leben? Müssen die sich keine Gedanken um nichts machen? Die können doch nicht alle arbeitslos sein! Wahrscheinlich haben einige sogar Familie und Kinder. So sehen einige jedenfalls aus. Aber ist ja nicht mein Problem!

 Ich habe meine eigenen Dinge, mit denen ich mich rumschlagen muss. Und deshalb folge ich auch dem Beispiel der anderen. Ich betrinke mich heute Nacht so richtig!

Aber der Weg zur Bar ist ziemlich schwierig, da der gesamte Boden total klebt und sich mir alle in den Weg stellen.

Aber nichts und niemand hindert mich heute an irgendwas. Heute ist meine Nacht. Alles, was ich mir heute in den Kopf setze, werde ich auch tun.

Egal was!


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Ja....

So wäre der Abend wohl verlaufen. Aber es kommt ja bekanntlich anders als man denkt.

Es läuft nämlich so ab...


"Ser!?"

"Was willst du!"

"Jetzt komm mal endlich runter! Wir wollen jetzt los! Alle warten wieder nur auf dich!!"

"Ist mir doch egal. Dann fahrt doch alle schon weg, wenn ich euch angeblich so nerve und euch alles versaue!!"

Auf mein Geschreie hin ist wieder alles still. Sind die jetzt wirklich alle ohne mich gefahren?! Wenn die wirklich weg sind, schwöre ich ihnen...

Total wütend will ich runter gehen, doch da steht auf einmal eine Gestalt in meiner Tür und ich stoppe abrupt.

Was macht er denn hier?

Sind sie doch nicht los?

Aber wenn nicht, warum kommt ausgerechnet er zu mir hoch?

Wir haben doch seit Tagen nicht mehr wirklich miteinander geredet!

"Hab die anderen schon weggeschickt. Die wollten unbedingt schon in den Club."

"Und... Und was machst du noch hier?"

"Du willst doch noch feiern oder? Und du kannst ja noch nicht selber fahren."

"Ja... Aber..."

"Nichts aber. Bist du jetzt fertig?"

"Wollte Alej nicht bei mir bleiben?"

"Ach. Hör mir doch endlich mit diesem Wixxer auf. Der kann doch nichts!"

"Zayn..."

"Ja. Ja. Ja. Ich weiß. Du magst ihn. Wenn ich es auch nicht verstehen kann."

"Hauptsache ich verstehe es. Also. Warum bist du hier?"

Langsam kommt er näher auf mich zu und schaut mir tief in die Augen. Seine dunklen Augen hypnotisieren mich mal wieder vollkommen und lassen mich alles vergessen.

Den ganzen Streit zwischen uns und die ganzen Missverständnisse verpuffen wie Luft und erscheinen mir so unwirklich.

Und als dann auch noch meine Lippen auf seinen liegen, lasse ich mich komplett fallen. Zwar nicht wirklich, aber meine Gedanken der letzten Tage.

Es fühlt sich so unbeschreiblich schön an. Unser heißer Atem. Unsere wild klopfenden Herzen. Unsere Zungen, die miteinander spielen. Und unsere Körper die sich nacheinander sehnen.

So gut habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Mein Herz, und auch mein gesamter Körper, hat sich so sehr nach Zayn gesehnt. Und das, obwohl wir uns erst seit so kurzer Zeit kennen.

Da merkt man mal wieder, wie schnell man von einem einzigen Menschen abhängig werden und ihn sich nicht mehr aus dem Leben wegdenken kann.

Aber ehrlich gesagt habe ich davon keine Ahnung. Bislang haben mich die Menschen in meinem Leben irgendwann von sich gestoßen und wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich habe noch nie wirklich Liebe gespürt. Und weil ich es nicht kannte, hat es mir auch nicht gefehlt.

Doch jetzt frage ich mich, wie ich nur so lange ohne dieses Gefühl überleben konnte. Selbst meinem schlimmsten Feind wünsche ich nicht, ohne Liebe auskommen zu müssen.

Ein letztes Mal presst Zayn seine Lippen hart auf meine und löst sich damit von mir. Und beendet auch unsere kleine gemeinsame Welt.

"Es tut mir so leid. Ich hätte dich nicht die letzten Tage so ignorieren sollen. Da hatte ich kein Recht zu. Aber das alles ging mir so schnell und ehrlich gesagt war ich ein bisschen überfordert. Und jetzt hoffe ich, dass du mir jemals verzeihen kannst. Denn ich habe viel in den Stunden nachgedacht. Und ich will dich um nichts in der Welt wieder verlieren..."

Erst wollte ich nichts sehnlicher als wieder seine Lippen auf meinen zu spüren. Aber als er den Mund aufgemacht hat, war die Sehnsucht vorbei. Zwar nicht zu seinen Lippen. Aber zu seinen Küssen. Ich wollte gar nicht mehr, dass er aufhört zu reden.

Ich liebe seine Stimme so. Und seine Augen. Und sein Blick. Ach man! Ich liebe alles an ihm!

"Das stimmt. Du hättest nicht so reagieren sollen. Da gab es nämlich keinen Grund zu. Alej ist mein Freund. Ich vertraue ihm und wenn du mich nicht verlieren willst, musst du ihn wohl oder übel akzeptieren. Weil ohne Alej, gibt es mich auch nicht."

"Das habe ich mir schon gedacht. Und das werde ich. Aber du musst mir ein bisschen Zeit geben. Alles ist ein neu für mich. Ich hoffe du verstehst das."

Lächelnd umarme ich ihn und drücke ihn fest an mich. Wie in den Kuss eben, packe ich all meine Gefühle rein und mache ihm so verständlich, wie viel er mir bedeutet. Zumindest hoffe ich, dass er mich versteht.

"Ich hoffe jetzt einfach, dass wir glücklich sein können. Denn nur einmal in meinem Leben will ich das haben, was auch alle anderen haben. Nur einmal will ich sagen können, dass ich mit jemanden glücklich bin. Zayn. Mein ganzes Leben war bisher nur eine einzige verfickte Lüge. Ich kann das einfach nicht mehr. Und ich will auch nicht mehr. Kann mich denn niemand verstehen? Ich will auch mal die wichtigste Person für einen sein. Nur einmal spüren wie das so ist. Mehr verlange ich gar nicht!"

Wer will schon nicht ein perfektes Leben führen? Mit Eltern die einander und auch dich über alles lieben. Vielleicht sogar Geschwister! Ein schönes kleines perfektes Haus mit Garten. Richtige Freunde auf die man sich immer verlassen kann. Gute Noten in der Schule. Im Idealfall sogar einen Partner an seiner Seite, für den man jederzeit sein Leben auf's Spiel setzen würde. Einfach alles was dazu gehört.

Doch nur Wenige haben dies tatsächlich. Diese sollten sich wirklich glücklich schätzen. Mit Sicherheit haben diese Wenigen das große Los gezogen. Das Los, auf ein perfektes Leben. 

"Süßer... Sergej... Bitte. Sag sowas nicht... Ich kann dich so nicht ertragen. Du bist normalerweise so selbstbewusst. Immer fröhlich und gut gelaunt. Du bist süß und der tollste Mensch überhaupt! Und jetzt bist du das Gegenteil... Bitte. Ich will meinen Sergej wieder."

"Ich kann nicht... Wirklich Zayn. Alle lügen mich an und verschwinden einfach aus meinem Leben. Wenn du jetzt auch noch..."

Sanft nimmt er mein Gesicht zwischen seine starken Hände und küsst mich auf die Stirn. "Hiermit verspreche ich dir hoch und heilig, dass ich für den Rest meines Lebens an deiner Seite sein werde. Ich werde immer für dich da sein. Egal was du brauchst, ich bin da. Wenn du Probleme hast, werde ich für dich eine Lösung suchen. Ich werde ab diesem Moment alles für dich tun. Denn du bist der Mensch, der mir jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Und mit Sicherheit hört sich das alles jetzt total lächerlich an, weil wir uns erst seit einigen Tagen kennen. Aber hast du schon mal was von Liebe auf den ersten Blick gehört? Das ist nämlich bei mir eingetroffen. Ich liebe dich Sergej. Und ich würde alles für dich tun."

Lügen (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt