Kapitel 47-Warum kann nicht alles gut sein

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* ein paar Tage später*


Die letzte Woche ist eigentlich nichts Besonderes passiert. Das Einzige, was ein echtes Highlight war, war der 22. Geburtstag von meinem Baby. Er wird ja so schnell erwachsen! Nein, Spaß. Aber es ist eigentlich ziemlich cool, als 18 jähriger, mit einem 22 jährigen zusammen zu sein. Das ist doch voll das tolle Gefühl!

Ich liebe ihn von Tag zu Tag mehr und er mich auch. Zumindest sagt er das immer wieder. Unsere Beziehung könnte nicht besser laufen!

Zayn verbringt viel Zeit bei uns und inzwischen hat er sich auch mit allen ziemlich gut angefreundet. Selbst mit Alej, was mal schwer zu glauben war. Ich bin so unglaublich froh, dass in meinem Leben alles so gut verläuft.

Von Zayn habe ich auch erfahren, dass Niall einfach abgehauen ist. Er hat sich nur von seiner Familie und von Harry, Louis und Liam verabschiedet, hat aber zu niemanden gesagt, wo er hin geht. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es nicht meine Schuld war. Möglicherweise war ich der endgültige Auslöser, dass er abgehauen ist. Doch meiner Meinung nach war der Grund etwas Wichtigeres, Größeres.

"Sergej?"

Ich gucke meinen Stiefbruder an, als er in der Zimmertür auftaucht. Schon seit bestimmt einer halben Stunde habe ich im Bett gelegen und einfach gedankenverloren an die Decke gestarrt. Unten war es so verdammt langweilig und deshalb wusste ich nichts anderes.

"Was denn?"

Er sieht mich ernst an und lehnt sich gegen den Türrahmen. "Du solltest besser nach unten kommen. Irgendjemand hat Alej angerufen und ehrlich gesagt, ist er wegen dieses Anrufes ziemlich aggro."

Sofort springe ich auf und renne an Zayn vorbei. Wenn er schon so ernst ist, muss wirklich was passiert sein.

Aus dem Wohnzimmer höre ich schon die laute, wütende Stimme von Alej. Er scheint immer noch zu telefonieren. Sonst ist alles still im Haus.

"Nein!" "Du kannst mich mal!" "Is mir egal, was ich damals getan habe, verdammt!!" "Das wagst du nicht!"

Ich stelle mich ein paar Meter vor ihn und versuche seinen Blick einzufangen. Doch er ist viel zu aufgebracht dafür.

"Lass deine Finger weg!!" Wütend schreit er auf und legt auf.

Er schmeißt sein Handy weg und fährt sich schwer atmend durch die Haare.

"Alej?", frage ich leise und vorsichtig und strecke meine Hand nach ihm aus.

Erst jetzt scheint er mich wirklich wahrzunehmen, denn er guckt mich durchdringend an und zieht mich ganz fest an mich. So fest, dass er mich fast zerquetscht. Aber er braucht das jetzt, das weiß ich. Und außerdem ist es absolut wert, wenn er mich so umarmt. Er würde mir niemals weh tun.

"Ich will dich nicht verlieren. Niemals. Bitte. Bitte pass gut auf dich auf! Ich könnte es nicht ertragen, wenn ich dich nicht mehr bei dir habe."

Was redet er da? Er macht mir Angst! "Was ist los?"

"Alle. Alles ist los. Nie kann etwas gut werden. Nie kann ich mindestens zwei Wochen einfach nur glücklich sein."

Seine Worte treiben mir Tränen in die Augen. Was auch immer gerade geschehen ist, es hat ihn in gewisser Weise zerstört. Und wenn ihn etwas zerstört, zerstört es auch mich. "Alej... Bitte sag was. Du machst mir angst." Meine Stimme ist nur noch ein ersticktes Hauchen.

"Ich habe auch Angst, Süßer. Aber ich kann dagegen nichts machen." Auch aus seiner Stimme kann ich raushören, dass er kurz vorm weinen ist.

Und da weiß ich, dass es wirklich ernst ist. Ich habe Alej noch nie weinen gesehen. Ich dachte auch nicht, dass ich das jemals werde.

Mein Schluchzen unterdrückend presse ich ihn noch fester an mich, obwohl er das schon zuvor bei mir getan hat. Doch gerade ist das so, als wäre ich kilometerweit von ihm entfernt.

"Ser?"

Ich atme tief durch und flüster dann genauso wie er. "Ja?"

"Tut mir leid, dass ich dir so Angst gemacht habe. Aber ich will diesen ganzen Scheiß nicht mehr."

"Welchen Scheiß denn überhaupt?"

Seufzend lässt er mich los und zieht mich mit zur Couch.

Ich lasse mich neben ihm fallen und kuschel mich ganz fest an ihn.

"Das da eben war Klaus. Er hat gesagt, dass ich wieder zur Halle kommen muss. Viele haben anscheinend nach mir gefragt. Und das obwohl ich letztes Mal klar gemacht habe, dass ich nie wieder kommen will. Doch er hat mich wohl nicht ernst genommen und jetzt sagt er, dass ich wegen dem Vertrag dazu verpflichtet bin, da hin zu kommen. Und  ich kann da nichts gegen tun."

"Und deshalb hast du dich jetzt so aufgeregt? Du hast das früher doch auch ständig gemacht."

"Das ist es ja auch nicht..." Alej zögert. "Klaus hat letztes Mal öfters deinen Namen benutzt. Und auch eben hat er mehrmals gefragt, wie es dir geht. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass er dir was antun will. Deshalb will ich da morgen nicht hin, weil ich Angst um dich habe. Wenn ich nicht da bin, kann ich dich nicht beschützen!"

"Schatz... Alles wird gut. Mir wird nichts passieren. Uns beiden nicht. Klaus wird mir bestimmt nichts tun. Alles wird gut."

"Das kannst du nichts so einfach sagen. Ich will dich nicht verlieren. Du bist mein Leben!" Er guckt mich so verzweifelt an, dass es mir mein Herz zerreißt. Ich kann ihn so nicht sehen!

"Ich will dich auch nicht verlieren. Aber du darfst nicht so negativ denken. Geh dahin und mach es ein letztes Mal. Danach überlegen wir uns was, wodurch du aus dieser ganzen Sache raus kommst. Einverstanden?", versuche ich beruhigend auf ihn einzusprechen, obwohl ich selber am liebsten heulend im Bett liegen würde.

Er guckt mir tief in die Augen und denkt einige Zeit nach. "Ich mache es. Aber danach verschwinden wir und kommen nie wieder. Mit dir will ich mein gesamtes Leben verbringen."

Und schon wieder werden meine Augen wieder feucht. Die Vorstellung, in Zukunft ohne Alej leben zu müssen, ist einfach die Hölle. Nie wieder würde ich lachen können. Ich würde wahrscheinlich überhaupt nichts mehr machen können!

Ich falle ihm um den Hals und zerdrücke ihn fast. So schnell werde ich ihn nicht los lassen.


Lügen (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt