Kalter Schmerz

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Sayuri POV:

Nach einem Fußmarsch, den ich eigentlich gerne kürzer gehabt hätte kam ich vor der Holzhütte an und begutachtete noch einmal die Umgebung. Nichts interessantes, außer Schnee.
Glücklich betrat ich die kleine Hütte und schaute mich kurz um. Mein Meister stand an einem Tisch, ein Messer in der Hand haltend und Gemüse schneidend. Mitten im Raum gab es eine altmodische Feuerstelle über der ein Topf hing, in dem bereits Wasser brodelte und Gemüse schwamm. Neugierig trat ich zu meinem Meister und beobachtete ihn dabei wie er die Karotten schnitt.

"Anstatt mich beim Kochen zu beobachten könntest du mir auch behilflich sein!" Er reichte mir ein Messer und etwas Gemüse. "Hier, schneide Das klein und werfe es in den Topf!"

Augenrollend fing ich an das Gemüse zu schneiden und warf die bereits geschnittenen Teile in den Topf.

"Meister, was wird jetzt geschehen?" Murmelte ich fragend. "Also mein Training und so..."

"Du stellst zu viele Fragen!" Schnaufte der alte Mann und legte sein Messer weg. "Lass uns essen!"

Unzufrieden setzte ich mich and den Kessel und nahm die Schüssel entgegen, die mir mein Meister vor die Nase hielt. Kurz darauf goss er mir mit einer Kelle Suppe ein und reichte mir einen Löffel.
Still stellten wir unsere Schüssel ab und schlossen unsere Augen, und falteten die Hände.

"Kami-Sama. Auch heute haben wir ein Dach über dem Kopf, etwas Warmes zu essen und Kleidung die wir tragen. Wir sind gesund, stark und glücklich. Kami-Sama, danke, dass du uns den Regen schickst und unsere Reisplantagen leben lässt. Danke dass du uns Kraft gibst und durch das Leben führst..."

Mönche waren streng gläubig. Vor jeder Mahlzeit die sie zu sich Namen sprachen sie zu Kami-Sama. Ihr ganzes Leben war dieser Göttin zugeschrieben. Deswegen betete man immer, und bedankte sich bei ihr, für ihre großzügigen Spenden.

"Kami-Sama, bitte beschütze uns weiterhin, uns und unsere Liebsten! Bitte schenke uns weiterhin Regen der unsere Plantagen bewässert, und bitte führe uns weiterhin durch das Leben!"

Ein Augenblick der Stille erschien eh ich wieder meine Augen öffnete und gemeinsam mit meinem Meister die Mahlzeit genoss. Ich schluckte das Gemüse schnell runter und trank das warme Wasser. Fleisch gab es nicht, wie sonst auch bei Mönchen. Ich erinnerte mich wieder daran, wie ich als kleines Mädchen immer wütend war, als ich kein Fleisch essen durfte, doch mittlerweile war es das normalste der Welt.

Nachdem ich fertig war stellte ich meine Schüssel auf den Hölzernen Boden und blickte zur Decke.

"Wie lange reicht das Essen?"

"So lange wie es hält!" Murrte mein Gegenüber. "Gehe jetzt schlafen, morgen beginnt das Training!"

Müde stand ich auf und bewegte mich auf die kleine Schiebetür Links von mir zu.

"Schlafen sie gut Meister!"

Ohne wirklich eine Antwort zu erwarten betrat ich mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Mich meiner neuen Sachen entledigend schlüpfte ich schnell in den seiden Yukata, wonach ich eilig in mein Futon kroch. Wieso konnte der alte Mann kein Winter-Yukata mitnehmen?

-nächster Morgen-

Die raue Stimme meines Meister donnerte durch den Raum was mich aufwachen lies: "Sayuri, es ist Zeit!"

Ich seufzte geschlagen und kroch aus meinem Futon hervor.

"Komme sofort raus! Jetzt!" Brüllte der Meister mit seiner liebevollen Stimme.

Verwirrt blickte ich zu meinen Klamotten, trudelte jedoch aus dem Haus als der Meister nochmal schrie. Draußen sah ich den Alten, schön eingewickelt in Mantel und Schal, während ich zitternd in einem Seiden-Yukata stand der für den Sommer gedacht wurde.

"Komm mit." Der Meister machte eine Handbewegung und stapfte los.

Ohne Wiederrede folgte ich ihm, denn Streit war das Letzte was ich mit dem Grießgram brauchte.
Wir liefen wieder runter zur Grotte wo dieser runde See war. Ich hörte schon das Rauschen des Wassers als wir die Höhle Betraten.

"Jeden Morgen scheint die Sonne auf einen exakten Punkt auf diesem Berg, was einen Wasserfall auslöst, der in diesen Fluss fließt." Erklärte mir der Ziegenbart und lief auf den See zu. "Das Wasser ist kalt!" Er tippte in den See und nickte. "Siehst du diesen Stamm im Wasser, auf der kalten Hälfte? Du hast ihn gestern nicht bemerkt, habe ich Recht?" Er drehte sich wieder zu mir um. "Setzte dich auf ihn rauf, und lass das kalte Wasser dein Lehrer sein!"

Gemächlich lief er auf mich zu: "Deine erste Aufgabe!"

"Aber ich werde erfrieren!"

"Unmöglich. Stirbst du, stirbt auch das Wesen in dir!" Krächzte der Grauhaarige. "Es will aber nicht sterben! Es wird sich zeigen, und es liegt an dir was du mit dieser Tatsachen machen willst." Er schüttelte den Kopf. "Ich komme morgen wieder."
Damit ging er einfach an mir vorbei und stiefelte zurück zum Ausgang.
"Es liegt einzig an dir Sayuri, es ist deine Entscheidung!"

Danach hörte ich ihn nicht mehr, meinen Meister. Nur das Rauschen des Wasserfalls konnte ich wahrnehmen. Ich tart näher an das Wasser und besah mich meines Spiegelbildes.
Ein Mädchen, 16 Jahre alt, fast 17. Blond, blauäugig, mit drei Schnurrhaaren auf beiden Wangen. Doch dahinter steckte noch mehr, etwas was ich nicht kannte, was man nicht sehen konnte...
Schüchtern lief ich um den See herum und suchte die Wasseroberfläche nach dem Holzstamm ab. Genau auf dem Punkt wo der Wasserfall auf den See fiel bemerkte ich Umrisse eines Etwas. Vermutlich dieses Holz-Ding.
Seufzend tippte ich mit meinem Zeh ins Wasser und jammerte als ich die eisige Kälte spürte. Doch sie konnte es nicht mit der Kälte aufnehmen die dieses Wesen ausstrahlte. Nichts war so kalt wie dieser Blick, diese Aura, diese Seele, wenn dieses Monster überhaupt eine hatte...

Entschlossen sprang ich auf den Stamm und spürte sogleich einen kräftigen Stoß Kälte von Hinten. Es war so kalt, so kalt das binnen Sekunden mein ganzer Körper taub wurde. Es schmerzte, es brannte, es fühlte sich wie der Tod an. Und ich hatte Angst.
Doch trotzdem versuchte ich mich im Schneidersitz auf die obere Seite des Baumstumpfes zu setzen uns lies das kalte Wasser gegen meinen Rücken peitschen. Ich schloss gequält meine Augen, kniff sie ehr zu um die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken. Und dann saß ich da. Mein seidener Yukata klebte an meiner Haut, mein Haar legte sich über meine Schultern, meine Augen durch den Schmerz zugekniffen.
Je länger ich da saß desto kälter wurde es, desto mehr brannte meine Haut. Desto mehr hatte ich das Bedürfnis wegzulaufen.
Denn es tat weh, dieser kalte Schmerz!
Doch ich spürte mehr als nur das, also werde ich hier sitzen bleiben. Sitzen bleiben, diesen Schmerz meditierend ertragen und warten bis mein Innerstes nach Außen kommt.
Denn wie der Meister sagte, sterbe ich, stirbt auch das was in mir lebt. Nun heißt es sich diesem Unbekanntem zu öffnen, diesem Wesen freien lauf zu lassen.

Der Halb-Bijuu Band 2 (Naruto FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt