Kapitel 32

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Ich kann leider kein Wort davon verstehen, was Leon oben schreit.

Stefano hat mich in einen der unteren Vernehmungsräume gebracht und Leon tobt oben wie wild. Von Johann und Noah höre ich selten was, meine Mutter ist jedoch mindestens genauso laut wie Leon. Allerdings habe ich die Hoffnung, dass sie auf meiner Seite steht. Im Gegensatz zu Leon.

Ich schaue zu Stefano und dem anderen Wächter, doch die starren nur geradeaus an die Wand. Stefano weiß selbst auch nicht mehr, wie er mit mir weitermachen soll. Er spricht kein Wort mit mir. Wahrscheinlich hat er Angst, meine Väter könnten auch ihn als Verräter entlarven.

"Stefano...", hauche ich mit zitternder Stimme. Ich habe auch Angst. Angst davor, wie das alles enden wird.
Doch Stefano sieht mich nicht mal an. "Kannst du nicht irgendwas tun?"

Stefano schaut bedrückt zu Boden. Mir kommen die Tränen, denn ich habe schon viel Scheiße gebaut, aber Stefano war noch nie ratlos und wusste nicht, was er sagen sollte.

Meine Stimme bricht. "Bitte."

Erst jetzt fällt mir auf, dass ich kein Geschrei mehr von oben höre. Eben in diesem Moment, öffnet sich die Türe zum kleinen, grellen Vernehmungszimmer.

Ich wage es nicht auch nur für einen kurzen Augenblick den Blick zu heben. Trotzdem weiß ich, dass auch meine Väter nicht zu mir runter sehen, als sie an dem langen Tisch vor dem ich sitze vorbeilaufen und schließlich vor mir Platz nehmen.

Stumm schaue ich auf den Tisch. Meine Hände zittern. Mein Herz pocht so sehr, dass ich Angst davor habe, es könnte aus meiner Brust springen.
Es vergehen Sekunden, die sich für mich anfühlen wie Stunden.

Irgendwann seufzt Johann. Er spricht zu Stefano und dem anderen Wächter, ohne sich zu rühren oder zu ihnen zu sehen. "Lasst uns allein."

Ohne zu zögern verlassen die beiden den Raum. Und ich bin mit meinen Vätern alleine.

Nach einigen Sekunden hebe ich vorsichtig den Blick. Noah und Johann tun es mir gleich. Leon nicht.

"Hast du uns etwas zu sagen?", fragt Noah mich irgendwie... nicht so wie sonst. Sonst ist er verständnisvoll. Heute... Nicht.

Ich schüttel den Kopf und sehe bedrückt wieder auf den Tisch. "Ich weiß es nicht."

"Okay, nein.", meldet Leon sich jetzt endlich. Ich kann es nicht ab, wenn er nichts sagt.
"Das hört jetzt auf."

Er erhebt sich, läuft im Zimmer auf und ab. Er wischt sich mit der Hand ein Mal durchs Gesicht.
Er sieht mich an und deutet mit dem Finger auf mich. "Wir haben zwei Möglichkeiten, Liah Sofia."
Seine Stimme ist zwar gestresst, aber immerhin schreit er nicht. "Du kannst weiterhin schweigen und ich verspreche dir, wir werden dich für immer damit in Ruhe lassen. Du musst nicht mit uns reden, aber wenn, dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen."

"Verdammt, ich liebe ihn!", kommt es plötzlich wie aus einer Kanone aus meinem Mund.

Bei meinen Worten verzieht sich Leons Gesicht zu einer Schmerz verzerrten Grimasse. Dennoch kann ich sehen, dass er nicht überrascht ist, was seine Wut aber nicht bändigt.

Ich schaue zurück auf meine Hände auf dem Tisch, lasse die Tränen schamlos über mein Gesicht laufen. Keiner meiner Väter sagt etwas und ich traue mich nicht zu Johann oder Noah aufzusehen. Meine letzten Worten hallen im Raum nur so wieder.

Ich höre, wie Johann sich aufsetzt, sich mit der Hand das Gesicht reibt und schwer ausatmet. "Du warst die ganze Zeit freiwillig bei ihm, stimmt's?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 02 ⏰

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𝑈𝑛𝑑𝑖𝑠𝑐𝑙𝑜𝑠𝑒𝑑 𝐷𝑒𝑠𝑖𝑟𝑒- 𝑇𝑒𝑖𝑙 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt