8. Kapitel

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     Ich wusste nicht, was ich mit seinen Worten anfangen sollte. Ja. Er hatte mir bereits gesagt, dass er das so sah. Doch ich sah ihn auch nicht als Helden. Ich sah ihn aber auch nicht als Bösewicht an. Das passte einfach nicht zu ihm. Und würde nie zu ihm passen. Ich wusste nicht, was er glaubte. Was er dachte. Aber er war sicher kein Bösewicht.
     »Ja und? Ich bin auch keine Heldin«, erwiderte ich. Kane schüttelte nur den Kopf. Als würde ich den Punkt, den er machen wollte, einfach nicht verstehen. Als würde ich ihn nicht verstehen. Und vielleicht war das so. Vielleicht verstand ich es wirklich nicht. Ich vermutete, dass es mit dem zu tun hatte, das er mir nicht sagte. Was auch immer das war. Es gab sicher viele Dinge, die er mir nicht sagte. Und wohl auch noch nicht tun würde. Was mich leicht überforderte. Ich wollte, dass er mir alles sagte. Dass er mir verriet, warum er mir half. Bis jetzt konnte ich nur raten. Konnte mich nur fragen was los war und keine Antwort darauf bekommen. Keine Antwort darauf finden. Denn das würde ich nicht. Jedenfalls nicht so schnell.

     »Ich kann es dir noch nicht sagen, July. Aber ich denke, dass du dann nicht mehr denken würdest, dass ich nett bin. Das würdest du nicht.«

     Ich sah ihn an und fragte mich, was er dachte. Was in seinem Kopf vorging. Was konnte so schlimm sein? Was? Das machte keinen Sinn. Und würde auch nie Sinn machen.
     Fragend sah ich ihn an, nicht sicher, wie das Gespräch weitergehen sollte. Wie das alles hier weitergehen sollte.
     Das übernahm er. »Ich zeige dir nun das Haus und danach das Gästehaus«, erklärte er mir und lief los. Schweigend folgte ich ihm und verlor mich in der Schönheit des Hauses. Verlor mich all den kleinen Details. Das Wohnzimmer war genauso schön gestaltet wie der Flur. Die Wände waren in einem pastellen Gelbton gehalten, die Couch war weiß, genau wie die drei Teppich am Boden. Der Tisch, der davorstand, war aus Glas, der im Licht der teuren Lampe glänzte.

     An der Wand gegebenüber der Couch hing ein großer Flachbildfernseher. Ich konnte nicht sagen wie viel Zoll. Ich wusste nur, dass er riesig war. Verdammt riesig. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Riesig. Einfach nur riesig. Und darüber hing eine Leinwand, die man noch ausrollen konnte.
     Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Wusste nicht, wie ich das alles betrachten sollte. Hier sah alles teuer aus und gleichzeitig sehr schlicht. Bei Josh hatte das alles anders ausgesehen. Bei uns im Haus hatte alles protzig gewirkt. Einfach so.

     Und es wirkte noch immer protzig. Das hier allerdings? Es wirkte schlicht und einfach. Wunderbar erfrischend. Und das mochte ich. Das mochte ich wirklich. Es sah schön aus. Nicht zu teuer. Nicht zu billig.
     Und ich mochte es. Fand es schön. Mehr als das sogar.
     Dieses Haus war... als wir vom Wohnzimmer in die Küche kamen, änderte sich alles nur noch mehr. Ich erstarrte praktisch. Diese Küche war das, was ich mir schon immer gewünscht hatte. Eine Küche, die ich mir so vorgestellt hatte.
     In der Mitte war eine große Kücheninsel, um die herum edle Barhocker aus dunklem Holz, das im Licht schimmerte. Sonst war die Küche in weiß gehalten. Außer die teure Kochplatte. Die war schwarz. Alles war edel.

     Alles hatte seinen Platz und seine Ordnung. Nichts war unordentlich. Als hätte niemand diese Küche je benutzt. Sie war blitzeblank. Ich konnte mich überall spiegeln. Das war einfach wunderbar. Einfach wunderschön.
     Eine Küche, in der ich mich wohlfühlen könnte. Eine Küche, in der gerne kochen würde. Wunderschön. Ich widerholte mich, aber... diese Küche war... wow. Einfach wow. Eine so eine Küche hatte ich schon lange nicht mehr gesehen.
     Wie von selbst strichen meine Finger über die Anrichte, fühlten, wie es sich anfühlen würde, sollte ich je in den Geschmack kommen sie zu testen. Denn das war es, was ich wollte. Sie testen. Sie haben.
     Das aber würde nicht passieren. Denn das hier war nicht das Gästehaus. Das hier war Kanes Haus. Nicht das Haus, in dem ich leben würde und wenn ich Kane nicht so oft begegnen wollte, bis ich ein paar Dinge für mich sortiert hatte, dann... dann konnte ich beim besten Willen nicht hier sein. Die Küche war einfach ein Traum. Ein wahrer Traum. Anders konnte man das einfach nicht sagen. Ich wollte hier arbeiten. Wollte hier leben. Doch das war Kanes Küche. Das musste ich mir in Erinnerung rufen. Einfach so.

Her DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt