Der Abend verlief etwas merkwürdig. Kane schien sich nun mehr zurückzuhalten und mir auszuweichen, wann immer wir in einem Raum waren. Er schien mir Platz geben zu wollen. Einen Platz, den ich sehr mochte, gleichzeitig aber komisch fand, da er mir sehr oft auswich und versuchte mich nie zu berühren. Was unsinnig war. Denn ich hatte keine Angst vor ihm. Kane machte mir keine Angst. Wirklich nicht. Kane machte mir keine Angst.
Auch die Tatsache, dass er mein Gefährte war, machte mir nichts aus. Na ja, zumindest nicht völlig. Ich kannte ihn nicht. Das stimmte. Doch ich hatte noch immer die freie Wahl. Und das war das Wichtigste. Ich konnte gehen, wenn ich wollte, ich konnte aber auch bleiben wenn ich wollte. Und bis jetzt hatte ich noch nicht vor abzuhauen.
Auch nicht in ein Hotel. Dafür wollte ich gerade zu sehr alles über Kane erfahren. Alles über ihn und seine Annahmen.
Das brauchte ich. Sehr. Wirklich sehr.Das Abendessen verlief ruhig. Zu ruhig. Kane schien wie ausgewechselt. Er sprach kaum und schien tief in Gedanken zu sein. Vieles schien ihn zu beschäftigen. Gerne hätte ich ihm gesagt, dass das unnötig war und es mir gut ging, doch er wollte es so haben.
Auch, als ich etwas später anfangen wollte den Tisch abzuräumen, kam er mir zuvor. Er ließ mich nicht arbeiten. Er tat es einfach nicht.
Stattdessen wollte er es auf Biegen und Brechen selbst tun. Also lies ich ihn. Wenn er sich dadurch besser fühlte... das konnte schließlich kaum beeinflussen. Konnte ihn nicht beeinflussen. Zumindest in diesem Moment nicht.Auch später, als ich zurück zum Gästehaus ging, verhielt Kane sich etwas merkwürdig. Als wollte er mir nicht zu nahe kommen. Er brachte mich nicht zur Tür wie das letzte Mal. Gut. Es war ja auch nicht dunkel. Überhaupt nicht. Trotzdem...
Im Bett grübelte ich dann, wie ich das ändern konnte. Wie ich dafür sorgen konnte, dass Kane wieder entspannt in meiner Nähe war. Denn das war es doch, was wichtig war. Dass er sich wieder entspannte. Denn so... so sah ich nun wirklich keine Chance.
Er musste mich nicht so behandeln als wäre ich aus Glas. Denn das war ich nicht. Eindeutig nicht. Ich war ein Mensch. Aus Haut und Knochen. Nicht aus Glas.Zumindest hatte ich das geglaubt. Irgendwie. Und nun... nun hatte ich den Salat. Kane schien zu glauben, dass er mich beschützen musste. Vermutlich vor sich selbst. Aber das war Quatsch.
Denn davor musste er mich nun wirklich nicht schützen. Das konnte ich auch ganz gut alleine schaffen. Wenn ich denn nur wollte. Momentan aber war ich davon überzeugt, dass Kane mir nichts Böses wollte und es auch nicht tun würde. Kane Bennett wirkte nicht wie ein Mann, der sich andere aufdrängte. Sollte ich ihn also nicht wollen, dann würde er es verstehen. Zumindest war es das, was ich glaubte. Das, was ich wusste.
Denn Kane war... Kane war nicht der Bösewicht, der er gerade versuchte zu sein. Er war der Mann, der mir die Entscheidung ließ.Und das war es, was am Ende wichtig war. Dass ich die Entscheidungsgewalt hatte. Und auch weiterhin haben würde. Er wirkte nicht wie jemand, der mir wehtun würde. Auch, wenn er das selbst zu glauben schien. Ich aber wollte es nicht glauben. Konnte es auch nicht glauben.
Trotzdem konnte ich nicht schlafen. Ich wälzte mich hin und her, während draußen noch immer der Wind heulte. Gefährten... Kane und ich waren Gefährten. Einfach so.
In meinem Kopf wollte das noch nicht so wirklich Sinn machen. Allein die Vorstellung... ich konnte es noch immer nicht begreifen. Diese Gedanken hielten mich lange wach. Ich fragte mich, wieso das Schicksal, die Mondgöttin oder wer auch immer entschieden hatte, dass wir gut zusammen passen würden.
Und wieso Kane und ich uns nicht vorher begegnet waren. Kane hatte ein paar Fragen beantwortet und doch schien ich noch so viele zu haben. Meine größte Frage momentan, wieso er so tat, als wäre ich aus Glas.Wieso er mir aus dem Weg ging. Trotzdem würde ich momentan keine Antwort darauf finden. Also musste ich einfach schlafen.
So sehr ich mir das auch sagte, der Schlaf wollte nicht kommen. Stattdessen hörte ich den Wind laut heulen und der Regen prasselte wild gegen die Fenster und das Dach, hielt mich wach und zeigte mir, was ich verpasste. Was ich brauchte. Egal wie oft ich mich hin- und herdrehte, meine Gedanken wollten sich nicht beruhigen. Sie fanden immer wieder zu ihrem Ursprung zurück. Zu der Tatsache, dass ich ungewollt einen Gefährten hatte. Kane war mein Gefährte. Ein Werwolf. Und ich lebte neben ihm.
Das alles schien mir noch sehr surreal zu sein. Unwirklich. Als würde das nie passieren. Doch hier waren wir nun. Er und ich.
Momentan nur ich. Dennoch. Wir mussten das irgendwie klären. Bis lang wusste ich nur nicht wie. Konnte es nicht erklären. Denn wie sollte das gehen? Wie sollte ich das schaffen? Wir das schaffen?
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Her Destiny
WerewolfJuly war sich in ihrem Leben eigentlich immer sicher: Josh würde ihr Ehemann werden. Doch am Anprobetrag ihres Kleides fühlt sich plötzlich nichts mehr gut an. Sie fühlt sich eingeegnt und Fehl am Platz. Alles wird anders und dann steht Kane Bennett...