19. Kapitel

237 26 1
                                    

     Kanes Hand lag plötzlich an meiner Wange und sorgte dafür, dass mein Herz einen wilden Schlag tat. Er fasste mich an. Kane fasste mich an.
     Und seine Berührung war wie ein elektrischer Schock. Ein kleiner, feiner Schock. Doch er fühlte sich gut an. Seine Finger strichen sanft über meine Wange und sein Blick war sanft aber auch verschleiert. Als könnte er sich selbst nicht mehr zurückhalten. Als ginge es nicht anders. Und das mochte ich. Ich mochte es irgendwie. Diese Berührung war... ich wusste nicht, wie ich es nennen sollte. Ich mochte sie.

      »Du musst dir um mich keine Sorgen machen. Ich kann auf mich aufpassen.« Ich rollte mit den Augen. Ich rollte wirklich mit den Augen. Weil ich nicht anders konnte. Ich konnte wirklich nicht anders. Denn dieser Spruch...

     »Das ist doch dumm, Kane. Du bist nicht unsterblich. Das bist du nicht. Und ich darf mir Sorgen machen so viel ich will. Genauso wie du. Denn ich bin auch nicht unsterblich. Also hör auf mit diesem Machospruch.«

     Er seufzte tief. »Du hast recht. Tut mir leid. Du darfst dir Sorgen machen. Aber das müsstest du nicht. Denn sich Sorgen zu machen, das kann einen Nerven kosten. Und ich werde mehr Schutz als du haben. Deswegen ist es nicht ganz so gefährlich. Aber du darfst dir Sorgen machen, wenn du das möchtest.«

     Nun seufzte ich. »Denkst du, dass ich das möchte? Ich kann nur einfach nicht anders. Die Sorgen sind einfach da. Egal was ich denke. Egal was ich versuche. Sie sind einfach da.«

     Seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Und plötzlich schien er entspannter zu sein. Ruhiger. Mit dem Wissen, dass auch ich die Kontrolle nicht mehr zu haben schien.
     So wie er. Denn er hatte gerade die Kontrolle verloren. Und das würde vielleicht auch mir gleich passieren. Irgendwie. Nur wusste ich nicht, was genau ich nun davon halten sollte.
     Denn das war... alles andere als gesund. Alles andere als gut. Es war gefährlich. Zumindest fühlte es sich so an.
     Seine Hand strich weiter über meine Wange, löste warme Schauer aus und sorgte dafür, dass ich mich entspannte. Allein, weil er hier war. Allein, weil er meine Wange berührte. Doch auf der anderen Seite... auf der anderen Seite sollte ich mir das alles nicht anmerken lassen. Ich sollte das alles nicht so empfinden. Ich sollte... ich sollte nicht so empfinden. Oder etwa doch? Gab es eine richtige Zeit um diese Gefühle für jemanden zu empfinden? Ich glaubte nicht daran. Ich glaubte nicht, dass es jemanden gab, der in dieser Sache das Sagen hatte. Denn ich war es, die das Sagen hatte. In diesem Fall aber hatte mein Herz das Sagen.

      Denn es gab mir vor, was ich zu fühlen und zu glauben hatte. Und ich wusste, was das sein würde. Es war mir erlaubt diese Dinge zu fühlen. Und davon wollte ich mich in diesem Moment nicht mehr abhalten. Ich wollte nicht. Ich konnte nicht. Ich musste aufhören mir einzureden, dass es Dinge gab, die ich mir nicht erlauben konnte. Ich musste aufhören mir zu sagen, dass es einen richtigen Zeitpunkt gab um die Gefühle zu einem anderen Mann einfach zuzulassen. Denn das gab es nicht.
     Und das wurde mir mit jedem Moment klarer. Es gab keinen perfpekten Zeitpunkt um jemand Neues zu mögen. Das war ein Hirngespinst der Gesellschaft.
      Es war ja auch nicht so, als würde ich Kane schon tiefgründig lieben. Doch da war etwas zwischen uns. Etwas, das ich erkunden wollte, bevor ich meine Entscheidung traf. Kane musterte mich lange. Und schien nicht ganz zu wissen, wie es in meinem Inneren aussah. Das wusste nicht mal ich wirklich. Es war das erste Mal, dass er sich unsicher zu sein schien. Was ich nachvollziehen konnte. Denn ich selbst wusste ja nicht, was ich dachte. Ich wusste es nicht. Und vermutlich würde ich das auch nicht so schnell.
      Meine Gedanken drehten sich, während ich mich fragte wie Kane das alles bewerkstelligen wollte und wie es weitergehen sollte. Ich wusste nur, dass ich ihn näher kennenlernen wollte. Ich wollte nicht nur, ich musste. Etwas tief in mir verlangte dies. Ich musste ihn einfach kennenlernen. Komme, was wolle.
     Und da war ich mir sicher. Mehr als sicher. Es ging nicht anders. Anders wollte ich es auch nicht.

Her DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt