28. Kapitel

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     Auf der Arbeit geschah zu meinem Glück nichts Ungewöhnliches. Die Leute verhielten sich wieder einigermaßen normal. Fast schon freundlich, jetzt wo sie mich gestern so mit Kane gesehen hatten.
     Andere hatten noch immer Angst und sprachen mich auch gar nicht mehr an. Sie reisten einfach ab, als wäre Kane wirklich so schlimm. Als wäre er die Ausgeburt der Hölle. Dabei sollten sie mal den Werwolf treffen, der unschuldige Menschen tötete, weil sie der Meinung waren, dass seine Gefährtin nicht hätte sterben müssen.
      Max ließ mich zu meinem Glück auch in Ruhe. Vermutlich hatte er begriffen, dass seine Worte alles nur noch viel schlimmer machen würden als es eh schon war und das konnte ich einfach nicht zulassen.
     Ava schien sehr nervös zu sein. Denn der Plan lautete: So tun, als würden wir die Menschen nicht mehr schützen aber es insgeheim doch tun.
     Wir alle wussten, was passieren würde, wenn wir aufflogen. Und ich konnte sehen, dass das niemanden gefiel. Nicht mal Max. Doch es war ein Plan, den jeder von uns einhalten musste. Alle von uns.
      Selbst ich. Ich musste so tun als wäre alles in bester Ordnung und als hätte ich nicht Angst, dass dieser... dieser Teufel es sich anders überlegen würde und mich angreifen würde, nur um es Kane heimzuzahlen.

     Denn man konnte ihm nicht trauen. Das war das Problem. Man konnte ihm nicht trauen und darüber ließ ich auch nicht mit mir streiten.
     Diesem Werwolf war nicht zu trauen. Egal, was andere sagten. Egal was andere behaupteten. Man konnte ihm nicht trauen. Man konnte es einfach nicht.
     Der Tag zog sich unnötig in die Länge. Meine Sorge ließ keine Sekunde nach und immer, wenn die Tür aufging, spürte ich wie mein Herz einen kurzen Schlag aussetzte.
      Als sie aber kurz vor Feierabend aufging, schlug mein Herz wild in meiner Brust, denn niemand anderes als Kane kam durch die Tür, mit einer Rose in der Hand.
     Er trug wie immer ein schickes Hemd, die Ärmel hochgekrämpelt, so dass ich die feinen Adern auf seinem Arm begaffen konnte und eine schwarze Hose, die seine Schenkel betonte und leicht darüber spannte.
     Mit einem Lächeln trat er auf mich zu. Ava grinste von einem Ohr zum anderen, während ich ihn nur begaffen konnte.
     Ich wusste, dass ich aufhören sollte Kane mit Josh zu vergleichen, doch ich fragte mich, wann Josh mich je überrascht hatte auf der Arbeit. Nie. Wann hatte Josh mich damals von der Schule abgeholt? Nie.

     Es waren diese kleinen Dinge, die beide sehr unterschieden und ich... mochte jeden Unterschied. Das tat ich wirklich. Sogar sehr.
     Nun verzogen sich meine Lippen zu einem Lächeln. Ich wollte ihn. Wollte, dass Kane noch näher kam. Er musste einfach. Und dann stand er vor mir. Mit einem warmen Lächeln auf den Lippen.
     Die paar Gäste, die in der Eingangshalle waren, sahen uns alle an. Manche lächelten, andere verzogen das Gesicht. Zu viel Romantik.
     Für mich war es aber genau das perfekte Maß an Romantik.
     Das Herz schlug wild in meiner Brust, während ich in Kanes Augen sah, die ein warmes Funkeln in sich trugen. Das Lächeln auf seinen Lippen strahlte heller als die Sonne und ich fragte mich, ob er genau wusste, welchen Effekt er auf mich hatte. Ob er wusste, was er mit mir anstellte. Mit meinen Gefühlen.
     Denn meine Gefühle waren gerade eine wilde Achterbahnfahrt. Ständig in Aufruhr und... alles kribbelte. Mein Körper kribbelte, als würden tausende Ameisen darüber laufen. So stark war das Kribbeln, das meinen Körper erfasste. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Was ich tun sollte.
     Ich wusste nur, dass Kane das in mir auslöste. Er und niemand anderes. Was lustig war. Denn vor einigen Tagen hatte ich noch Josh heiraten wollen. Na ja, zumindest war ich mitten in den Hochzeitsvorbereitungen gesteckt.
     Jetzt kam es mir so vor als wäre das Wochen her, wenn nicht sogar Jahre. Ich fühlte mich wie ein anderer Mensch. Ein neuer Mensch. Ich war eine neue July. Ich war neu geboren als ich Josh verlassen hatte.

     Ich hatte die alte July hinter mir gelassen. Stattdessen lebte ich nun als die neue July. Und die neue July freute sich über die Rose, die Kane mir hinhielt.
     Eine feine Rose, die Josh mir nur einmal in unserer Beziehung gegeben hatte.
     Kane hatte sogar die Dornen entfernt.
     Das Lächeln, das sich auf meine Lippen stahl, war strahlend und echt. Ich konnte gar nicht mehr anders. Wollte auch gar nicht mehr anders. Mein Herz schlug für ihn. Für ihn allein. Niemand konnte etwas anderes behaupten. Es schlug nur für ihn.
     Und ich wollte nichts anderes. Ich wollte ihn. Brauchte ihn. Am Anfang hatte ich davor Angst gehabt, doch jetzt wurde mir klar, dass diese Gefühle nicht nur von dem Bund zwischen uns kamen. Sie kamen von mir. Alleine.
     Und von ihm. Es war unsere Entscheidung ob wir sie erkunden wollten oder nicht. In dieser Hinsicht war für mich alles klar: Ich wollte sie erkunden. All meine Gefühle für ihn. Alles davon.

Her DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt