17. Kapitel

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      Es war kurz nach 19 Uhr am Abend, als auch der Letzte das Haus verließ und nur Kane und ich zurückblieben. Das Haus sah aus wie... als hätte ein Wirbelsturm hindurchgefegt und alles herausgerissen, was er gefunden hatte.
      Die Tische waren voller Spiele, Teller, Krümeln und Besteck. Der Teppich sah aus als... als hätte er seine besten Tage schon hinter sich gehabt.
     Und ich wusste, was ich nun zu tun hatte. Ich fing an aufzuräumen. Kane hatte allen versichert, dass es schon in Ordnung war, aber Sanders, Ava und Max hatten darauf bestanden zu helfen. Sie waren nur kurz nach draußen gegangen, weil Ava etwas im Auto verstauen hatte wollen und Sanders war irgendwo auf Toilette verschwunden.

     »Ich hoffe, dass es dir nicht zu viel war. Ich kann mir gut vorstellen, dass es harte Arbeit ist sie alle auf einmal kennenzulernen. Denn sie können ganz schön laut und manchmal auch aufdringlich sein.«

     Kane schien sich immer Sorgen zu machen. »Kane, es ist alles gut. Wirklich. Mach dir keine Sorgen. Wenn es mir zu viel gewesen wäre, dann wäre ich gegangen. Doch es war mir nicht zu viel. Wirklich nicht. Mir geht es gut.«
     So etwas wie Erleichterung huschte über seine Züge und seine Lippen verzogen sich wieder zu einem sanften Lächeln.
      Er schien etwas sagen zu wollen, doch sein Blick glitt an mir vorbei zu Tür, die sich etwas später auch öffnete. Ava und Max kamen herein und beide stritten sich. Mal wieder.
     Avas Dreadlocks wippten auf und ab, bei jedem Schritt, den sie tat und ihre grün-braunen Augen glühten vor Wut auf ihren Bruder, der wohl versuchte sie mit irgendetwas zu beschwichtigen.

     »Ich habe dir doch gesagt, dass ich deine Sachen nicht angerührt habe. Ich habe deine CD sicher nicht verlegt.«

     Avas Körper schien vor Wut zu beben.

     »Ach ja? Und warum ist dann deine Rockmusik im CD-Player, während meine CD von BTS fehlt? Hm? Ist dir überhaupt klar, wie viel das Album gekostet hat?«

     Max rollte mit den Augen, als würde Ava gerade grundlos durchdrehen.

     »Keine Ahnung. Ich habe deine CD wieder aufgeräumt und sicher nicht verlegt. Und überhaupt, du bist 25. Du solltest aufhören Boybands zu mögen. Außerdem ist das nur K-Pop. Du könntest so viel besseres hören.«

     Eigentlich mischte man sich nicht in die Diskussionen von anderen ein. Aber meine Wut drohte jeden Moment ins Unermessliche zu steigen.
     Auch Sanders, der gerade vom Klo kam, sah Max so an, als wollte er ihn erwürgen. Und das sehr langsam und qualvoll.
     Doch Ava brauchte niemanden, der für sie einstand. Das konnte sie schon selbst gut genug. Denn sie ging auf Max zu und baute sich vor ihm auf, obwohl sie kleiner als er war. Es schien ihr aber nichts weiter auszumachen.
     Denn sie sah ihn an, reckte das Kinn und sagte: »Ich kann mögen was ich möchte und wenn ich die CD nicht finde, dann wirst du mir eine neue kaufen. Hast du das verstanden? Denn du hast sie verloren. Und darüber diskutiere ich auch nicht mehr.«

     Max schien etwas sagen zu wollen, doch was immer er in ihren Augen sah und vielleicht in seinem Kopf hörte, brachte ihn dazu es dann doch lieber zu lassen. Denn was würde er auch schon davon haben? Richtig. Nichts. Er würde nichts davon haben. Jedenfalls nicht viel. Denn Ava hatte ihre Meinung und würde diese verteidigen.
     Koste es, was es wolle. Da war ich mir absolut sicher.

     »Ich werde sie schon finden«, war alles, was Max noch sagte, ehe er sich daran machte den ersten Tisch abzuräumen. Ganz beschäftigt tat er so, als müsste er sich dabei ganz stark konzentrieren, während Ava ihn mit zusammengekniffenen Augen beobachtete. Sanders tat das Gleiche. Er wirkte nicht besonders glücklich darüber, wie Max mit seiner Schwester gesprochen hatte.

     Besonders, weil er sich nun so verhielt. Kane musterte das Geschehen ebenfalls, schien aber nicht eingreifen zu wollen. Er wollte es nicht. Wollte nicht eingreifen. Weil er wusste, dass Ava sich selbst helfen konnte.
     Das hatte sie gerade bewiesen. Ava stand für sich selbst ein und brauchte die Hilfe von uns anderen nicht. Trotzdem wollte ich in ihrer Nähe bleiben, falls ihr toller Bruder mal wieder etwas sagte.
     Und mir fiel ein, dass ich mich ab morgen ebenfalls damit herumschlagen musste. Mit seinen Kommentaren. Bei der Vorstellung wurde mir die Kehle eng und ich spürte einen leisen Anflug von Wut, doch ich unterdrückte ihn und sagte mir, dass ich das schaffen würde.
     Um Max also nicht doch zu erwürgen, machte ich mich mit Kane den notdürftig aufgestellten Biertisch abzuräumen.

Her DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt