29. Kapitel

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     Panik schnürte mir die Kehle zu, als ich langsam verstand, dass sie hier waren und uns keine Zeit blieb uns darauf vorzubereiten. Uns blieb einfach keine Zeit. Egal wie wir versuchten es zu drehen. Sie waren hier. Sie waren wirklich hier. Hier bei uns. In unserer Nähe. Und das war... schrecklich.
     Was... was sollten wir nun tun? Ich wusste es nicht. Hatte keine Antwort. Ich wusste nicht, wie das gehen sollte. Wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wusste es nicht. Niemand schien das zu wissen.
     Sie würden uns angreifen. Mich angreifen. Sie wollten meinen Tod. So hatte ich mir mein neues Leben nicht vorgestellt. Doch es war auch nicht Kanes Schuld. Es war die Schuld der Rogues.
     Eine kleine Hoffnung von mir bestand darin mit ihnen reden zu können. Vielleicht... vielleicht konnte ich sie umstimmen. Ich wusste es nicht. Wusste nicht, wie das gehen sollte. Wie es funktionieren sollte. Ich wusste es einfach nicht.
     Meine Gedanken drehten sich wild im Kreis. Immer schneller. Da. Eine Hand, die sich um meine schlang und mich mit sich zog... in die Dunkelheit hinein. Immer weiter. Immer schneller. Nein. Keine Hand, die mich in die Dunkelheit zog. Eine Hand, die meine sanft drückte und mir den Halt gab, den ich brauchte. Kanes große, warme, raue Hand. Ich blinzelte gegen den Nebel der Panik an und versuchte ruhig zu bleiben. Es wollte mir aber nicht so ganz gelingen. Im Gegenteil.
     Ich spürte die Klauen der Panik noch immer. Spürte sie tief in mir. Spürte, wie sie mich erreichten und in den Tunnel der dunklen Gedanken ziehen wollten.

     Meine Gedanken... sie wurden dunkler und ich sah bereits vor mir, was alles passieren würde. Was alles passieren konnte. Denn es konnte alles passieren. Wir konnten sterben. Wir alle... wir alle konnten sterben. Einfach so. Nur weil da draußen jemand herumlief und dachte er müsste uns seine Meinung aufdrücken. Weil ihm danach war. Mir war allerdings nicht danach. Überhaupt nicht danach. Das wollte ich nicht.
     Kane sah mich an und ein kleines Lächeln zog seine Lippen nach oben, vermutlich weil er versuchte mich zu beruhigen. Die Sorge in seinen Augen aber verriet ihn. Es verriet mir was er dachte. Was er fühlte. Auch er sorgte sich. Auch er hatte Angst. Er hatte große Angst. Genau wie wir alle. Und das war in Ordnung.
     So weit ich das eben beurteilen konnte. Seine Lippen bewegten sich, doch ich hörte nicht was er sagte. Ich hörte nur das Rauschen in meinen Ohren. Dieses verdammte Rauschen, dass einfach nicht verebben wollte. Es war noch immer da. Laut und deutlich.
     Genau wie die Panik, die sich langsam weiter in mir ausbreitete wie ein Virus. Die Panik schlug ihre dunklen Krallen überall hinein. In meine Gedanken, in meinen Körper. Überall. Es hatte alles einfach keinen Sinn. Und würde wohl auch keinen Sinn mehr machen.

     Leider. Das Atmen fiel mir so verdammt schwer. Alles fiel mir so schwer. Ich wusste nicht, was wir tun sollten. Was wir tun würden müssen. Und ich hörte die anderen noch immer nicht reden. Hörte nur das Rauschen in meinen Ohren.
     Kane sagte erneut etwas, die Sorge in seinen Augen so stechend wie nie zuvor. Vermutlich weil ich ihn nicht hören konnte und dementsprechend nichts antwortete. Ich antwortete nicht. Wusste nicht, was ich erwidern sollte. Weil ich ihn ja auch nicht gehört hatte und noch immer nicht hörte. Ich hörte es nicht.
     Die Panik hatte mich in ihren Klauen und die Wände schienen immer näher zu kommen. Immer näher und näher. Sie schienen mich zu erdrücken. Schienen mir die Luft abzusaugen.
     Vor meinen Augen begannen schwarze Punkte zu tanzen. Immer weiter und weiter. Immer mehr und mehr. Ich wollte das nicht. Ich wollte meine Ruhe. Wollte keine Panikattacke. Doch ich hatte sie. Die Panik schnürte mir die Kehle zu.
     Bis ich kaltes Wasser in meinem Gesicht spürte. Keuchend schreckte ich auf und hob den Blick. Kane sah mich an. Sein Blick war fast schon unsicher. Leicht verwirrt.
     Und in Sorge. Die Panik hatte mich losgelassen. Ich spürte ihre Klauen nicht mehr. Ich war viel zu sehr in meinen Gedanken versunken gewesen. Viel zu sehr. Jetzt aber war alles gut. Ich konnte wieder atmen, ohne das Gefühl zu haben, dass meine Lunge zusammengepresst wurde. Das wollte ich auch nicht. Konnte damit nicht leben.

Her DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt