23. Kapitel

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     Drei weitere Tage zogen ins Land, in denen nichts passierte. Die Fährte der Werwölfe schien sich in Luft aufgelöst zu haben und das Rudel tat sich schwer noch irgendwelche Hinweise zu finden.
     Auf der Arbeit hatte ich mich noch immer nicht wirklich eingelebt. Ava gab sich alle Mühe Max von mir fernzuhalten, doch er schaffte es immer wieder einen Fehler zu finden. Egal wann, egal wo. Max fand einen. Und selbst wenn er an den Haaren herbeigezogen war. Er war da.
     Jedes Mal sagte ich ihm, was ich davon hielt und ich das ich nach vier Tagen hier sicher nicht perfekt sein konnte, doch das schien ihn nicht zu interessieren.
     Sehnsüchtig warf ich einen Blick auf die Uhr. Nur noch zwei Stunden, dann konnte ich endlich wieder gehen. Konnte in das Auto steigen und zurück zu Kane fahren.
     Seit der Sache mit den drei Werwölfen lebte ich bei ihm im Haus. Er hatte das Thema zwar nicht direkt angesprochen, doch ich hatte ihm angesehen, dass er so ruhiger war, wenn ich in kurzer Reichweite war.
     Natürlich würde er hören, wenn ich angegriffen werden würde, doch die Distanz zum Gästehaus war größer. Und es war... nicht schlimm.
     Eine freiwillige Entscheidung, die ich getroffen hatte. Fürs Erste. Ich konnte jederzeit ins Gästehaut zurück. Das wusste ich. Bis jetzt aber fühlte ich mich wohl mit Kane unter einem Dach. Er war sehr rücksichtsvoll. Er nahm seinen Raum ein und ließ mir gleichzeitig aber meinen Raum. Er drängte mich nicht zu sehr.

     Er war da und wartete immer darauf, dass ich zu ihm kam. Außer er fragte mich nach etwas. Heute war ich mit Staubsaugen dran. Kane hatte sich eine Weile dagegen gewehrt, dass ich etwas im Haushalt tat, doch ich lebte praktisch umsonst bei ihm. Er wollte ja sogar den Sprit zahlen, den ich brauchte.
     Und das war dann... zu viel gewesen. Einfach zu viel.
     Bei dem Gedanken, Kane bald wieder zu sehen, spürte ich ein Kribbeln im Bauch. Seit dem Date hatte sich zwischen uns beiden etwas verändert. Was genau, konnte ich nicht ganz sagen. Doch ich hatte nun nicht mehr so eine große Angst vor meinen Gefühlen. Denn ich gab ehrlich zu, dass da etwas war.
     Ob es nun von dem Seelenbund kam oder nicht, da war etwas, das ich erforschen, erkunden wollte. Denn nicht einmal Josh hatte diese Gefühle früher bei mir ausgelöst. Nicht einmal Josh. Und das mochte etwas heißen.
     Der Gedanke an Kane war gerade das Einzige, das mich durch den Tag brachte. Heute waren... die Kunden nicht besonders freundlich. Viele von ihnen hatten es furchtbar eilig hier weg zukommen, nach dem die die Nachrichten gelesen hatten, andere wiederrum behandelten mich wie Dreck und fanden es nicht gut, dass ich hier arbeitete anstelle von Ava.

     Meine Stimmung war dadurch an ihrem Tiefpunkt. Im Keller, wo es sehr kalt war. Max hatte auch noch seinen Senf dazu gegeben und das war... na ja... schrecklich.
     Zwar hatte ich darauf entsprechend reagiert, doch trotzdem war ich nun hier. Saß ich nun hier und wusste nicht so ganz, was ich damit anfangen sollte. Wie ich damit umgehen sollte. Alles drehte sich. Es drehte sich und ich wusste nicht, was ich tun sollte.
     Es dauerte, bis ich realisierte, dass sich die Welt wirklich drehte. Bis ich feststellte, dass ich etwas auf den Beinen schwankte und mich auf den Hocker fallen ließ, der mit einem Knarzen laut protestierte, aber nicht unter mir nachgab.
     Ich saß hier und starrte auf den Bildschirm vor mir. In meinem Kopf drehte sich alles, mein Körper zitterte leicht... Mein Mund war so trocken. Blind griff ich nach meiner Wasserflasche und nahm einen tiefen Schluck daraus, in der Hoffnung, dass alles besser werden würde.
      In den letzten drei Tagen hatte ich kaum ein Auge zugetan und viel getrunken hatte ich heute auch noch nicht. Es war einfach so viel los in meinem Kopf und immer, wenn ich Max sah, fragte ich mich, ob er gleich wieder ausrasten würde oder ob er nett zu mir sein würde. Meistens war er alles andere als nett.
      Und dazu kam, dass alle der Meinung waren, dass Vivian und Josh etwas mit den Werwölfen zutun hatten. Und dass Vivians Vater deswegen diese ganzen Interwies gab. Denn er hatte vier weitere Interviews gegeben, in denen er erklärte, wieso er das ortansässige Rudel verdächtigte.

Her DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt