Ava und Sanders sahen auf, als Kane und ich das Haus betraten. Sanders legte den Kopf schief, als er sah, dass ich aus den Schuhen schlüpfte, Kane mich dabei aber nicht losließ. Seine Hand lag noch immer auf meinem Rücken, warm und bestimmend.
Er würde die Hand dort auch nicht wegnehmen. Das würde er nicht.»Kane... Solltest du uns nicht sagen, was passiert ist?«, fragte Sanders. Kane stieß ein leises, warnendes Knurren aus, doch Sanders wich nicht zurück. Der Beta zeigte Rückrat und blieb dort wo er war. Er blieb stehen und sah Sanders an, zeigte ihm, dass er nicht weichen würde. Er würde nicht weichen.
Nein, das würde er nicht. Er würde nicht aufhören. Er würde erst gehen, wenn er Antworten hatte. Und das konnte ich verstehen.
»Na gut«, knurrte Kane und klang dabei wie ein grummeliger Teddybär. Ein leises Lachen schlüpfte über meine Lippen, ehe ich es in meinem Mund gefangen halten konnte. Ava und Sanders sahen mich an und auch der Blick von Kane brannte auf mir. Ein unschuldiges Grinsen zupfte an meinen Lippen und ich rührte mich nicht weiter.
Stattdessen folgte ich Kane dann ins Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch fallen ließ. Schweigen hüllte uns alle ein. Es wirkte nicht so, als hätte Kane vor bereits anzufangen uns etwas zu erzählen.
Er schwieg. Sein Blick glitt aus dem Fenster, als könnte er dort noch die anderen Werwölfe sehen, die ihn verfolgt haben. Als könnte er klar vor Augen sehen, was passiert war. Schon befürchtete ich, dass er nur in Gedanken sprechen würde.
Damit ich es nicht hören würde. Dann aber sagte er: »Bis jetzt weiß noch niemand, wie sie es an der Grenze vorbeigeschafft haben. Aber sie haben es und wollte wohl zu mir. Nachdem ich July bei der Hütte rausgeworfen habe, bin ich weiter gefahren. Sie sind mir natürlich gefolgt. Bis auf einer. Der ist wohl euch gefolgt eine Weile, bis er dann auch mir gefolgt ist. Irgendwann bin ich ausgestiegen und habe mich ihnen gestellt, doch sie haben... nichts gemacht. Am Anfang. Sie standen in ihren Wolfsgestalten um mich herum und nein, ich habe leider keinen von ihnen erkannt. Leider. Da war nichts, was ich hätte erkennen können. Niemand, der mir etwas sagte. Bis einer sich verwandelt hat. Auch ihn kannte ich nicht. Jedenfalls nicht sofort. Bis es klick machte.«Kane holte tief Luft und sah sie alle an. »Das Kirkwood Rudel hat vor einem Jahr einen Mann gehen lassen, der den Seelenbund einem Menschen aufgedrängt hat. Das Mädchen wollte es nie und hat sich... sie hat sich umgebracht und er wurde aus dem Rudel geworfen. Und durfte nie zurückkommen. Er hat mich nur angesehen und meinte, dass ich vorsichtig sein soll. Dass wir uns nicht einmischen sollen. Denn er hat noch eine Rechnung mit den Menschen offen und das sei eine Sache unter ihm und den Menschen. Er will, dass wir uns raushalten, sonst tut er uns allen weh.«
Mir wurde eiskalt und das Blut in meinen Adern schien zu Eis zu erstarren. Nein. Bitte nicht. Nein. Die Vorstellung, dass das Mädchen sich umgebracht hatte, und dass das den Werwolf kein bisschen interessierte...
Er hatte sich ihr aufgedrängt, sie vermutlich gewaltsam markiert und mit ihr geschlafen. Der wenige Mageninhalt, den ich noch hatte, drehte sich in meinem Magen um und schien jeden Moment rauskommen zu wollen.
Meine Finger krallten sich in den Stoff der Couch, die unter mir nachgab. Und jetzt? Was war jetzt das Ziel? Wieso hatte er es auf Menschen abgesehen?Ava schien sich das gleiche zu fragen, denn sie sagte: »Ich verstehe nur nicht, was er jetzt von den Menschen will.«
Kanes Hand legte sich auf meine, die sich in die Couch krallte und streichelte sie sanft. Sofort floss erneut eine Welle der Ruhe durch mich hindurch, die Angst aber hatte sich so fest in mich genistet, dass sie blieb.
»Das hat er nur damit gerechtfertig, dass diese Menschen sie kannten und auf Instagram oder Facebook oder TikTok sich dazu geäußert hätten, wie traurig die Geschichte sei und dass sie nicht verstehen könnten, wie man so etwas machen kann. Er jagt alle, die sich böse gegen ihn geäußert haben.«
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Her Destiny
WerewolfJuly war sich in ihrem Leben eigentlich immer sicher: Josh würde ihr Ehemann werden. Doch am Anprobetrag ihres Kleides fühlt sich plötzlich nichts mehr gut an. Sie fühlt sich eingeegnt und Fehl am Platz. Alles wird anders und dann steht Kane Bennett...