4. Kapitel

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Sterne bedeckten den Nachthimmel als ich aus dem Dschungel trat. Unzählige bedeckten das dunkle Firnament und in der Mitte, fast genau über meinem Kopf konnte man ein Band erkennen, wo die Sterne dichter beieinander standen. Wenn man genau hinsah konnte man die Unterschiede zwischen den Sternen erkennen. In solchen klaren Nächten kletterte ich gerne auf die Spitze des Berges um sie zu beobachten. Es war beruhigend zu wissen dass die die Sterne, egal was passierte, jede Nacht wieder kommen würden. Auch wenn man sie nicht sehen konnte waren sie da. Es gab nicht viel was so fest in meinem Leben verankert war.

Jeden Augenblick konnten Rivalen Kosar, Keon und Tao vertreiben und mein Rudel übernehmen. Die Savanne und der Dschungel waren nie gleich, und das Wetter genau so wenig. Der Mond änderte sich ebenfalls, wenn auch immer auf die selbe Weise.

Nur die Sonne und die Sterne waren jeden Tag zu sehen. Es sei denn es hingen Wolken davor, was nicht besonders oft vorkam, es sei die Regenzeit war angebrochen. Und selbst dann konnte man ihre blassen Strahlen durch die Wolkendecke dringen sehen. Wie schräge Säulen standen sie dann auf der Savanne und schienen durch das Grau des Regens hindurch.

Ich kletterte die Felsen hinauf. Früher hatte ich Ewigkeiten dafür gebraucht und am Ende hatte es sich angefühlt als würden meine Arme und Beine brennen. An die Zeit dafor konnte ich mich kaum erinnern. Nur an das Gefühl von weichem Fell auf meiner Haut und ständigem Hunger. Und an den Brüllenden Schmerz als Kosar mich in die Schulter gebissen hatte weil ich auf ihn gefallen war. Das hatte mich gelert dass Löwen nicht so weich und kuschelig waren wie sie aussahen, und das die Welt nicht der grenzenlose Spielplatz war, für den ich sie gehalten hatte.

Meine Welt bestand damals aus der dunklen Höhle und den hellen, rötlichen Felsen dafor. Es gab weder den Fluss noch andere Wesen. Und damals war es für mich noch eine Selbstverständlichkeit anders zu sein. Heute wünschte ich mir es wäre anders. Ich liebte alles was ich mit diesem Körper anstellen konnte, was die anderen nicht konnten. Klettern, auf zwei Beinen laufen, und die unzähligen anderen Fähigkeiten, aber wäre ich ein richtiger Löwe, wäre vieles leichter.

Ich schüttelte den Kopf. Manchmal hatte ich diese Gedanken, die zwar durchaus interessant waren, aber mich im Leben nicht weiterbrachten. Sie halfen mir die Welt zu verstehen, zumindest ansatzweise, warfen aber gleichzeitig immer neue Fragen auf. Und Essen oder anderes konnten sie auch nicht besorgen. Die Bananen hatte ich mit meinen bloßen Händen gepflückt, nicht mit meinen Gedanken. Und Wünsche brachten einen genauso wenig weiter. Sie lenkten einen nur ab.

Ich wickelte die restlichen Früchte in eines der großen Blätter unter denen ich auch den Bogen aufbewahrte. So würden sie bis mindestens Morgen frisch bleiben und nicht gleich von Mücken und anderen Insekten umschwärmt sein. Dann trat ich in die große Höhle.

Die Stimmung war angespannt. Ähnlich wie beim Gewitter. Aber jetzt richtete sich die Spannung gegen die einzelnen Rudelmitglieder und nicht gegen die Natur und das Wetter. Tao lag ganz hinten und fauchte als ich die Höhle betrat. Vern strich an den Wänden entlang, ihr Fell war gesträubt und sie bleckte die gewaltigen Zähne. Kosar und Keon knurrten sich an. Inkani wirkte angespannt ihre Krallen waren ausgefahren, ihr Maul standn offen. Ihr Blick huschte umher und registrierte jede einzelne ewegung. Fayi und Shelva lagen nebeneinander, dicht am Eingang, ihre Schwänze zuckten. Anori und Naruna konnte ich nicht sehen. Entweder sie waren draußen oder sie lagen neben Tao, was ich bezweifelte. Er knurrte als Same und Juka auf ihn zu liefen. Die Jungen waren die einzigen die herum tollten als hätte es das Gebrüll der Fremden Löwen nicht gegeben. Es waren eben noch Junge.

Ich setzte mich an den Rand der Höhle um, falls es zu einem Streit kam, flüchten zu können. Wenn die Löwen anfingen zu Kämpfen war es tödlich in ihrer Nähe zu bleiben. Auch wenn es sich um mein Rudel handelte, ich würde auf jeden Fall den Kürzeren ziehen. Selbst Fayi, die wesentlich Jünger war als ich, könnte mich müheloß besigen, jetzt wo sie ausgeruht und gesättigt war.

Nura, Same und Juka liefen auf mich zu und fingen an auf mir herum zu klettern. Ich spielte selten mit den Jungen, aber im Moment war ich das einzige Rudelmitglied dass sie nicht anknurrte wenn sie ankamen. Same schlug nach meinem Arm und ich stupste sie in die Seite. Sie quitschte und ich warf sie auf den Rücken. Ihre weichen Pfoten landeten in meinem Gesicht. Nura kletterte auf meinen Rücken. Ihre Krallen gruben sich in meine Haut und ich zuckte zusammen, aber ich ließ in ihn Ruhe. Erst als er anfing an meinen Haaren zu zerren schüttelte ich mich und er fiel runter. Mit einem leisen Fauchen schlug er nach mir und ich knurrte spielerisch zurück. Er stürtzte sich auf mich und biss mich in meinen Arm während ich an seinem Ohr zerrte.

In solchen spielerischen Kämpfen lernten Löwen, wie sie zu Kämpfen und zu Jagen hatten. Wie sie sich an ihre Beute heran schlichen und wie sie sich mit anderen Löwen verhalten sollten. Ich konnte Nuras kraft schon spüren. Vor einem Monat war sein Fell an den Beinen noch deutlich fleckiger gewesen und ihre Pfoten waren ungenau und kraftlos gewesen. Jetzt spürte ich die wilde Kraft eines Raubtiers hinter seinen Schlägen, obwohl die Trockenzeit noch nicht mal richtig angefangen hatte. Die Jungen waren erst vor ein paar Monden auf die Welt gekommen, und waren seitdem mit jedem Tag kräftiger, stärker und größer geworden. Wenn sie die Trockenzeit überstanden, hätten sie den schwierigsten Teil ihres Lebens hinter sich gebracht.

In der Trockenzeit gab es wenig Wild, hauptsächlich Elefanten durchquerten die Savanne, und diese zu Jagen war mehr als wagemutig. Je länger die Trockenzeit andauerte, dessto früher verschwanden die Büffelherden, und dessto später kehrten sie zurück. Die Spanne dazwischen musste das Rudel sehen wie es zurechtkam. Die Jungen verhungerten oder verdursteten zuerst, da sie am schwächsten und am entberlichsten waren. Die Natur war grausam. Nur der Stärkste überlebte.
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Also zuerst, vielen, vielen Dank an MaggiScherbenmond, für ihr wunderbares Cover.
Es ist absolut perfekt. Genauso wie die anderen die sie mir gemacht hat. (zu sehen in ihrem Coverbuch)

Da bald Ferien sind, habe ich jede Menge Zeit zu schreiben. Ich versuche mindestens jeden dritten Tag zu schreiben.
Irgendwann sind wir zwei Wochen weg, also nicht wurdern oder so.
Ich vermute wir haben da kein Internet.
Danach wirds aber jede Menge zu lesen geben.
Schöne Ferien mit viel Sonne und je nach dem Schnee/Wellen/schönem Wetter und so weiter
:D

Rote Sonne Die Löwen von AkanaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt