12. Kapitel

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Die Zeit verstrich, ohne das ich es wirklich warnahm. Ich starrte einfach auf die Gräser und dachte an nichts. Aber die Ruhe die sich sonst immer einstelle wollte nicht kommen. Ein Gefühl der Dringlichkeit beherrschte mich. Als müsste ich gleich aufspringen und Jagen, Kämpfen, irgendetwas tun.

Ich bekam kaum mit, wie die Anderen vorsichtig umherliefen. Immer alleine, vorsichtig und still. Niemand sagte etwas. Selbst die Jungen waren still. Vielleicht hatten sie aber auch einfach keine Kraft mehr.

Dann riss Kosars Brüllen uns alle aus der Lethargie.

Ich sprang auf, Inkani preschte fauchend aus der Höhle und Shelvas Kopf hob sich ruckartig mit winzigen Pupillen aus dem Busch an dem sie geschnuppert hatte. Kosar brüllte ein weiteres Mal, dann lief er knurrend auf und ab und wartete bis alle kamen. Die letzte war Naruna die sich von der südlichen Kralle herschleppte. Ihre Knochen stachen deutlich unter ihrem hellen Fell hervor.

Kosar grollte ein weiteres Mal, sein Schwanz peitschte durch die Luft. Muskeln spielten unter dem Narbenbedeckten Fell und den halb verheilten Wunden als er sein Maul aufriss und knurrte: "Wir gehen Jagen. Jetzt!"

Anori fauchte und drehte den Kopf weg. Tao und Keon begannen gleichzeitig zu knurren und Shelva duckte sich fauchend. Ich schlich langsam nach hinten. Jagen. Jagen war sinnvoll, wir alle brauchten Fleisch, aber wir müssten bis zum Fluss wandern um die Chance zu haben auf Beute zu treffen und der Weg war weit. Ganz abgesehen davon, dass in der Verfassung in der sich das Rudel befand Jagen beinahe unmöglich wäre. In letzter Zeit hatten wir viel Glück gehabt. Der Büffel und das Gnu waren leicht zu reißen gewesen. Ganz abgesehen von der Antilope die ich erlegt hatte. Aber jetzt, wir konnten froh sein wenn wir es alle lebend bis zum Fluss schaffen würden.

Kosar brüllte ein weiteres Mal. "Wir gehen Jagen! Jetzt!" Sein Grollen war mehr zu spüren als zu hören. Ein tiefer viebrierender Laut der über die Savanne hallte.

Vorsichtig schlich sich Anori an Tao und Keon vorbei die noch immer fauchten und ihre Krallen ausgefahren hatten, tappte in einem Bogen und mit gesenktem Kopf und Kosar herum auf die Felsen zu und machte sich an den Abstieg. Naruna folgte ihr etwas langsamer. Dann stand auch Shelva und mit ihr Inkani auf. Ich folgte den Beiden, die Entscheidung war gefallen.

In einer entmutigenden endlosigkeit erstreckte sich die Savanne vor mir. Ich war die letzte. Meine Beine hatten schmerzhaft protestiert als ich die Felsen hinabgestiegen war, dann war ich noch kurz in den Dschungel gehastet um etwas zu trinken. Das letzte Mal hatte ich die Ebene auf dem Rücken eines Löwen überquert, nun stand ich auf eigenen Beinen.

Ich ging los. Es blieb mir wenig anderes übrig. Natürlich konnte ich wieder versuchen im Dschungel etwas essbares finden, zur not wusste ich auch noch so ungefähr wo ich die Melone zurückgelassen hatte, aber das Rudel brauchte mich. Oder vielmehr, ich brauchte das Rudel. Der Zusammenhalt zwischen den Löwen begann zu zerfallen, wir alle spürten es. Und ich musste einfach bei ihnen bleiben. Ich musste einfach. Einen wirklichen Gund gab es nicht.

Außerdem schätzte ich die Chancen im Dschungel erneut Nahrung zu finden und unverletzt wieder heraus zu kommen äußerst gering ein.

Meine Beine begannen bereits nach wenigen Schritten zu schmerzen und die Hitze der Sonne setzte mir zu, auch wenn es Nachmittag war und sie lange nicht so kräftig war wie vorhin. Ich hinterließ deutliche Spuren in der trockenen, roten Erde. Die oberste Schicht war durchzogen von feinen Rissen.

Es erinnerte mich an das vollkommen ausgetrocknete Flussbett im Winter letztes Jahr. Damals hatte das ganze Rudel unter dem Wassermangel und dem darauf folgenden Beutemangel schwer gelitten. Nur zwei Junge, Akono und Fayi hatten überlebt. Und jetzt waren beide tot. Dabei hatte es viele Junge gegeben, aber die Trockenzeit war hart und grausam. Besonders zu solchen die nicht stark genug waren. Aber nicht nur die Jungen hatte es getroffen. Nur einer von denen die im Jahr vorher geboren worden waren hatte überlebt. Und auf der Anderen Seite des Dschungels, von dort wo der Fluss herkam, hatte es schon lange keine Rufe oder Markierungen des Rudels gegeben, das dort lebte. Oder gelebt hatte. Vielleicht war es weitergezogen. Ich glaubte nicht daran.

Ich sah auf. Der Horizont war kein Stück näher gerückt. Ich weigerte mich, mich nach dem Berg hinter mir um zu sehen um nicht zu verzweifeln. Für lange Strecken war ich nicht geschaffen. Aber ich war nicht die einzige die diese Strecke zum ersten Mal und alleine gehen musste. Nura und Same, die beiden letzten verbleibenden Jungen waren alt genug um mit auf die Jagt zu gehen. Sie mussten lernen um später mit dem Rudel als vollwertiges Mitglied Jagen zu gehen. Die beiden reichten mir bis knapp übers Knie und waren entsetzlich mager. Same humpelte. Nura lies den Kopf hängen ihre Zunge schleifte beinahe über den Boden. Die beiden waren die letzten. Ich beschloss hinter ihnen zu bleiben. Auch wenn es nichts viel bringen würde. Ich konnte und durfte ihnen nicht helfen. Das Rudel konnte niemanden gebrauchen der es nicht einmal bis zur Beute schaffte.

Auf der Seite des Dschungels mit dem kleinen Fluss, war das Grün viel tiefer und wie mir erschien auch älter. Urwald auf der anderen Seite erschien mir jung, er franste in Richtung Fluss immer weiter aus und verschwand schließlich vollständig um den üblichen Bäumen der Savanne Platz zu machen. Auf der anderen Seite erstrecktes ich der undurchdringliche Urwald bis hin zum Fluss und daran entlang. Von der höchsten Spitze des Berges aus gesehen ging er bis über den Horizont, während das Ende des Anderen sichbar war.

Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Es war so heiß! Meine Arme, mein Nacken und meine Beine, eigentlich alle meine sichtbare Haut waren rot und verbrannt von der Sonne. Und das obwohl ich mich drei Tage lang im Dschungel aufgehalten hatte. Die Sonne jetzt machte alles nur noch schlimmer. Meine Haut reagierte emtpindlich auf alles. Die Spitzen der Gräser brannten auf einmal und meine Haare kratzen empfindlich. Ich knurrte. Die anderen hatten es besser. Ihr Fell schützte sie und in den kalten Nächten in denen ich mich zitternd zusammenrollte hielt es sie warm.

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Hallo.
Ich versuche jetzt wieder jeden Sonntag zu uploaden (:
Tut mir leid, dass ich so lange weg war, liebe Grüße

Rote Sonne Die Löwen von AkanaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt