12. Kapitel

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Ich hielt ein wenig nach rechts. Dort hatten wir das letzte Mal gejagt. Dort stand auch ein kleiner Baum. Ich hoffte auf die Anderen zu treffen. Oder besser über sie zu stolpern, denn in meinem Zustand bekam ich kaum etwas mit. Der frische Wind hatte mir kurzzeitig geholfen, aber ich spürte genau wie ich an das Ende meiner Kräfte gelangte. Meine Beine drohten ein zu knicken. Die Schmerzen wurden beinahe unerträglich. Aber ich konnte nicht jetzt, so kurz vor dem Ziel aufgeben, auch wenn alles in mir danach schrie sich einfach auf den Boden zu legen und auf Hyänen zu warten.
Nura. Same. Nura. Same. Ich wiederholte die Namen wie ein Mantra. Ich musste ihnen helfen. Sie waren noch nie hier. Sie hatten keinerlei Ahnung wo sie hinmussten. Wo der Fluss war. Auf der linken Seite sackte der Fluss etwas ab. Er wurde dort von Abhängen begrenzt. Wer dort herunterfiel, starb. Hin und wieder gab es Schlammgruben. Ich hatte gelernt sie zu erkennen. Nura und Same würden darin versinken.
Mein Kopf fühlte sich an als hätte ihn ein Leopard zwischen dir Kiefer bekommen. Trotzdem musste ich den Horizont und die Schwärze vor mir absuchen. Wir mussten dringend auf das Rudel treffen. Selbst ein einzelner Wildhund könnte uns in diesem Zustand mühelos töten. Wir waren vollkommen ungeschützt. Ich wusste ich sollte meinen Bogen hervorholen, aber selbst bei dem Gedanken daran schmerzten meine Arme stärker.
Irgendwo vor uns musste sich der Baum befinden. Ich lief automatisch langsamer, da ich fürchtete gegen ihn zu laufen. Aber den Baum würde ich noch erkennen wenn er direkt vor mir stand. Seine schwarze Siluette würde sich vor dem Horizont abheben.
Vielleicht war ich aber schon an ihm vorbeigegangen. In diesem Zustand konnte ich meinem Orientierungssinn nicht vertrauen. Erst recht nicht bei Nacht. Ich erwartete auch halb jeden Augenblick auf Wasser zu stoßen. Dabei wusste ich genau dass der Fluss nicht direkt vor mir lag. Die Geräusche und Gerüche waren nicht kräftig genug und der Boden unter meinen Füßen zu trocken.
Ich hielt wieder ein wenig nach vorne, nicht mehr soweit nach links. Der Baum, er müsste doch irgendwo hier sein. Verzweiflung übermannte mich. Selbst wenn ich ihn fand, er war keine Garantie dafür, das ich dort auf die Anderen traf.

Ohne die Anderen fühlte ich mich so schutzlos. Und ich war auch schutzlos. Ein Windhauch könnte mich umwerfen. Meine Zehen ertasteten weichen untergrund. Als ich den Fuß nach vorne zog, schmatzte es leise. Ein Schlammfeld. Ich wandte mich nach links und hoffte, das Nura und Same einfach folgen würden. Um sie zu rufen war ich zu schwach.

Endlich wurde der Untergrund wieder trocken. Es überraschte mich jedes Mal wieder, dass der Fluss auch noch in dieser Entfernung für Schlamm sorgte. Denn wir waren noch weit weg. Das Wasser war nicht mehr als ein leises Rauschen irgenwo in der Schwärze. Ich hoffte, das der Mond schnell aufging, dann würden wir mehr erkennen können.

Müde sah ich auf. Mein Nacken schmerzte und ich spürte wie sich meine verspannte Muskeln lösten. Die ersten Sterne glitzenten Am Horizont. Ein schwarzer Schemen war irgendwo vor mir. Viel dunkler als die Nacht. Er spaltete sich nach oben hin auf. Mein Kopf war zu müde um über eine Bezeichnung nach zu denken. Ich trat in eine kleine Kuhle. Etwas sagte mir, dass ich sie erkennen sollte. Ich dachte nicht weiter darüber nach. Es war zu anstrengend.

Erst als ich ein leines Grollen hörte, erkannte ich endlich. Der Baum! Ich hatte das Rudel gefunden. Schwach leuchtende Punkte schwebten in der Dunkelheit. Immer zwei. Grünlich. Sie bewegten sich. Die Augen der Löwen. Pfoten tappten auf mich zu. Warmes Fell strich an meinen Beinen entlang. Es fühlte sich an als hätte ich noch nie etwas derartig weiches gefühlt. Alles an mir schmerzte. Für mich war es unmöglich, das etwas anderes existieren sollte. Aber es war da. Meine trockenen Lippen formten ein schwaches Lächeln. Es schmerzte. Eine raue Zunge leckte mir über die Finger. Shelva. Ein schemen, nur eine spur heller als die anderen. Naruna. Eine kleinere Gestalt. Inkani.

Ich hörten die Rufe der Löwen. Fell überall. Ich war stehengeblieben. Nura und Same maunzten leise. Mein Kopf versuchte zu bergreifen was alles passierte. Ich war wieder beim Rudel. Unendliche Erleichterung machte sich in mir breit und überdeckte alle Schmerzen. Kosar grollte laut. Keon knurrte leise als er Kosar hörte. Taos schwere Schritte tappten an mir vorbei. Seine Mähne strich über mein Bein. Der erste Mondschein erhellte den Horizont, nun würde es nicht mehr lange dauern bis er aufgehen würde. Ich erkannte undeutlich die kleine Ansammlung an Felsen, die um den Baum lagen. Kosar hatte sich darauf asgebreitet. Keon lag davor, die Pfoten anbezogen. Shelva strick an mir vorbei und ich folgte ihr. Als ich mich hinsetzte, begann sie meine Hand zu lecken. Die Schmerzen kehrten zurück, viel schlimmer als zuvor. Ich hatte gewusst das das passieren würde, aber es war mir egal. Ich war wieder bei meinem Rudel. Und der Schmerz war anders, er bedeutete, das es vorbei war. Ich würde nicht mehr alufen müssen. Den Gedanken an Wasser und die Jagt verdrängte ich erfolgreich.

Bewegung war in das Rudel geraten. Der Mond würde bald aufgehen, wir waren wieder komplett. Sie liefen umher und grollten leise. Inkani strich um Keon herum und rief ihr Geischt an seinem Hals. Es fauchte, ließ es aber geschene. Naruna kümmerte sich um Nura und Same die sich hingelegt hatten. Anori lief aufgeregt umher. Ich konnte kaum glauben, das sie noch Energie hatte, aber sie war viel kräftiger als ich. Der weite Weg hatte ich deutlich weniger zugesetzt. Geräusche erfüllten die Luft. Grollen, fauchen, das tappen von Pfoten und Fell das über Fell rieb. Spannung baute sich auf. Der Wind trug mir kaum merklich die Gerüche von Wild zu. Die Jagt würde bald losgehen.

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Sorry >.< Ich muss mich noch dran gewöhnen, dass ich nicht am Sonntag alles runter schrauben sondern unter der Woche immer wenn ich Mal Zeit habe oder Abends...

Rote Sonne Die Löwen von AkanaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt