7. Kapitel

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Ein paar Äffchen suchten kreischend das Weite, als ich den Bach erreichte. Ich tauchte den Köcher unter Wasser und wartete bis keine Luftblasen mehr aufstiegen. Dann wuchtete ich ihn wieder heraus. Wasser schwappte über meine Hände und lief über meine Beine. Ich stand auf. Im Dschungel war es kalt. Und feucht. Das genaue Gegenteil der Steppe. Als ich wieder aus dem Dschungel trat, traf die Hitze mich wie ein Schlag. In der kurzen Zeit in der ich Wasser holen gegangen war, war die Sonne weiter gewandert. Nun war sie so hell, dass ich meine Augen zusammenkneifen musste. Die roten Felsen reflektierten das Licht und leuchteten gleißend. Die Erde unter meinen Füßen war merklich wärmer geworden. Naruna trottete in den Schatten. Inkani begleitete sie und warf mir einen Blick zu. Das war ein gutes Zeichen. Naruna humpelte nur schwach. Die Bissverletzung an ihrem Hinterlauf hatte schlimm ausgesehen. Die silberne Löwin ließ sich neben den Felsen fallen und fing an sich die Pfoten zu säubern.
Vern war ebenfalls im Schatten. Eine grauenhafte Wunde zog sich quer über ihr Gesicht und knapp unter ihrem rechten Auge entlang. Selbst von hier konnte ich erkennen, dass sie immer noch blutete. Anori lag als Fellhaufen in einiger Entfernung. Der Rest fehlte. Wo war Kosar? Und Fayi und Tao? Was war mit ihnen? Sorge krallte sich in meine Brust.
Inkani sprang auf mich zu wir gingen zu Keon. Der mächtige Löwe lag in der prallen Sonne. Seine Mähne war vollkommen zerzaust und verdreckt. Blut und Schmutz verklebten die Haare und stellenweise waren sie büschelweise ausgerissen worden. Drei Krallenspuren zogen sich über seine Brust und sein restliches Fell war voller Blut und Staub sodass ich keine weiteren Wunden erkennen konnte.
Wieder traten mir Tränen in die Augen. Ich kniete mich neben den Löwen und strich ihm sanft über den Nasenrücken. Inkani begann ihm das Fell zu lecken. Ich begann vorsichtig Wasser über sein Maul fließen zu lassen. Seine Nase war trocken. Kein gutes Zeichen.
Es wurde immer wärmer. Die Hitze schlug auf die Felsen und brannte über meine Haut. Kein Luftzug regte sich mehr und Schweiß bildete sich an meinen Armen. Keon brauchte Schatten. Und die Anderen auch. Shelva war zu uns gekommen und half Keons Fell zu säubern. Noch immer regte er sich nicht. Ich ließ Wasser in sein Maul laufen. Nicht geschah. Mit brennenden Augen sah ich den einst so stolzen Löwen an. Seine Brust hob und senkte sich kaum noch. Seine Nasenlöcher bewegten sich nicht und ich konnte keinen Luftzug spüren. Seine Lefzen waren trocken. Shelva wurde zunehmend unruhiger. Ihre Zungenstriche wurden immer kräftiger und ihr Schwanz peitschte hinter ihr hin und her. Sie rieb ihren Kopf an Keons Schulter. Inkani versuchte ihn in richtung Schatten zu schieben, doch der Löwe wog doppelt so viel wie sie und bewegte sich kaum.
Das Wasser in dem Köcher war aufgebraucht. Die Sonne brannte auf uns herunter. Zweifel, ob Keon jemals erwachen würde, zerfraßen mich. Es schien als würde er schlafen, doch als ich die Hand auf seine Seite legte, spürte ich nichts mehr.
Nein!
Ich sprang auf und rannte zurück in den Dachungel.
Nein! Das lasse ich nicht zu!
Angst grub sich mir in die Brust. Das durfte nicht sein. Keon musste aufwachen!
Ich nahm mir nicht die Zeit den Köcher ganz zu füllen oder darauf zu achten, dass das Wasser nicht herauslief. Ich tauchte es einmal unter und rannte dann zurück. Jeder Schritt schien Ewigkeiten zu verschlingen. Mit jedem Wimlernschlag...ich verbannte diese Gedanken aus meinem Kopf, während die Tränen über mein Gesicht liefen.
Bei Keon anvekommen kippte ich den zu drei-virteln vollen Köcher direkt über seinem Gesicht aus und sprang zurück. Eine der ersten Regeln die ich gelernt hatte war, nie einen schlafenden Löwen zu wecken. Sie reagierten immer agressiv und schlugen nach einem.
Keons Maul öffnete sich ein winziges bisschen weiter und eine seiner Pfoten regte sich kurz. Sein Augenlied öffnete sich halb, seine Pupille war grau verschleiert und das einst strahlende Blau war rötlich und dunkel. Noch immer liefen mir Tränen aus den Augen, doch diesmal aus Freude. Wieder rannte ich los und holte Wasser. Ohne den Köcher hätte ich nichts gehabt. Ich dankte wem auch immer, der dafür verantwortlich war, dass ich ihn mitsamt der Pfeile damals gefunden hatte.
Vorsichtig ließ ich Wasser in sein Maul laufen. Wie bei Naruna musstr Shelva ihm den Hals lecken, damit er schluckte. Es dauerte doch schließlich war Keon in der Lage seinen Kopf zu heben. Er hechelte schwach und knurrte. Die Sonne brannte ihm auf das helle Fell. Shelva leckte ihm immer noch beruhigend über die Seite.
Dann sah Inkani auf. Ihre plötzliche Bewegung und die halb ausgefahrenen Krallen ließen mich herumfahren. Eine Siluette war in einiger Entfernung erschienen. Ein Löwe.
Die Fremden! Nein. Nicht jetzt! Schoss es mir durch den Kopf. Inkani sprang auf den Löwen zu. Ihre Pfoten wirbelten Staub auf und sie hinterließ klare Pfotenabdrücke und zerknicktes Steppengraß. Ich beobachtete wie sie auf den Löwen zurannte und tastete nach dem leeren Köcher. Die Sonne stach mir in die Augen. Ich konnte kaum etwas sehen. Diesen Löwen kannte ich nicht. Seine Mähne war zu dünn und sein Gang anders. Doch Inkani griff ihn nicht an. Sie schmiwgte sich an ihn und drückte ihren Kopf an seime Seite. Der Fremde leckte ihr über die Nase und ging weiter. Nein. Er taumelte. Die Sonne wurde für einen Augenblick von einem vorbeischwebenden Wolkenfetzen verdeckt und ich erkannte Tao.
Freude und Erleichterung durchfluteten mich. Ich sprang auf und rannte auf die beiden zu. Ich schlang meine Arme um den Löwen und klammerte mich in seine Mähne. Tränen rannen über sein Fell und Tao schwankte. Ich vergrub mich in seiner Mähne und Inkani leckte ihm über das Gesicht.
Dann sah ich wieder auf. Taos halbe Mähne war ausgerissen. Getrocknetes Blut und Schmutz hingen überall an ihm und er humpelte stark. An der Schulter und an der Flanke hatte er Löcher im Fell die von Bissspuren zeugten und unzählige Kratzer hatten Furchen in seine Haut gegraben. Er atnete schwer und es klang pfeifend. Eine seiner Pfoten war schlammverkrustet, sie sah dicker aus und er belastete sie nicht. Seine Pupillen war riesig und sahen trüb aus. Er war vollkommen erschöpft. Schwer ließ er sich in den Schatten fallen und regte sich nicht mehr.
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Mein Laptop funktioniert (mal wieder...) nicht. Das heist, dass ich momentan keine Korrektur machen kann.
Weil...zu faul...>.<

Rote Sonne Die Löwen von AkanaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt