„Rosalie!"
Mein Name.
Er war ein Lachen. Aber nicht irgendeins, sondern ihrs.
Dunkle Erinnerungen überfluteten mich und ich sah die alten Bilder so deutlich vor mir, als würde ich es im Fernsehen sehen.
Maya.
Sie trug das schwarze Kleid, das sie sich damals für Sams Party gekauft hatte.
Ihre grünen Augen strahlten. Die langen Locken wirbelten um sie herum wie tausend kleine Flammen, als sie anfing, sich um sich selbst zu drehen.
Ich schluckte.
Panik überkam mich.
Kälte legte sich über mich. Wie ein Schleier, hauch dünn, aber immer noch bedrohlich.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich sie an.
Augenblicklich begann ich zu zittern und nach Luft zu schnappen, obwohl es verdammt stickig im Krug war.
Sofort krallten sich meine Finger in das Nächste, das sie zu fassen bekamen. In meinem Fall war es der schwitzige Arm eines Jungen. Mein Griff war kalt.
Fest.
Bestimmend.
Ich starrte Maya an, wie sie in der Menge unterging und wieder auftauchte, als schwamm sie im Meer.
„Rosa?"
Wieder lachte sie meinen Namen, blickte mich verträumt an. Mit einem Mal kam er zurück, der Nebel, der alles zum Stillstand brachte und meine Gefühle erfolgreich verbarg.
„Rosa!"
In mir drin gefror das Blut.
Ich spürte, wie sich kleine Eiskristalle in mir bildeten.
Sofort überschwemmte mich Angst, die langsam aus den Nebelschwaden kroch.
Bei jeder noch so kleinen Bewegung könnte ich zerbrechen.
Maya winkte mir munter zu, wirbelte fröhlich vor mir hin und her. Wiegte sich zum Rhythmus der Musik.
Dabei konnte das doch nie und nimmer wahr sein.
Denn, verdammter Mist nochmal, sie war doch tot!
Mausetot!
So tot wie Mama und Papa...
Shit, man, ich erinnerte mich doch daran! Sams Blick, damals, im Krankenhaus. Die glitzernden Tränen auf seinen Wangen.
Nein, ich wusste es!
Wie ich auf ihrer Beerdigung saß, in diesem grässlichen Wollkleid, das ich nur ihr zu Liebe gekauft hatte. Wie ich meine Finger in die Haut von Sams Hand gegraben habe und so schrecklich weinte, dass ich fast zusammen klappte. Es war so scheiße heiß gewesen, dass ihre Mutter fast nen Kollaps gekriegt hätte. Die schrecklichen Scherzte ihres Onkels, mit denen er versuchte, die Stimmung etwas zu kippen. Und Mama hatte extra Kartoffelsalat gemacht.
„Rosa?!"
Nein, jetzt mal im Ernst. Dieser Tag hatte sich damals in meinen Kopf tätowiert, stand dick und fett in geschwungenen Buchstaben auf meinem Gehirn. Maya war tot. Ich bildete es mir nur ein, dass sie dort in der Masse stand und tanzte.
So musste es sein!
Irgendeine Stimme holte mich wieder in die Gegenwart zurück.
Das war damals gewesen.
Damals gab es nicht mehr.
Damals war tot.
Als ich neben mich blickte, tauchte Sam Perlman mich in ein besorgtes erbsengrünes Strahlen. Irgendwie faszinierten mich die Farben der Augen, besonders Sams schafften es immer, mich irgendwie zu beruhigen. Auch wenn er mich mit seinen hellbraunen, fast schon rötlich schimmernden Haaren und dem leichten drei Tage Bart immer an einen treudoofen Husky erinnerte. Sofort legte sich eine heiße Wut über mich, die die einsetzende Ruhe verflammte und zu Staub zerbröseln ließ.
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Schattengier - Würdest du aus Liebe töten?
ÜbernatürlichesAls Rosa nach dem Tod ihrer Eltern zurück in ihr Heimatdorf zieht, hätte sie nie gedacht, dass dies einen Wirbelwind der Gefühle und Erinnerungen mit sich bringt, allesamt schlecht und schmerzend. Der einzige Grund, wegen dem sie sich nicht von treu...