Verwirrt blickte ich ihn an.
"Waaas?" Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem zarten Lächeln. "Ob es dir gut geht, wollte ich wissen." Gentelmanlike hielt er mir die Tür auf und sah dabei so ulkig aus, dass ich lachen musste. Der Klumpen kalter Lava in mir fing an, langsam wieder warm zu werden. "Ja", antwortete ich und trat in die Dunkelheit der Eingangshalle. Ich hörte, wie er leise lachte.
"Willst du was trinken?"
Seine Stimme klang in der Dunkelheit unnatürlich fremd und erinnerte mich an irgendjemanden. Irgendetwas klopfte an meine Tür und immer wenn ich sie öffnete, verschwand die Erinnerung in Dunkelheit. "Nein", hauchte ich, als Adam das Licht an knipste. "Nein!" Verwundert sah er mich an, eine Augenbraue hochgezogen. "Was?" Erschrocken griff ich nach dem Treppengeländer und hielt mich daran fest.
Um.
Nicht.
Umzufallen.
Denn Adam sah Todd Marshall in diesem Moment zum Verwechseln ähnlich!
Einen Moment glaubte ich wirklich, dass er vor mir stand, selbst wenn ich wusste, dass das eigentlich unmöglich war.
Todd war schon lange weggezogen, wenn nicht sogar tot.
Doch als ich blinzelte, war er verschwunden und Adam stand vor mir, blinzelte mich unsicher an. "Was ist los, Rosa?", fragte er besorgt und sah mich freundlich auffordernd an. "Du... Du sahst so aus wie jemand, den ich mal kannte." Meine Stimme zitterte, klang fast schon ehrfürchtig. Doch Adam lächelte nur erleichtert. "Na, dann muss der ja genauso gut ausgesehen haben wie ich", scherzte er und kicherte wie ein kleiner Schuljunge.
Ich griff nach seiner Hand. "Können wir vielleicht da weiter machen, wo wir vorhin aufgehört haben?", fragte ich leise. Er lächelte auf mich herab. "Es wäre mir eine Ehre", lachte er und drückte seine Lippen wieder auf meine, während ich mich in dem Moment verlor.
*
"Du bist wunderschön", flüsterte er dicht an meinem Ohr, sein Gesicht leuchtete im flackernden Licht der Kerze, während sich seine Worte unter meine Haut gruben und mich überglücklich machten.
"Und du bist unglaublich süß."
Meine Stimme zitterte, ob vom Wein oder den elektrischen Schlägen, die durch meinen Körper fuhren, wann immer er mich berührte, wusste ich nicht. Seine Lippen verzogen sich zu einem zuckersüßen Lächeln. "Willst du mir erzählen, warum du vorhin unten auf der Treppe saßt?", wisperte er an mein Ohr und zog mich näher an sich heran. Augenblicklich pumpte sich tiefes Unbehagen durch meine Venen, während mein sich langsam verklärender Blick auf die gepunktete Tasse vor mir auf dem Sofatisch richtete. Nach unserem Kuss in der Eingangshalle hatte er mich so lange dazu überredet, etwas Warmes zu trinken, da ich so zitterte, als litt ich unter einer starken Unterkühlung. Wiederwillig hatte ich mich auf eine Tasse Tee eingelassen, allerdings nur unter der Bedingung, dass wir dort weiter machten, wo wir aufgehört hatten.
Nämlich bei uns.
Und, obwohl ich es eigentlich nicht wollte, plapperte ich einfach drauf los, nur um ihn schnell wieder küssen zu können. Himmel, ich glaube, ich war wirklich ziemlich doll betrunken.
"Ich hab mich mit Darvin gestritten", hauchte ich in sein Ohr, während ich meine Finger in seinem dunkelblonden Haar verkrallte und er mir zarte Küsse auf die Wange drückte.
Himmlisch.
"Er ist so ein Arschloch! Ich..." Ich prustete los, als Adam die empfindliche Stelle unterhalb meines Ohres streifte. Kichernd schubste ich ihn von mir weg, während sich eine unbändige Liebe in meinem Herzen empor zu meinem Verstand vor fraß, der mich daran erinnerte, dass es da immer noch Sam und meine Gefühle für ihn gab. Tief in mir drin wusste ich, dass es nicht fair war, mit den Gefühlen der beiden zu spielen. Aber eine mich fest umklammernde, egoistische Seite in mir konnte das einfach nicht.
Und zwar aus dem einfachen Grund, dass ich niemanden hatte, dem ich etwas bedeutete. Und nun tauchten zwei superheiße Typen auf und interessierten sich beide für mich.
Konnte man mir das verübeln?
Vermutlich nicht.
"Lass es", kicherte ich und versuchte, seine Hände weg zu schlagen, die noch immer versuchten, mich irgendwie festzuhalten. Doch er begann, mir in die Seite zu piksen und mich durch zu kitzeln.
Dicht vor meinem Gesicht hielt er inne.
"Du bist so unglaublich schön, Rosa", flüsterte er wieder wie ein Mantra vor sich her. Erst hob sich der eine Mundwinkel, dann der andere. Alles in mir drin begann zu flattern und wild zu rumoren, während das Orchester der Liebe in mir immer schneller und schneller spielte.
Und dann waren da wieder seine Lippen auf meinen, die mir den Verstand raubten, mich zum Fliegen brachten.
Und seine Hände, die sich vorsichtig unter mein Shirt schoben, langsam und bedächtig, so als wolle er fragen, ob es okay war.
Für ein paar kurze Herzschläge löste ich mich von ihm, vergrub meine vor Glück zitternden Finger in seinem Haar. Ich musste ihn jetzt einfach ansehen, musste sehen, wie verträumt und zufrieden er aussah. Augenblicklich runzelte er die Stirn und verstand meine kurze Pause offenbar vollkommen falsch. "Ich will es", wisperte ich deshalb und schob seine Hände wieder an ihren Platz.
Adam lächelte, küsste mich und löste in mir einen Kollaps der Schmetterlinge aus.
*
Mitten in der Nacht schreckte ich panisch aus einem Albtraum auf.
An den Traum erinnerte ich mich nicht mehr so genau, nach und nach fielen einzelne Puzzleteile des Traums in meinen Kopf und setzten sich zu einem verschwommenen Bild zusammen.
Adam und Sam, die miteinander rungen, Michelle die heulend neben dran saß.
Hektisch sah ich mich um, mein Atem, rasselnd und stoßweise, während mein Herz schnell gegen meine Rippen donnerte und ich mir ziemlich sicher war, dass Adam meinen Herzschlag hören konnte. Mit meiner Hand fuhr ich tastend über das Bettlaken, das kalt und unberührt war. Verwirrt schlug ich die Decke zurück und setzte mich auf. Mein Blick flog durch das Zimmer und erfasste jeden noch so kleinen Zentimeter des Raumes, in dem Adam nicht mehr war.
Nervosität brach über mir herein. Wo konnte er bloß stecken?
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter, schwang die Beine aus dem Bett und tapste zitternd zur Tür.
Im Flur brannte Licht.
Mit einem merkwürdigen Gefühl im Bauch ging ich in die Küche. Aber auch hier war er nicht. Verwirrt musterte ich die flatternden Vorhänge im Wind, spürte, wie irgendetwas meinen Körper erklomm.
Panik brannte in mir auf.
So wie es aussah war ich ganz allein.
Im Marshall-Haus.
Während ich innerlich brannte, blieb mein Körper unglaublich ruhig, als sei es ihm egal, was hier passierte. Obwohl sich um mich herum alles drehte und verschwamm, tapste ich zurück ins Schlafzimmer und ließ mich auf die Bettkante sinken.
Das Einzige, das ich in diesem Moment wusste war, dass ich Adam finden musste.
Wo konnte er denn verdammt noch mal bloß stecken?
xxxx
es ist zwar nicht viel, aber es kommt gleich noch eins:D
und tut mir leid, dass nicht so viel kam in den letzten Tagen...
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Schattengier - Würdest du aus Liebe töten?
ParanormalAls Rosa nach dem Tod ihrer Eltern zurück in ihr Heimatdorf zieht, hätte sie nie gedacht, dass dies einen Wirbelwind der Gefühle und Erinnerungen mit sich bringt, allesamt schlecht und schmerzend. Der einzige Grund, wegen dem sie sich nicht von treu...