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Ich steckte in einem Schutzanzug.

Mein gesamter Körper war in eine Decke aus Watte gehüllt und schirmte für einige Herzschläge alle Geräusche, Gerüche und Farben aus, all die Emotionen, die auf mich einprasselten, während ich mich vor Adam warf.

Zuerst nahm ich den Schmerz überhaupt nicht wahr, hörte nichts mehr, außer das Blut, das in meinen Ohren rauschte.

Ich wollte mich nicht entscheiden.

Irgendwie mochte ich es, dass sich die beiden so um mich bemühten.

Dass ich sie beide als Freunde hatte, die beiden Jungs, in die ich mich auf wundersame Weise verliebt hatte.

Ich konnte noch nicht mal sagen warum.

„Rosa?"

Lag es an Sams warmer, rauer Stimme, dass ich ihn liebte?

Oder lag es an der Tatsache, dass er mich so sanft weckte?

„Rosa!"

Waren Adams vorsichtige Berührungen der Grund, warum ich mich in ihn verliebt hatte?

„Rosa! Verdammt, jetzt wach doch bitte auf!"

Unverzüglich spürte ich, wie mein Körper allmählich wieder etwas empfand.

Zuerst das nasse Laub unter meinen Handflächen und die Kälte, die sich durch meine Kleider fraß.

Das Zwitschern der Vögel und das Rauschen des Windes.

Der vertraute Duft von Gras und Sams Aftershave.

Zögernd schlug ich die Augen auf, fokussierte meinen Blick auf die Wolken am Himmel, die langsam über mir hinweg flogen, bis ich die besorgten Gesichter von Adam und Sam über mir sah- und von einem heftigen Flattern und Prickeln heimgesucht wurde.

Erst als Adam ungeschickt mit seinen Fingerkuppen über meine Haut strich, flammte der ohrenbetäubende Schmerz auf.

Genüsslich schlich er in meine Wange, zusammen mit einem Gefühl, das ich bis heute nicht benennen konnte. Meine Gedanken waren taub und flatterten still umher, stießen gegen meinen Kopf, zusammen mit dem Pochen in meiner Wange. Kalt und fordernd zog es sich in meinem Gesicht herauf, zog überall und brannte.

Brannte eine Mauer in mir nieder, die ich so schmerzhaft und mühevoll errichtet hatte.

Und dann kamen mir die Tränen, und mit den Tränen auch die Geräusche.

"Oh Gott Rosa!", schrie Adam aufgebracht und voller Panik in der Stimme, Der Klang war ein Messerstich in mein Hirn, eine grausame Vergewaltigung von jeder Zelle.

Fassungslos strich er immer wieder über meine Verletzung und versuchte, mir in die Augen zu blicken. Doch ich wich ihm aus und konzentrierte mich voll und ganz auf den Schmerz.

Er war so grausam und qualvoll.

Bei jeder kleinsten Regung zuckte er abermals auf, krallte sich in jeden Muskel.

Sofort stöhnte ich leidig auf.

Adams Gesicht über mir wurde immer blasser und blasser. Schließlich wandte er sich von mir ab und schenkte Sam nur ein wütendes Knurren. "Bist du eigentlich bescheuert?", keifte er und krallte sich wutentbrannt in Sams Kragen, um ihn mit einem heftigen Ruck aufzuziehen.

Sam hingegen starrte noch immer fassungslos und blass auf mich herunter, Tränen schwammen in seinen Augen.

Reue zeichnete sich in seinen Zügen ab.

Schattengier - Würdest du aus Liebe töten?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt